04.09.2024 09:26
Kinderpodcasts bei einem Festival des RBB
epd "Na, wer von euch kennt denn schon die ARD Audiothek?" fragt Moderatorin Lena Bender. Vielleicht ein Drittel der Hände im Publikum geht in die Höhe. Nicht beim erwachsenen Publikum, das auf den Stühlen sitzt, sondern bei den rund 30 Drei- bis Siebenjährigen, die auf bunten Kissen davor Platz genommen haben. Der RBB hat bei seinem Festival mit dem Titel "House of Podcast" den letzten Tag zum Kindertag erklärt. Im Foyer begrüßt eine Fotowand die kleinen Besucher sowie eine "Ohrenbär-Höhle", die allerdings eher ein Zelt ist. Das dürfte auch die größeren Gäste freuen, die parallel im Großen Sendesaal ein Gespräch der Sendung "Der zweite Gedanke" über "Ost- und Westdeutschland, die Radikalisierung der AfD und den großen, herausfordernden Begriff der Freiheit" hören. Etwas Geborgenheit kann angesichts solcher Themen ja guttun.
Wer die Audiothek noch nicht kennt (und alle anderen auch), bekommt neben der Bühne einen kleinen Werbefilm gezeigt, in dem zwei Kinder im Kita- bis Grundschulalter vorführen, wie einfach die Bedienung der App auf dem Tablet ist. Schwer zu sagen, ob hier wirklich die anwesenden Kinder die Zielgruppe sind. Aber es ist zu vermuten, dass auch die Erwachsenen im Raum nicht erst überzeugt werden müssen, sonst wären sie ja nicht hier.
Wann immer Menschen über das Expansionspotenzial von Podcasts fachsimpeln, fällt bald der Satz, Kinder seien eine noch nicht ausreichend erschlossene Zielgruppe. Denn noch ist das Angebot tatsächlich nicht besonders groß, die ARD und Deutschlandfunk sind die Platzhirschen. Die Audiothek ist werbefrei, und die öffentlich-rechtlichen Sender haben Redaktionen, die sich mit Hörinhalten für Kinder auskennen. Ab welchem Alter diese das Konzept "Podcast" verstehen, ist fraglich. Aus Privatempirie kann ich nur berichten, dass mein sechsjähriges Kind erwartet, dass alles auf Abruf verfügbar ist. Ob die Geschichten, die es gerne hört, aus einem Podcast oder einem Hörspiel auf Spotify stammen, ist ihm egal.
Gerade für die ganz junge Zielgruppe, die auch bei "House of Podcas" anwesend war, sind Podcasts vor allem Geschichten. Mal als opulentes Hörspiel inszeniert, oft einfach nur gut vorgelesen. Ab dem Grundschulalter kommen dann Wissensformate wie der "Checkpod" oder das "Lachlabor" hinzu. Das BR-Format, das Wissensfragen mit Rätseln verknüpft, bespielte in Berlin ebenfalls eine Bühne. Überhaupt sind Quiz- und Showformate sehr beliebt, von "Wer? Wie? Buzz?" vom "Spiegel" bis zur unabhängigen Produktion "Weißt du’s schon?". True Crime und labernde Comedians sind noch nicht in den Markt für Kinder vorgedrungen.
Bei der Veranstaltung mit Lena Bender teilen sich zwei kurze Formate die Bühne, die aus Radio und Fernsehen bekannt sind: "Ohrenbär" (Länge: 10 Minuten) und "Unser Sandmännchen" (Länge: 7 Minuten). Beide Sendungen teilen längere Geschichten gerne in Episoden auf, die in der Audiothek auch als Ganzes gehört werden können. Der "Ohrenbär" fängt an. Schauspieler Uve Teschner liest drei kurze Geschichten vor, dazwischen gibt es Live-Akkordeonmusik. Nach fünf Minuten fragt ein Kind in der ersten Reihe sehr laut: "Mama, wann kommt der Sandmann?"
Der Sandmann kommt nach 30 Minuten tatsächlich, zusammen mit den Handpuppen Moppi und Miwau, die eine kleine Szene spielen. Anschließend singen alle gemeinsam ein Lied zum 65. Geburtstag der Fernsehikone. Nach der Veranstaltung können die Kinder mit Puppenspielern und Sandmännchen Fotos machen. Der Audio-Gedanke steht in dieser zweiten Hälfte der Show kaum noch im Vordergrund, aber das ist bei anderen Live-Podcasts nicht anders. Am Ende geht es darum, die Helden, zu denen man über die Lautsprecher oder Kopfhörer eine parasoziale Beziehung aufgebaut hat, "in echt" zu sehen. Und das ist gelungen.
Copyright: Foto: privat Darstellung: Autorenbox Text: Alexander Matzkeit ist freier Mitarbeiter von epd medien und hostet den Podcast "Läuft".
Zuerst veröffentlicht 04.09.2024 11:26 Letzte Änderung: 04.09.2024 11:28
Schlagworte: Medien, Kinder, Podcasts, Festivals, RBB, Matzkeit, Journal, NEU
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