In den Kinderschuhen - epd medien

25.09.2024 14:55

Die "Superduper Show" auf ProSieben erzielte nur geringe Einschaltquoten. Auch Lukas Respondek kann der Show nicht viel abgewinnen.

Bill Kaulitz (l.), Katrin Bauerfeind und Tom Kaulitz

epd "Kinder haben so erfrischende Ideen", versucht Moderatorin Katrin Bauerfeind ihre "Superduper Show" noch vor der ersten von insgesamt fünf Mini-Shows zu rechtfertigen. Fünf Shows, von Kindern erdacht, werden in diesem mehr als zweistündigen Format von Bill Kaulitz, Tom Kaulitz, Annette Frier, Edin Hasanović und einem fünften Gastpromi umgesetzt und getestet - und die beste am Ende gekürt.

Doch dass die Showideen wirklich der Fantasie der Kinder entsprungen sind, wird nicht wirklich glaubhaft dargestellt. Eher wirken die Mini-Shows wie die Resterampe gewöhnlicher kleiner Unterhaltungsshow-Spielrunden, denen zur Ausstrahlung lediglich der passende Rahmen, der passende Anlass, ja, der passende Vorwand fehlte. Und dieser Vorwand lautet in der "Superduper Show" schlichtweg: Das haben sich Kinder so gewünscht.

Tatsächlich fungieren die überaus engagierten Kinder in dem Format eher als Auftraggeber ihrer Fernsehshows. Vor jeder Mini-Show stellt sich ein Kind in einem Einspieler vor und erklärt, was seine Wunschshow enthalten sollte, woraufhin ein Promipate in erschreckend schlechter Tonqualität reagiert. Hier werden zusätzlich zu manch ohnehin seltsam geschnittener Kamerafahrt offensichtliche handwerkliche Mängel der Produktion deutlich.

Schwacher Trost

Für ein Mädchen, das sich eine Show vorstellt, in der mit dem Mund gepuzzelt werden soll, setzt Annette Frier "Die deutschen Gesichtsmeisterschaften" um, in der Promis allein mit ihrem Mund Dartpfeile auf eine Scheibe pusten oder - verhältnismäßig aufregend - eine kleine Diskusscheibe möglichst weit werfen sollen. Dass all diese kleinen Disziplinen mehrfach gespielt werden, Edin Hasanović sich über die Regeln beschwert und Annette Frier immerhin mit Freude durch diese Spielchen führt, erheitert zumindest das auftraggebende Mädchen, dem an der Show am besten gefällt, dass die Promis "sich so zum Affen gemacht haben". Doch das ist ein schwacher Trost für den von albernen Promi-gegen-Promi-Gameshows längst ermüdeten Fernsehzuschauer.

In den weiteren von Kindern erdachten und von ihren Promipaten moderierten Mini-Shows gilt es, seinem Gegner glaubhaft vorzutäuschen, das scheußlich gewürzte Essen schmecke vorzüglich, oder - als voraufgezeichnete Mini-Show innerhalb einer voraufgezeichneten Fernsehshow - ein Kind in "Schere, Stein, Papier" zu besiegen, da sonst ein Glücksrad über die künftige Frisur des Kandidaten entscheidet.

Rateshows werden zur Abwechslung auch gespielt: So sollen die Promis in einem Spiel endoskopierte Gegenstände erraten und in einem weiteren Spiel Rapsongs erkennen, die in einem Kasperletheater dargestellt werden, als wäre die Aufgabe, diese Peinlichkeit dem Kind zuliebe länger als ein paar Minuten zu verfolgen, nicht schon herausfordernd genug. Dass diese wahllos zusammengestellten Mini-Shows kein rundes Ganzes ergeben, hängt auch damit zusammen, dass niemand den Wettbewerb zwischen den Mini-Shows und damit den einzigen roten Faden des Formats ernstzunehmen scheint.

Erfüllung eines Minimums

Aber auch Katrin Bauerfeind, immerhin Moderatorin der "Superduper Show", gelingt es nicht, Stringenz in die Sendung zu bringen, weil sie in den Mini-Shows schlichtweg keinerlei Funktion hat. Stattdessen obliegt ihr die Aufgabe, von einer Mini-Show zur nächsten überzuleiten, dabei pflichtbewusst die Promis nach ihrer selbstverständlich wohlwollenden Meinung zu den Mini-Shows zu befragen und am Ende der Folge das große Finale zu präsentieren, das sich lediglich als blitzschnell abgehandelte Abstimmung im Publikum entpuppt. Am "superdupersten" gefällt dem Publikum demnach "Bäh?! Schmeckt das gut!", immerhin die wirklich amüsanteste der fünf Shows. Promipate Hasanović freut sich und Auftraggeberin Paula erhält einen Pokal. Dramaturgisch ist dieses Finale nichts weiter als die Erfüllung eines absoluten Minimums an Erwartungen.

All das erinnert zwangsläufig an eine kindliche, vielleicht sogar kindische, sicher aber unausgereifte Variante des Joko-und-Klaas-Formats "Die beste Show der Welt", in der ProSieben bereits von 2016 bis 2019 Showideen gegeneinander antreten ließ. Dort aber (meist) mit mehr Kreativität und Mut, mehr Wettbewerb und Echtzeit-Quotendruck sowie - und das ist unübersehbar - mit mehr Aufwand.

Dieses Mehr an so ziemlich allem fehlt der "Superduper Show" - und im Nachhinein hätte sie auch mehr Zuschauer gebraucht. Die erste Ausgabe hatte zur Primetime so geringe Einschaltquoten erreicht, dass der Sender die weiteren bereits produzierten Ausgaben aus dem Programm genommen hat. 2025 werde ProSieben die Show auf einem anderen Sendeplatz zurückbringen, heißt es. In den Kinderschuhen stecken wird das Format dann aber immer noch.

infobox: "Die Superduper Show", Spielshow mit Katrin Bauerfeind, Produktion: SEO Entertainment (ProSieben, 17.9.24, 20.15-22.35 Uhr und bei Joyn)



Zuerst veröffentlicht 25.09.2024 16:55

Lukas Respondek

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KProsieben, Respondek

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