Kunst mit Kettensägen - epd medien

16.11.2024 09:00

In der Carving-Challenge-Show "Motorsägen Masters" des SWR gestalten Carver mit massiven Kettensägen filigrane Kunstwerke. Die beeindruckenden Skulpturen sind im Hunsrück auch zu besichtigen.

Sechs Künstler treten mit der Kettensäge gegeneinander an

epd Laut, massiv und gefährlich: Wer an Motorsägen denkt, dürfte zunächst an gewaltige Maschinen denken, die im Wald oder im Horrorfilm alles zerstückeln, was ihnen in die Quere kommt. Dass diese wuchtigen Geräte auch als Werkzeuge für filigrane Kunst herhalten können, liegt nicht unbedingt auf der Hand. Genau damit befasst sich die Disziplin des Carvings, in der mit der Kettensäge Holzfiguren geschnitzt werden. Der SWR widmet dieser weitläufig unbekannten Kunstsparte nun schon eine zweite Staffel seiner Carving-Challenge-Show "Motorsägen Masters".

In den sechs Folgen treten sechs erfahrene Carver an, um am Ende der Staffel den Titel "Motorsägen Master", eine Trophäe und ein Preisgeld von 10.000 Euro zu gewinnen. Für genug Anreize ist also gesorgt. Auf dem Weg dorthin gilt es, verschiedene Holzschnitt-Challenges mit der Kettensäge so kreativ und schön wie möglich zu meistern, um Runde für Runde weiterzukommen. Eingestreute Speedcarving-Challenges, in denen die Kandidaten Vorteile für den weiteren Sendungsverlauf erspielen können, bringen zusätzliches Tempo und neue Impulse in die Show.

Auftritte von Gaststars

Im Vorjahr hatte "Mr. Universum" Ralf Moeller der recht nischigen Kunstsparte ein prominentes Gesicht gegeben, doch er fehlt in Staffel zwei. Die zwei Juroren, die Künstler Tim Bengel und Sylvia Itzen, führen selbst durch die Sendung und erklären den Kandidaten die Modalitäten des Wettbewerbs. Die Moderatorin und der Moderator, die manchmal etwas unbeholfen wirken, werden in jeder Folge von einem Gaststar unterstützt, der den Kandidaten die zu bewältigende Tagesaufgabe mitbringt und die fertigen Kunstwerke mitbewertet. Das bringt Abwechslung in die Sendung, stiehlt den talentierten Kandidaten mitunter aber auch die Show.

Viel haben die Gastjuroren nicht zur Kunstform des Carvings beizutragen. Der Schauspieler Edin Hasanovic lässt wissen, dass er sich "sehr wohl im Wald" fühlt und Schlagersängerin Vanessa Mai findet den Tag im Wald "sehr, sehr, sehr emotional". Warum ausgerechnet die Gastjuroren am Ende einer Folge ohne die Notwendigkeit einer Begründung eine "Wildcard" an den schwächsten Kandidaten vergeben können, die demjenigen, der eigentlich ausscheiden müsste, dann doch den Verbleib in der Show ermöglicht, bleibt ein Rätsel.

Beeindruckende Skulpturen

Dafür können die Juroren gut erläutern, welches Kunstwerk welche Stärken aufweist und machen die Entscheidungen nachvollziehbar. Tim Bengel ist vor allem für die Bewertung der kreativen Idee zuständig, Sylvia Itzen hat viel Schnitz-Sachverstand. Für zuschauende Laien sind diese Einschätzungen notwendige Einordnungen, ohne die die eigene Bewertung der Skulpturen nicht über einsilbige Urteile wie "hübsch" oder "wow" hinausgehen würde.

Beeindruckend sind die Skulpturen allemal: Den Kandidaten gelingt es, innerhalb weniger Stunden mit Kettensägen und Schleifwerkzeugen kleine Turnschuhe, witzige Pommesfiguren oder auch bewegliche Traktoren zu schnitzen, die sich wirklich sehen lassen können. Die Folgen komprimieren den Schaffensprozess von der Skizze einer Idee bis hin zum letzten Feinschliff in schnell geschnittenen Bildern, oftmals unterlegt von passender treibender Musik, die den nervtötenden Lärm der Motorsägen erstickt. Interviews mit den Kandidaten ergänzen die Bilder - eine konventionelle Erzählweise.

Laubgrüne Umgebung

Die Show setzt nicht nur die schweißtreibenden Sägearbeiten der Kandidaten schön in Szene, auch die fertigen Holzskulpturen werden mit gelungenen Kamerafahrten eingefangen. Schick platziert mitten im Soonwald in Rheinland-Pfalz imponieren die Holzskulpturen in der laubgrünen Umgebung noch mehr. Die Location im Hunsrück ist ideal, um die Holzarbeiten dort zu filmen, wo der nötige Rohstoff herkommt.

Interessierte können die Skulpturen am Drehort dauerhaft besichtigen. So schmücken die filigran gesägten Kunstwerke aus "Motorsägen Masters" nicht nur die Mediathek, sondern auch das Sendegebiet des SWR. Dem Carving-Format fehlen jedoch der konsequente Wettbewerb, eine spannendere Erzählung und vertiefte Einblicke in die Holzschnitzarbeit. Dadurch verliert die Show im Lauf der Staffel ihren Reiz.

infobox: "Motorsägen Masters - The Art of Wood", sechsteilige Challenge-Show mit Tim Bengel und Sylvia Itzen, Regie: Felix Koster, Hasko Baumann, Kamera: Damian Domin, Luis Sander, Marvin Menné, Willy Fetsch, Produktion: Dropout Films (ARD-Mediathek/SWR/HR/BR, seit 7.11.24, SWR, 22.11.24, 1.15-3.00 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 16.11.2024 10:00 Letzte Änderung: 16.11.2024 17:47

Lukas Respondek

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KSWR, Show, Koster, Baumann, Respondek, NEU

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