KI in der Verlagsbranche angekommen - epd medien

03.12.2024 11:52

Drei Viertel der deutschen Zeitschriftenverlage beschäftigen sich zurzeit mit Künstlicher Intelligenz (KI) oder nutzen sie bereits. Erste Erfahrungen sind einer Umfrage zufolge positiv, aber es gibt Herausforderungen.

Künstliche Intelligenz lässt sich auch in Medienhäusern vielfältig einsetzen

Frankfurt a.M. (epd). Die deutschen Zeitschriftenverlage setzen zunehmend auf die Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI). Laut einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten Umfrage des Medienverbands der freien Presse (MVFP) haben 26 Prozent der Verlage bereits eine Strategie zum Einsatz von KI entwickelt. Weitere 40 Prozent arbeiteten derzeit daran. Die Erhebung unter 212 Verlagen, diesjähriger Schwerpunkt der Publikations-Reihe "Verlagstrends", sollte einer "Standortbestimmung" dienen, sagte der Geschäftsführer Print & Digitale Medien beim MVFP, Lutz Drüge.

Durch den Einsatz von KI werden Drüge zufolge Freiräume dafür geschaffen, sich stärker auf das Kerngeschäft zu konzentrieren: die Erstellung hochwertiger Inhalte. Der Umfrage zufolge setzen sich lediglich 16 Prozent der befragten Verlage nicht mit dem Thema KI auseinander. Die restlichen 18 Prozent planen dies.

Unterstützung bei der Recherche

"KI kann vor allem nützlich sein, um die Effizienz und die Produktivität zu steigern", sagte der Wirtschaftsethiker Thomas Hess, Direktor des Instituts für Digitales Management und Neue Medien an der Universität München, zur Studie. Genutzt werde die KI vor allem bei der Unterstützung der Recherche sowie beim Erstellen von Texten, wobei die KI-Angaben jeweils geprüft würden, sagte Hess. Auch bei der Erstellung von Bildern und Videos komme künstliche Intelligenz zum Einsatz. Weniger relevant sei sie derzeit für Werbung und Vertrieb.

Hess attestierte der Branche, das Bewusstsein für einen verantwortlichen Umgang mit KI sei vorhanden. Verlage mit KI-Strategie arbeiteten zugleich an einem Regelwerk, das den KI-Einsatz reguliere und kontrollierbar mache. Als Herausforderungen nannte der Wissenschaftler derzeit mangelnde Ressourcen und Kapazitäten, rechtliche Unsicherheiten und fehlendes Know-how. Bedenken wegen eines Vertrauens- oder Reputationsverlust seien weniger relevant.

KI-Modelle nutzen redaktionelle Inhalte

Katja Modder von dem an der Studie ebenfalls beteiligten Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG, sagte, die Verlage agierten vorsichtig. Qualitätskontrollen, menschliche Verantwortung sowie Transparenz würden als sehr wichtig bewertet. 78 Prozent der Verlage bewerteten ihre Erfahrungen mit KI als "eher positiv", 12 Prozent als "durchweg positiv".

Drüge wies allerdings auf die Herausforderung hin, dass KI-Modelle redaktionelle Inhalte nutzten, ohne dass die Presseverlage Rechte hätten, dagegen vorzugehen: "Wir benötigen klare Verfügungsrechte und die Nutzung unserer Inhalte durch KI und ein robustes Recht auf Auskunft, damit nachvollziehbar bleibt, welche Inhalte verwendet wurden." Dies müsse in Brüssel geregelt werden, mit Unterstützung der Bundesregierung, forderte der Geschäftsführer Print & Digitale Medien beim MVFP.

Der Medienverband der freien Presse ist der Bundesverband der Zeitschriftenverleger in Deutschland (früher: Verband Deutscher Zeitschriftenverleger). Er vertritt die Interessen von rund 350 Mitglieds-Verlagen der Publikumspresse sowie der Fach- und konfessionellen Medien.

rks



Zuerst veröffentlicht 03.12.2024 12:52 Letzte Änderung: 03.12.2024 13:18

Schlagworte: Medien, Presse, KI, NEU

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