23.12.2024 10:46
Köln (epd). WDR-Intendant Tom Buhrow (66) hat vor dem Rundfunkrat eine positive Bilanz seiner Amtszeit gezogen. "Wir stehen heute besser da", sagte er am 20. Dezember in Köln über den Westdeutschen Rundfunk, dessen Leitung er im Jahr 2013 übernommen hatte. Damals sei der WDR nach den getrennten Ausspielwegen Fernsehen, Hörfunk und Online organisiert gewesen, jetzt sei er "komplett modern" nach Themen ausgerichtet. Außerdem sei es wichtig gewesen, einen Kulturwandel im Sender zu vollziehen.
Der WDR war 2018 von Missbrauchsvorwürfen gegen leitende Mitarbeiter erschüttert worden. Die ehemalige Gewerkschaftschefin Monika Wulf-Mathies hatte in ihrem Prüfbericht "strukturelle Defizite" im Sender kritisiert. Buhrow und die Geschäftsführung zogen daraus mit verschiedenen Maßnahmen Konsequenzen. Der Journalist, ehemalige Korrespondent und "Tagesthemen"-Moderator geht zum Jahresende in den Ruhestand. Der Rundfunkrat hatte im Juni die WDR-Verwaltungsdirektorin Katrin Vernau zu seiner Nachfolgerin gewählt.
Der Rundfunkrats-Vorsitzende Rolf Zurbrüggen würdigte Buhrow zum Abschied in einer Dankesrede, in der er dem Intendanten "Herzblut", "Sachverstand", "richtige Ideen", "Tatkraft" und die "bewundernswerte Gabe der Kommunikation" bescheinigte. Buhrow habe immer den engen Austausch mit dem Rundfunkrat gesucht. Zurbrüggen wies darauf hin, dass der in Buhrows Amtszeit erfolgte Abbau von 500 Stellen ohne betriebsbedingte Kündigungen vollzogen worden sei. Sein persönliches Motto sei gewesen: "Wir dürfen nicht stehen bleiben." Er habe auch nie aus dem Blick verloren, dass der WDR insbesondere in Nordrhein-Westfalen zu Hause sei.
Zurbrüggen erinnerte außerdem an Buhrows Hamburger Rede im November 2022, in der dieser eine grundlegende Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gefordert hatte. Danach sei der Intendant zwar kritisiert worden. Aber heute müsse man feststellen, dass Buhrow in der Rede die relevanten Fragen gestellt habe.
Der WDR sei für die Zukunft gut aufgestellt, sagte Zurbrüggen. Buhrow habe beim Ringen um den besten Weg "viel erreicht". Das Aufsichtsgremium verabschiedete den Intendanten am Ende des öffentlichen Sitzungsteils mit Standing Ovations. Allerdings hatten bis dahin bereits zahlreiche Gremienmitglieder die Sitzung verlassen, sodass Zurbrüggen davor warnen musste, dass der Rundfunkrat seine Beschlussfähigkeit verlieren könnte.
Tom Buhrow legte dem Gremium zum Abschluss nahe, stärker als bisher auf mögliche Interessenkollisionen zu achten. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die Medienkommission der Landesanstalt für Medien NRW, die ebenfalls aus Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen und Institutionen zusammengesetzt ist. Bei diesem Aufsichtsgremium sei es üblich, dass sich Mitglieder an Beratungen und Entscheidungen zu Themen, die die jeweiligen Entsende-Organisationen betreffen, nicht beteiligen würden. Dies habe er beim WDR-Rundfunkrat in seiner Amtszeit nur ein einziges Mal erlebt. "Überlegen Sie mal, ob Sie das noch stärker machen wollen", sagte Buhrow.
tgr
Zuerst veröffentlicht 23.12.2024 11:46 Letzte Änderung: 24.12.2024 14:38
Schlagworte: Medien, Rundfunk, NEU
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