SWR verzeichnet 2023 Überschuss von fast 50 Millionen Euro - epd medien

19.07.2024 09:38

Die Bilanz des SWR hat sich nach einem Defizit von mehr als 70 Millionen Euro im Jahr 2022 erholt und kann für das vergangene Jahr ein deutliches Plus verzeichnen. Gestiegen sind unter anderem die Einnahmen aus den Rundfunkbeiträgen.

Das SWR-Funkhaus in Stuttgart

Stuttgart (epd). Der Südwestrundfunk (SWR) hat im vergangenen Jahr einen Überschuss von rund 48,75 Millionen Euro erzielt. Für 2022 hatte der Sender noch einen Fehlbetrag von mehr als 71,77 Millionen Euro bilanziert, wie aus der Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 2023 hervorgeht, die der SWR am 12. Juli in seinem Geschäftsbericht veröffentlichte. Damit lagen der SWR und der Hessische Rundfunk (HR), der einen Überschuss von mehr als 49 Millionen Euro verzeichnete, 2023 im Ergebnis fast gleichauf.

Einmalige Effekte helfen der Bilanz

Wie der SWR auf Anfrage mitteilte, beliefen sich die Gesamtaufwendungen des Senders im Jahr 2023 auf rund 1,3 Milliarden Euro. Die Erträge summierten sich auf mehr als 1,35 Milliarden Euro, wodurch das Plus von knapp 50 Millionen Euro zustande kommt. Der deutliche Sprung vom Negativ-Ergebnis im Jahr 2022 sei "überwiegend auf einmalige Effekte zurückzuführen", erklärte der SWR.

Beispielsweise hätten sich die Rundfunkbeiträge im Jahresvergleich um rund 45,8 Millionen Euro erhöht. "Die Mehrerträge gegenüber der Feststellung der KEF dürfen aber nicht verausgabt werden, sondern sind in die Berechnung des Finanzbedarfs und damit der Beitragshöhe ab 2025 eingeflossen", erläuterte der Sender.

Zu einer weiteren Entlastung komme es durch den für die Berechnung der Altersversorgungsrückstellung anzuwendenden Zinssatz. "Dieser Zinssatz ist zum ersten Mal seit der Einführung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes gestiegen. Entsprechend kommt es erstmals statt zu einem zusätzlichen Aufwand zu einem Ertrag aus der Zinssatzänderung und damit zu einer geringeren Rückstellungszuführung", so der SWR. Die Verbesserung daraus betrage 35,9 Millionen Euro.

Erhöhung des Rundfunkbeitrags weiterhin nötig

Eine weitere Verbesserung der Bilanz ergebe sich aus dem geringeren Aufwand für Programmgemeinschaftsaufgaben, etwa Sport-Lizenzkosten. Dieser Posten mache 23,3 Millionen Euro aus. 2023 sei kein Sportjahr gewesen, weshalb es zu diesen Schwankungen komme. Außerdem seien die "Erträge aus dem Abgang von Anlagevermögen in Verbindung mit den Finanzerträgen" höher als im Vorjahr, was einem Plus von 34,7 Millionen Euro entspreche. Dabei handle es sich um Effekte, "die sich aus der Umschichtung innerhalb der Kapitalanlagen ergeben, die nicht jährlich in dieser Höhe anfallen".

Das Ergebnis verschlechtert habe der Abbau von Programmvermögen in Höhe von 16,4 Millionen Euro aus, so der SWR. Der Sender betonte mit Blick auf die Empfehlung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), den Rundfunkbeitrag ab kommendem Jahr um 58 Cent auf 18,94 Euro zu erhöhen, dass das bessere Ergebnis im Jahr 2023 "nichts an der Notwendigkeit" einer solchen Erhöhung ändere.

Mehr als 400 Millionen Euro für das ZDF

Der Gewinn- und Verlustrechnung des Senders ist zu entnehmen, dass dem SWR insgesamt rund 1,597 Milliarden Euro aus den Rundfunkbeiträgen zugingen, was einem Plus von mehr als 60 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr entspräche. Davon flossen jedoch knapp 46,71 Millionen Euro an das Deutschlandradio, 30,34 Millionen Euro an die Landesmedienanstalten und rund 407,88 Millionen Euro an das ZDF ab. Diese drei Beträge haben sich im Vergleich zu 2022 ebenfalls erhöht, am deutlichsten dabei die Abgabe an das ZDF: Hier waren es im Jahresvergleich mehr als 16 Millionen Euro mehr.

Daneben konnte der SWR der Bilanz noch weitere Umsatzerlöse in Höhe von rund 45,33 Millionen Euro verbuchen. Für Löhne und Gehälter zahlte der Sender rund 294,56 Millionen Euro aus. Hinzu kamen weitere mehr als 80 Millionen Euro für Sozialabgaben und Aufwendungen für Altersversorgung.

Der SWR-Rundfunkrat genehmigte den Jahresabschluss 2023 in seiner Sitzung am 12. Juli. Diesen hatte der SWR-Verwaltungsrat bereits in seiner Sitzung am 28. Juni festgelegt. Die Wirtschaftsprüfer versahen den aktuellen Jahresabschluss mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk und erklärten die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung, wie das Gremium mitteilte.

Gniffke betont knappe Ressourcen

Im Bericht des SWR-Intendanten Kai Gniffke im Geschäftsbericht heißt es, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in den zurückliegenden Monaten "intensiven Diskussionen ausgesetzt gesehen" habe: "Über die angemessene Höhe der finanziellen Ausstattung wurde ebenso intensiv diskutiert wie über die Frage der Unabhängigkeit und Ausgewogenheit unserer Angebote", so Gniffke.

Aktuelles Ziel sei es, "alle Menschen mit qualitativ hochwertigen Angeboten" auf allen Ausspielwegen zu versorgen. Um im non-linearen Bereich neue Wege beschreiten zu können, müsse an einigen Stellen Kraft gewonnen werden. "Nur so kann es gelingen, mit knapper werdenden Ressourcen dem Anspruch gerecht zu werden, für alle Menschen da zu sein", so Gniffke.

cph



Zuerst veröffentlicht 19.07.2024 11:38 Letzte Änderung: 19.07.2024 11:44

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Wirtschaft, cph, SWR, Bilanzen, Gniffke, NEU

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