08.08.2024 10:11
Köln (epd). Die rassistischen Ausschreitungen in England sind nach Einschätzung der Medienwissenschaftlerin Lena Frischlich auch auf gezielte Desinformationen im Netz zurückzuführen. Daran seien rechtsextreme Gruppierungen wie die English Defence League beteiligt gewesen, sagte die Professorin vom Digital Democracy Centre an der Uni Süd-Dänemark in Odense am Donnerstag im Radiosender WDR5. "Sie betten das ein in die grundlegende Erzählung, dass Angriffe vor allem von migrantischen Personen ausgehen."
Nach einer tödlichen Messerattacke auf eine Kindergruppe in Southport am 29. Juli hatte es Falschnachrichten gegeben, wonach der Angreifer ein Asylbewerber mit arabischem Namen gewesen sei. Nach Polizeiangaben handelte es sich aber um einen in Wales geborenen 17-jährigen Sohn ruandischer Einwanderer aus einer christlich geprägten Familie. In der Folge kam es zu rechtsextremistischen und antimuslimischen Ausschreitungen, bei denen auch Moscheen und Asylbewerberunterkünfte angegriffen wurden.
Die Idee hinter der Verbreitung solcher Falschnachrichten sei, "stehendes Potenzial an Unzufriedenheit anzustacheln", sagte Frischlich. "Das machen rechtsextreme Gruppierungen in ganz vielen Kontexten." In Deutschland habe man etwa bei den Protesten gegen die Corona-Maßnahmen solche Versuche gesehen, die Unzufriedenheit mit dem Staat auszunutzen und für die eigene Agenda zu instrumentalisieren.
In Großbritannien gehe es darum, einen Sündenbock zu finden für eine generelle Unzufriedenheit, die unterschiedliche Gründe habe, etwa die Inflation oder Probleme im Gesundheitswesen, erläuterte die Medienexpertin. Das Vertrauen in staatliche Institutionen, aber auch in die Medien sei nicht sehr hoch. Dieses Misstrauen werde ausgenutzt und instrumentalisiert.
Meldung aus dem epd-Basisdienst
lwd
Zuerst veröffentlicht 08.08.2024 12:11
Schlagworte: Rechtsextremismus, Großbritannien, Medien, Internet
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