FAZ und Deutsche Welle: Journalist Mumay droht Haft in der Türkei - epd medien

26.08.2024 09:48

Bülent Mumay berichtet für zwei deutsche Medien aus Istanbul. Weil er eine gerichtlich verordnete Zensur ignoriert hatte, wurde er verurteilt. "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und Deutsche Welle wollen eine Inhaftierung ihres Autors in der Türkei verhindern.

Bülent Mumay

Frankfurt a.M. (epd). Einem Journalisten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) und der Deutschen Welle (DW) droht nach Darstellung beider Medien in der Türkei die Inhaftierung. Bülent Mumay sei im Mai vergangenen Jahres von einem Strafgericht in Istanbul zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden, teilte die Zeitung am Montag in Frankfurt am Main mit. Die gegen das Urteil gerichtete Berufung sei nun abgelehnt worden. Die DW kündigte juristische Schritte dagegen an.

Mumay sei verurteilt worden, weil er sich einer von einem regierungsnahen Bauunternehmen erwirkten Zensur widersetzt habe. Der Unternehmer hatte laut FAZ bei einer Ausschreibung über einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Euro den Zuschlag erhalten. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem Imamoglu habe die Zahlungen stoppen lassen, das Unternehmen habe seinerseits daraufhin einen Kredit pfänden lassen, den die Stadt Istanbul für den Bau der Metro aufgenommen habe.

Bülent Mumay hat sich nichts zuschulden kommen lassen.

"Das Bauunternehmen erwirkte vor Gericht, dass Berichte zu dem Fall in der Presse und in den sozialen Medien gesperrt wurden", hieß es weiter. Mumay habe den Beschluss der Zugangssperre öffentlich gemacht und sei verurteilt worden, weil er angeblich "persönliche Daten" illegal veröffentlicht habe.

Die Herausgeber der FAZ stellten sich hinter den Autor: "Bülent Mumay hat sich nichts zuschulden kommen lassen, er hat seine Arbeit gemacht, und nach europäischen Standards ist Regierungen eine kritische Beobachtung durch Journalisten zuzumuten." Sie wiesen zudem jeglichen Versuch zurück, Berichterstatter politisch und juristisch zu drangsalieren.

DW zieht vor türkisches Verfassungsgericht

Mumay schreibt den Angaben zufolge seit Sommer 2016 in der Zeitung den "Brief aus Istanbul" und arbeitet für die DW als Koordinator der Redaktion DW Türkisch in Istanbul. Der Sender plant laut Mitteilung vom Montag, den Fall vor das türkische Verfassungsgericht zu bringen. Aufgrund der abgelehnten Berufung könnte die Haftstrafe vollstreckt werden, wenn Mumay "während der Überwachungszeit eine vorsätzliche Straftat begeht", wie die DW im Mai 2023 aus der Gerichtsentscheidung zitierte.

DW-Intendant Peter Limbourg erklärte: "Bülent Mumay ist ein unerschrockener, erfahrener und kritischer Journalist, der anscheinend vom türkischen Machtapparat zum Schweigen gebracht werden soll. Die Vorwürfe gegen ihn sind offensichtlich haltlos und stellen einen Vorwand dar, um ihn und andere türkische Journalistinnen und Journalisten einzuschüchtern." Die DW stehe weiterhin an seiner Seite und werde ihn "auch juristisch mit aller Kraft unterstützen".

sro



Zuerst veröffentlicht 26.08.2024 08:38 Letzte Änderung: 26.08.2024 11:48

Schlagworte: Medien, Türkei, Justiz, FAZ, DW, Mumay, Pressefreiheit, sro, NEU

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