Claus Strunz wird Leiter von Euronews - epd medien

23.10.2024 09:12

Claus Strunz (Archivbild)

Brüssel (epd). Der Journalist Claus Strunz, Ex-Mitglied der "Bild"-Chefredaktion, wechselt zu Euronews. Er freue sich darauf, künftig "als Journalist, als Kollege und als Konkurrent" in Brüssel zu arbeiten, schrieb der 58-Jährige am 17. Oktober auf der Plattform X. Strunz soll Medienberichten zufolge Chefredakteur und zunächst Interims-CEO von Euronews werden und die "redaktionelle Strategie" des Senders vorantreiben. Das Amt des CEO hat er demnach mindestens für sechs Monate inne.

In den vergangenen Wochen hatten Medien berichtet, dass der bisherige CEO Guillaume Dubois mit sofortiger Wirkung entlassen worden sei. Strunz war viele Jahre für den Medienkonzern Axel Springer tätig, unter anderem als Chefredakteur von "Bild am Sonntag" und als Geschäftsführer der TV- und Videoproduktionen von Axel Springer. Im Frühjahr 2024 verließ er das Unternehmen.

"Tiefer Glauben an die europäischen Werte"

"Europa steht vor großen Herausforderungen", sagte Strunz der "Welt" zu seiner neuen Aufgabe: "In Zeiten wie diesen ist unabhängiger Journalismus besonders wichtig." Er verspreche einen "kritischen Blick" und einen "tiefen Glauben an die europäischen Werte".

Der paneuropäische Sender Euronews wurde 1993 gegründet, er sendet sein Programm in zwölf Sprachen. Darüber hinaus gibt es fünf Partnerprogramme in weiteren Sprachen. Euronews erreicht nach eigenen Angaben 400 Millionen Haushalte in 160 Ländern. Im vergangenen Jahr zog Euronews von seinem bisherigen Hauptsitz Lyon nach Brüssel. In Frankreich wurden rund 200 Stellen abgebaut.

Inzwischen gehören 97,6 Prozent an Euronews der Investmentfirma Alpac Capital des Portugiesen Pedro Vargas David. Als Minderheitsaktionäre sind noch die Abu Dhabi Media Investment Company, der maltesische Sender PBS und die marokkanische Rundfunkgesellschaft SNRT an Bord. Ursprünglich waren 20 öffentlich-rechtliche und staatliche Sender beteiligt.

Alpac Capital hatte Euronews vor zwei Jahren gekauft. Der Sender, der jahrelang mit EU-Mitteln gefördert wurde, soll dem "Welt"-Bericht zufolge damals Verluste geschrieben haben. Nun gelte es, Euronews "in seiner Entwicklung zu führen und zu inspirieren", sagte Alpac-Chef Vargas David.

Ungarische Regierung dementiert

Die ungarische Investigativ-Rechercheplattform Direkt36 hatte im April berichtet, dass an dem Kauf 2022 auch ein ungarischer Staatsfonds beteiligt gewesen sei. Es lägen zudem Informationen vor, wonach ein ungarischer Geschäftsmann mit engen Kontakten zur Regierung von Viktor Orban diesen Deal eingefädelt haben soll, so Direkt36. Der Vater des Käufers sei ein portugiesischer Politiker, der mit Orban befreundet sei.

Die Berichte lösten Besorgnis unter ungarischen Euronews-Mitarbeitern aus, die Zensur fürchteten. Der Leiter des ungarischen Büros erklärte allerdings im April in einem "Tagesschau"-Bericht , bislang könne Euronews "ohne Eingriffe von oben" weiterhin kritisch über Ungarn berichten.

Agnes Urban, Medienwissenschaftlerin der Corvinus Universität Budapest, äußerte in dem Bericht die Vermutung, dass Orban, der den heimischen Medienmarkt bereits dominiere, sich einen Einfluss auf internationale Medien sichern wolle. Die ungarische Regierung erklärte indes, der ungarische Staat habe nichts mit Euronews zu tun.

rks



Zuerst veröffentlicht 23.10.2024 11:12 Letzte Änderung: 23.10.2024 15:49

Schlagworte: Medien, Unternehmen, Personalien, Euronews, Strunz, rks, NEU

zur Startseite von epd medien