"Neue Westfälische" und "Westfalen-Blatt" verzichten auf Gemeinschaftsunternehmen - epd medien

11.10.2024 10:41

Die Konzentration auf dem Zeitungsmarkt in Nordrhein-Westfalen, insbesondere in Ostwestfalen-Lippe (OWL), setzt sich fort. Die "Neue Westfälische" und das "Westfalen-Blatt" streben eine Kooperation an, während die "Lippische Landes-Zeitung" und das "Mindener Tageblatt" planen, ihre Verlagsaktivitäten in einer gemeinsamen Holding zu bündeln.

Die "Neue Westfälische" hat ihren Sitz in Bielefeld

Münster/Bielefeld/Bonn (epd). Die "Neue Westfälische" und das "Westfalen-Blatt" verzichten auf die geplante Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zur Anzeigenvermarktung. Anfang September hatten die beteiligten Verlage für die Gründung der OWL Media Solutions GmbH und Co. KG mit Sitz in Bielefeld einen Prüfantrag beim Bundeskartellamt gestellt (AZ: V42/24). Dieses Vorhaben zogen sie am 2. Oktober zurück, wie ein Sprecher des Bundeskartellamtes in Bonn dem Evangelischen Pressedienst (epd) bestätigte. Hintergrund sind offenbar mangelnde Erfolgsaussichten.

In einer internen Mitteilung des Aschendorff Verlags aus Münster, zu dem das "Westfalen-Blatt" gehört, heißt es, das Kartellamt habe bei der Fusionskontrolle signalisiert, dass der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens zu diesem Zeitpunkt nicht zugestimmt werde. Daher habe Aschendorff die Fusionskontrollanmeldung in der ersten Oktoberwoche zurückgezogen. Unabhängig davon sei die geplante Vermarktungskooperation möglich und bedürfe keiner Freigabe des Bundeskartellamtes, heißt es in dem Schreiben, das dem epd vorliegt. Die Zusammenarbeit solle wie geplant zum 1. Januar 2025 umgesetzt werden. Dass dies rechtlich ohne Zustimmung des Kartellamts möglich ist, liegt an einer Ausnahmeregelung für den Pressebereich im Kartellrecht.

Personelle Einschnitte befürchtet

Klaus Schrotthofer, Geschäftsführer der "Neuen Westfälischen" in Bielefeld, bestätigte dem epd, dass die OWL Media Solutions GmbH wie geplant zum Jahreswechsel die Vermarktung für beide Häuser übernehmen soll. An der vertraglichen Gestaltung der Kooperation werde derzeit auf beiden Seiten gearbeitet.

Die Gewerkschaft ver.di und die Betriebsräte befürchten weiterhin personelle Einschnitte bei den Mediaberatern. Ver.di forderte Transparenz über die genauen Auswirkungen und ein klares Bekenntnis der Verlage zu tarifgebundenen Arbeitsbedingungen. Die "Neue Westfälische" gehört zu 100 Prozent zur sozialdemokratischen Medienholding DDVG. Das "Westfalen-Blatt" ist Teil der Aschendorff-Gruppe aus Münster, zu der auch die "Westfälischen Nachrichten" gehören. Die beiden Verlage arbeiten bereits in der Logistik und punktuell im Lokalsport zusammen.

Unterdessen planen die "Lippische Landes-Zeitung" und das "Mindener Tageblatt", ihre Verlagsaktivitäten in einer gemeinsamen Holding zu bündeln. Darüber berichtete die "Lippische Landes-Zeitung" am 24. September in eigener Sache. Demnach soll die neu gegründete B&G Medien GmbH künftig die Medientitel "Lippische Landes-Zeitung", "Mindener Tageblatt", "Weserspucker" und "News" sowie die Digitalagentur Bruns_digital unter einem Dach vereinen. Carsten Lohmann (50), bisher Geschäftsführer in Minden, soll operativer Geschäftsführer der neuen Verlagsgesellschaft werden. Dirk Baldus (55), derzeit Chefredakteur in Lippe, soll die Position des Chefredakteurs für beide Titel übernehmen. Benjamin Piel, der bisherige Chefredakteur des "Mindener Tageblatts", bleibt demnach bis Ende des Jahres im Amt und wechselt wie bereits seit Juni bekannt ist zum "Weserkurier" in Bremen.

Eine Genehmigung des Bundeskartellamtes haben die beiden Verlage bisher nicht eingeholt. "Bislang haben wir zu diesem Vorhaben noch keinen Eingang zu verzeichnen", sagte ein Sprecher der Behörde dem epd.

Daniel Hirschi, verdi-Gewerkschaftssekretär in Bielefeld, sieht die Entwicklung kritisch. Er befürchtet, dass langfristig weitere Zusammenlegungen folgen könnten, da die personellen Ressourcen bereits knapp bemessen seien. Sollte das Werbeaufkommen weiter zurückgehen, könnten schnell "Synergien" gefunden und "gehoben" werden. Hirschi kritisiert, dass die Verlage kaum andere Ideen als Sparmaßnahmen hätten. Das könne zu einer Abwärtsspirale führen. Dies gefährde die Presse- und Meinungsvielfalt.

fbi



Zuerst veröffentlicht 11.10.2024 12:41

Schlagworte: Medien, Presse, Verlage, Vermarktung, Bundeskartellamt, fbi

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