Alter Wein in neuen Schläuchen - epd medien

01.01.2025 12:10

In seiner neuen gemeinsamen RTL-Show mit Michael "Bully" Herbig setzt Stefan Raab abermals auf altbewährte Ideen. Langweilig wird es trotzdem nicht.

Moderator Elton, Stefan Raab und Michael "Bully" Herbig (v.l.)

epd In mindestens zehn Spielen abendfüllend gegen einen Kandidaten anzutreten, scheint sich Stefan Raab, inzwischen 58 Jahre alt, nicht mehr allein zuzutrauen. Oder aber die Sorge, seine eigene Erfolgsshow "Schlag den Raab" allzu einfallslos nachzuahmen, bewegte ihn dazu, sich für seine neue Samstagabendshow bei RTL einen langjährigen Kompagnon, den mit Gameshows wenig vertrauten Schauspieler Michael "Bully" Herbig, an seine Seite zu holen. Mit der Premiere ihrer gemeinsamen Show "Stefan & Bully gegen irgendson Schnulli" jedenfalls beweist Raab abermals, was seit seinem Comeback offenkundig ist: dass er seinem Publikum alten Wein in neuen Schläuchen verkauft.

Denn was einst schon bei "Schlag den Raab" für mehrstündige Abende spannender kompetitiver Unterhaltung sorgte, funktioniert in der neuen RTL-Show über weite Strecken genauso gut - weil es demselben Grundprinzip folgt. In zehn bis zwölf Spielen von stufenweise aufsteigender Wertigkeit tritt ein Kandidat, genannt "Schnulli", allein gegen Raab und Herbig an. In manch einem Pultspiel agieren Raab und Herbig als Team, die meisten Spiele aber sind eigentlich Trielle, in denen Raab gegen Herbig gegen den Schnulli antritt und in denen der Schnulli nur gewinnt, wenn er besser als der bessere seiner beiden Kontrahenten abschneidet. Hat er uneinholbar viele Punkte Vorsprung zu dem Duo, gewinnt er die Show und damit das Preisgeld von 250.000 Euro. Falls jedoch Raab und Herbig gewinnen, wandert das Geld in den Jackpot der nächsten Sendung.

Vernarrt in alte Erfolgsformeln

So weit, so bekannt. Doch dem ersten Triell zwischen Raab, Herbig und dem Schnulli vorangestellt sind drei schnelle Vorrunden, in denen aus vier Kandidaten derjenige ermittelt wird, der als Schnulli den restlichen Abend bestreiten darf. Dieser Qualifikationsteil der Sendung ersetzt das einst bei "Schlag den Raab" genutzte Auswahlverfahren via Televoting und gibt der Sendung - gerade nach dem nicht enden wollenden Begrüßungsapplaus - frühzeitig das nötige Tempo.

Dass mit Elton als Moderator und Spielleiter, Frank Buschmann als Kommentator und den Heavytones als ins Abseits gestellte Studioband drei weitere langjährige Weggefährten Raabs an der Show mitwirken, erstaunt angesichts der Vernarrtheit des Kölner Entertainers in seine einstigen Erfolgsformeln leider kaum. Wie zu erwarten, lebt Buschmanns gewohnt lauter, durchaus aber auch mitreißender Kommentar vor allem von seinen Spitzen gegen Raab ("Er hat keine Chance und trotzdem eine große Klappe"), während Moderator Elton von Sekunde 1 an durch den Abend schlendert, an Raabs quengeligen Nachfragen nicht zu verzweifeln versucht und um faire Strenge bemüht dessen Quizantwort "Boxer" nicht gelten lässt, weil ja die Sportart "Boxen" gesucht war.

So manches Mal fällt Elton durch vermeidbare Schludrigkeiten auf, etwa als er Raab fälschlicherweise zum Sieger einer Quizrunde erklärt, dies nach einer Werbepause aber zurückziehen muss. Ein regelrecht unhöfliches Verhalten räumt Elton selbst ein, nachdem er auf den Fußwegen zu den Außenspielen im Nieselregen von Hürth und den Wegen zurück ins Studio zum wiederholten Male vergisst, dass es neben Raab und Herbig auch noch einen gewissen Schnulli gibt, den die drei vorauseilenden Showprofis zurückgelassen haben.

Einsamer Loser

Ohnehin muss sich Kandidat Marc vieles gefallen lassen: Dass man ihn immer wieder zum Schnulli degradiert und ihn nicht mal in den Einblendungen des Punktestands beim Namen nennt, wird den Leistungen des in mehreren Sportarten heimischen Bundeswehrarztes nicht gerecht. Besonders bemitleidenswert erscheint der Schnulli zudem, wenn er in einem Spiel verliert und sich als einsamer Loser mitansehen muss, wie freudig sich seine beiden Kontrahenten in den Armen liegen. Das Ungleichgewicht - zwei gegen eins - lässt den Wettbewerb auf Anhieb unfairer wirken als die ehrlicheren Duelle bei "Schlag den Raab". Umso beeindruckender ist es dann, wenn dem Kandidaten der Weg vom Schnulli zum Viertelmillionär am Ende eines mehr als fünfstündigen Abends doch noch gelingt.

Dass diese fünf Stunden nur selten langatmig geraten, ist der Vielfalt unterschiedlicher Spiele zu verdanken, die den Kontrahenten einiges an Wissen, körperlicher Fitness und Feingefühl abverlangen. Zusammen mit Raabs unverändert ernstem Ehrgeiz, mit dem er auch Bully anfeuert, ergeben Rollbrettrennen, Frisbeewerfen und Städteraten eine gewohnt spannende Mischung. Herbig als einzig wirklich neuer Inhaltsstoff in Raabs ansonsten altem Wein fügt zwar alberne und überraschende Noten hinzu. Dennoch schmeckt all das fast genauso gut wie damals schon.

infobox: "Stefan & Bully gegen irgendson Schnulli", Gameshow mit Stefan Raab und Michael "Bully" Herbig, Moderation: Elton, Kommentator: Frank Buschmann, Produktion: Raab Entertainment (RTL, 21.12.24, 20.15-1.32 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 01.01.2025 13:10 Letzte Änderung: 03.01.2025 13:59

Lukas Respondek

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KRTL, Respondek, Raab, Herbig, NEU

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