21.11.2024 06:42
München (epd). Die im Exil lebende russische Journalistin und Autorin Katerina Gordeeva fürchtet bei jeder Einreise in ihr Heimatland Repressionen. "Es kann jeden Moment vorbei sein. Wenn ich etwas Heikles veröffentlicht habe, warte ich ab, ob die Behörden gegen mich vorgehen. Falls nicht, fahre ich", sagte Gordeeva der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). Andererseits wisse man nie, "ob sie es vielleicht einfach nicht mitgekriegt haben".
Sie arbeite immer nur "ein paar Tage im Monat" in Russland. "Nicht sehr lange, ich bin ja nicht verrückt", sagte Gordeeva, die im lettischen Riga lebt. Jede Einreise sei ein intensives Gefühl. "Ich gestehe mir die Angst nicht ein, atme an der Grenze vier-, fünfmal ein und aus, dann bin ich drin, fange an zu arbeiten und werde absorbiert", sagte die Journalistin.
Gordeeva wird am Dienstag nächster Woche in München für ihr Buch "Nimm meinen Schmerz. Geschichten aus dem Krieg" mit dem Geschwister-Scholl-Preis 2024 geehrt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird seit 1980 verliehen. Der Preis will Bücher würdigen, die von geistiger Unabhängigkeit zeugen und bürgerliche Freiheit fördern. Er wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels - Landesverband Bayern gemeinsam mit der Stadt München vergeben.
Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass Gordeeva in ihrem Buch 24 Überlebende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine porträtiert habe. In ihrem "auch literarisch sehr beeindruckenden Buch" stünden die Stimmen der Betroffenen im Vordergrund.
Gordeeva wurde 1977 im russischen Rostow am Don geboren. Nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 ging sie ins Exil. Die russische Regierung bezeichnet sie als "ausländische Agentin", weil sie weiter Dokumentationen vor allem über ihren Youtube-Kanal veröffentlicht.
Meldung aus dem epd-Basisdienst
kfr
Zuerst veröffentlicht 21.11.2024 07:42
Schlagworte: Auszeichnungen, Medien, Literatur
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