Ambivalentes Verhältnis - epd medien

09.10.2024 14:44

Die Arte-Dokumentation "KI: Maschinenträume im Film" informiert darüber, was Künstliche Intelligenz im Film möglich macht, und schärft den Blick für Kunst und Künstlichkeit.

Was mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Film möglich ist, zeigt der Film "KI: Maschinenträume im Film" von Mario Sixtus

epd Dem Filmemacher Mario Sixtus war während der Arbeit an seiner Arte-Dokumentation "KI: Maschinenträume im Film" sicherlich bewusst, dass er trotz ausführlicher Recherche und seiner interessanten Gesprächspartner nur eine Momentaufnahme schaffen konnte, die in wenigen Monaten womöglich überholt sein wird. So ist das nun mal, wenn man sich derzeit mit dem Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) beschäftigt: Der technische Fortschritt, das ist allerorts zu sehen und zu lesen, ist rasant. Zugleich scheint der Diskurs darüber, inwiefern KI in der Kunst - in diesem Fall in der Filmbranche - disruptiv wirken könnte, stehen geblieben.

Ein Grund: Die KI, die akkurat die Zukunft vorhersagen kann, wurde noch nicht erfunden. So sagen in Sixtus' Film unter anderen die Philosophin Mercedes Bunz, Autorin Samira El Ouassil und der Soziotechnologe Jürgen "Tante" Geuter, dass es darauf ankommt, wie KI eingesetzt wird - ob als Instrument oder als Mensch-Ersatz -, und dass der rechtliche Rahmen in unzähligen Fragen noch ungeklärt ist. Erklärt wird auch, wie bekannte KI-Systeme überhaupt funktionieren. Das macht die mit 52 Minuten recht kurzweilige Dokumentation vor allem für diejenigen sehenswert, die mit dem Thema bisher wenig Berührungspunkte hatten.

Kann KI Kunst?

Einen Erkenntnisgewinn bietet "KI: Maschinenträume im Film" trotz der Wiederholung von bereits Bekanntem aber auch jenen, die sich mit der Materie schon ausführlicher beschäftigt haben. Die Experten-Interviews geben einen Überblick über den Stand der heute genutzten KI-Systeme. Ausgangsfragen der Dokumentation sind: Kann KI Kunst machen? Kann diese Kunst genauso gut sein wie die eines Menschen? Und wird die KI den Menschen deshalb verdrängen?

El Ouassil etwa beschreibt, dass der Intellekt durchaus weiß, dass dieser Christopher Reeve, den die Zuschauer vergangenes Jahr in "The Flash" auf der Leinwand sehen konnten, natürlich nicht der echte, längst verstorbene Schauspieler war. "Dennoch vergisst das Herz das für einen Moment und freut sich einfach über den Anblick des klassischen Superman", sagt sie. Auch Carrie Fishers Abschied aus der "Star Wars"-Saga sei nach dem Tod der Schauspielerin mithilfe von KI möglich gewesen. Hier wird klar: Das Verhältnis zwischen Zuschauer, Künstler, Kunstwerk und KI ist bereits ambivalent.

Beeindruckende Bilder

Regisseur und Drehbuchautor Mario Sixtus rekapituliert also den Diskurs rund um die Ausgangsfragen des Films, verliert sich aber nicht in einer zu technisch oder akademisch werdenden Debatte. Stattdessen präsentiert er Menschen, die schon heute mit KI eine eigene Form der Bewegtbild-Kunst machen.

Einmal werden die Klassiker "Alice im Wunderland" oder "Heidi" neu interpretiert, ein anderes Mal bekommt das urbane Chaos einer pulsierenden Metropole eine neue, so noch nicht gesehene Visualität. Das sind so verstörende wie beeindruckende Bilder, die der Mensch-versus-Maschine-Diskussion eine interessante Komponente hinzufügen und vor allem in den sozialen Medien schnell großes Aufsehen erregen.

"KI: Maschinenträume im Film" ist ein interessanter Beitrag zur KI-Debatte, der seinem Titel durch die präsentierten Werke der Künstler gerecht wird und den Blick auf Kunst und Künstlichkeit schärft. Die Dokumentation macht auch deutlich, wie sehr es bei der KI auf den Anwender ankommt: An den bewusst recht generischen und extra für die Dokumentation via KI generierten Filmschnipseln, die humanoide Roboter zeigen, hat man sich nämlich recht schnell satt gesehen.

infobox: "KI: Maschinenträume im Film", Dokumentation, Regie und Buch: Mario Sixtus, Kamera: Susanna Salonen, Tobias Müller, Marcus Schwemin, Produktion: Hanfgarn & Ufer Filmproduktion (Arte/ZDF, 25.9.24, 22.00-22.50 Uhr und bis 18.12.24 in der Arte-Mediathek)



Zuerst veröffentlicht 09.10.2024 16:44

Christopher Hechler

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KArte, KZDF, Sixtus, Hechler

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