16.01.2025 08:55
Stuttgart (epd). Die Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) prüft, ob das Radioprogramm Sunshine Live in der Sendung "Motors" gegen Werbevorschriften verstoßen hat. Es gebe einen "Anfangsverdacht auf Werbeverstöße", teilte die LFK dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. Die medienrechtliche Einordnung des Sachverhalts werde nun weiter vorangetrieben. Der epd hatte der LFK Ausschnitte aus zwei "Motors"-Sendungen vom Herbst 2024 vorgelegt, in denen eingeladene Gesprächspartner umfangreich Werbung für ihre Unternehmen machten.
Daher steht der Verdacht auf Schleichwerbung im Raum, die laut Medienstaatsvertrag nicht zulässig ist. Es gab keine den Vorgaben entsprechende Kennzeichnung der Ausgaben als Dauerwerbesendungen. In "Motors" geht es um Autothemen. Für jede Ausgabe wird ein externer Gast eingeladen, zumeist ein Vertreter eines Unternehmens aus der Automobilbranche, aber beispielsweise auch Motorsportler. Das Format wird samstags in der Zeit von 13 Uhr bis 15 Uhr ausgestrahlt.
Sunshine Live spielt vor allem elektronische Musik und erreichte 2024 laut seinen Mediadaten pro Tag rund 1,6 Millionen Hörer. 70 Prozent der Hörerschaft sind Männer, 30 Prozent Frauen. Die LFK ist die Aufsichtsbehörde des bundesweit ausgerichteten Privatsenders, dessen Geschäftssitz in Mannheim ist.
Eine der beiden "Motors"-Sendungen, die nun die LFK prüft, ist die Ausgabe vom 28. September vorigen Jahres. Gesponsert wurde diese Ausgabe - wie auch schon frühere - vom Prüfdienstleistungsunternehmen TÜV Süd. Zu Gast war Ende September ein Mitarbeiter des TÜV Süd, der die Einstellung von neuem Personal betreut. In der Sendung ging es - wie der Moderator sagte - "um freie Stellen beim TÜV Süd", der "sehr vielfältig" aufgestellt sei, was Jobmöglichkeiten angehe.
Dabei wurden auch Hörerfragen zum TÜV Süd beantwortet, etwa zu bestimmten Stellen oder dazu, welche Weiterbildungen möglich sind. In der Sendung konnte der Firmenmitarbeiter auch die "Benefits" darstellen, die es für TÜV-Süd-Angestellte gibt, darunter arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorge und eine Konzern-Erfolgsprämie. Außerdem sprach er darüber, wie sich das "Mindset" der Firma "die letzten 20 Jahre völlig weiterentwickelt" habe. "Wir sind locker, wir sind cool geworden", sagte der TÜV-Süd-Mitarbeiter.
Die zweite "Motors"-Ausgabe, die die LFK prüft, sendete Sunshine Live am 23. November 2024. Sponsor dieser Ausgabe war das Unternehmen Liquid Elements, das Autopflegeprodukte herstellt. In der Sendung zu Gast war Sebastian Schäfer, Gründer und Geschäftsführer der Firma. Thema war die "Black Week in der Automobilbranche", wie der Moderator sagte. In der Sendung warb Schäfer breit für Produkte seiner Firma: So gebe es im Rahmen der "Black Week" Preisnachlässe von bis zu 30 Prozent. Ein "Highlight" dabei seien "Poliermaschinen, weil die sind per se natürlich relativ teuer sonst".
Auf die Frage des Moderators, was Liquid Elements "für den kleinen Geldbeutel" anbiete, nannte der Firmenchef die eigene Webseite und verwies auf dort bestellbare "Sparsets". Es gebe verschiedene "vorkonfigurierte Sets", wo "zum Beispiel ein Wascheimer dabei ist, Autoshampoo, Felgenreiniger, die Waschhandschuhe, das Trockentuch, das Zubehör dabei etc.". Nicht außer Acht lassen sollte man etwa auch Amazon, wo es von Liquid Elements "immer mal wieder so ein paar Highlight-Produkte" gebe, so Schäfer.
Sunshine Live äußerte sich nicht zu dem Verdacht, in den beiden "Motors"-Sendungen gegen Werbevorschriften verstoßen zu haben. Die Geschäftsführerin des Senders, Petra Lemcke, ließ Fragen des epd dazu unbeantwortet.
Die LFK prüft nicht nur, ob ein Verstoß gegen das Schleichwerbeverbot vorliegt. Laut dem Medienstaatsvertrag darf ein Sponsor einer Sendung diese nicht auf eine Weise beeinflussen, dass die redaktionelle Verantwortung und Unabhängigkeit des Veranstalters beeinträchtigt wird. Ob es dazu bei den beiden "Motors"-Ausgaben gekommen ist, wenn das sponsernde Unternehmen mit einem eigenen Vertreter zu Gast ist, der sich dann werbend für seinen Arbeitgeber äußert, untersucht die LFK. Die Medienanstalt prüft nach eigenen Angaben darüber hinaus, ob Sunshine Live in den beiden Sendungen zu häufig Sponsorhinweise ausgestrahlt hat.
vnn
Zuerst veröffentlicht 16.01.2025 09:55 Letzte Änderung: 17.01.2025 09:55
Schlagworte: Medien, LFK, Medienaufsicht, Sunshine Live, vnn, Werbung, Schleichwerbung, NEU
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