Medienanstalten: Barrierefreiheit privater Medien wird besser - epd medien

04.03.2024 14:17

Brema-Direktorin Cornelia Holsten ist Beauftragte der Medienanstalten für Barrierefreiheit

Bremen (epd). Bei der Barrierefreiheit der großen privaten Sendergruppen hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren viel getan, es gibt aber noch Luft nach oben. Das ist das Ergebnis des neuesten bundesweiten Monitorings der Medienanstalten, das am Montag in Bremen mit ersten Daten vorgestellt wurde. Der komplette Bericht aus dem Erhebungszeitraum zwischen Anfang und Ende 2023 soll im April oder Anfang Mai veröffentlicht werden.

Die Direktorin der Bremischen Landesmedienanstalt (Brema), Cornelia Holsten, berichtete, dass die Untertitelung der Sendungen bei ProSiebenSat.1 zwischen 2015 und 2023 von 7 auf 37 Prozent gestiegen und bei RTL Deutschland von 2 auf 23 Prozent. Beim Monitoring im vergangenen Jahr seien etwa 220 bundesweite TV-Sender und Streaming-Plattformen befragt worden. "Geantwortet haben circa 180, das ist ein Rücklauf von etwa 90 Prozent", resümierte Holsten, die Juristin ist sowie Themenbeauftragte der Medienanstalten für Barrierefreiheit und Diversity.

ProSiebenSat.1 ist weiter als RTL

ProSiebenSat.1 ist beim Thema Barrierefreiheit Holsten zufolge derzeit weiter als RTL Deutschland. Bei den kleineren privaten Sendern gibt es deutlich mehr Nachholbedarf. So haben nach der Erhebung der Medienanstalten nur 35 Prozent über Untertitelungen berichtet. "Da muss man erstmal atmen, das ist nicht mal die Hälfte", bilanzierte Holsten. Größter Problemfall seien Live-Sportveranstaltungen, die sich schwer untertiteln ließen.

Seit Juni 2022 sind private und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten mit dem Zweiten Medienstaatsvertrag gesetzlich verpflichtet, barrierefreie Angebote aufzunehmen und auszuweiten sowie jährlich über die Barrierefreiheit ihrer Angebote Bericht zu erstatten. Zu den Berichtspflichten gehörten neben der Untertitelung auch die Themenfelder Audiodeskription, Gebärdensprache, Leichte Sprache sowie die Barrierefreiheit in Online-Angeboten und Apps.

Christiane Möller vom Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband kritisierte, dass Deutschland beim Thema Barrierefreiheit in den privaten Medien längst nicht da sei, wo etwa die Briten und die US-Amerikaner seien. Zu der Präsentation mit anschließender Diskussion hatten die Bremische Landesmedienanstalt und der Landesbehindertenbeauftragte Arne Frankenstein in den Festsaal der Bremischen Bürgerschaft eingeladen.

lnb



Zuerst veröffentlicht 04.03.2024 15:17 Letzte Änderung: 04.03.2024 15:52