06.02.2025 15:15
Berlin (epd). 90 Prozent der Bevölkerung in Deutschland interessieren sich für Nachrichten und das aktuelle Zeitgeschehen. Jedoch steht ein großer Teil den etablierten Medien kritisch oder skeptisch gegenüber, wie eine Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Landesmedienanstalten ergab. Der "Info Monitor 2025" wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.
Demnach gelten 45 Prozent der Befragten als "Kritische", die die etablierten Medien zwar schätzen, diese aber differenziert betrachten. 26 Prozent rechnet Forsa zu den "Skeptischen", die den etablierten Medien weniger als die "Kritischen" vertrauen und zunehmend auf alternative Informationsquellen zurückgreifen. 7 Prozent seien "Ablehnende", 22 Prozent dagegen "Überzeugte", die großes Vertrauen in Zeitungen und öffentlich-rechtliche Sender hätten.
Forsa-Geschäftsführer Peter Matuschek sagte, die Untersuchung zeige, dass es auch in der breiten Mitte der Gesellschaft durchaus Skepsis und Kritik im Zusammenhang mit etablierten Medien gebe. Insgesamt betrachtet vertraue aber die Mehrheit der Befragten Zeitungen und öffentlich-rechtlichen Sendern.
Zugleich zeigt die Studie einen Zusammenhang zwischen dem Vertrauen in etablierte Medien und dem Vertrauen in die Demokratie. Wer etablierten Medien misstraue, äußere sich oft auch kritisch gegenüber der Demokratie, ergab die Untersuchung. Darin liege aber auch eine Chance, sagte die Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), Eva Flecken. Dass nur 7 Prozent etablierte Medien ganz ablehnten, wertete sie als Beleg, dass die überwiegende Mehrheit "noch nicht verloren" sei.
Der Studie zufolge waren die "Überzeugten" und die "Kritischen" meist auch mit der Demokratie in Deutschland zufrieden. "Skeptische" und "Ablehnende" äußerten häufiger systemkritische Ansichten.
Entsprechend informierten sich die Gruppen über unterschiedliche Quellen: Während diejenige mit hohem Vertrauen in etablierte Medien und auch Kritische vor allem die öffentlich-rechtlichen Angebote und Tageszeitungen nutzten, informierten sich Skeptische und Ablehnende häufiger über Suchmaschinen, die sozialen Medien und sogenannte alternative Medien, zu denen die Studie den russischen Sender RT, die linke Tageszeitung "Junge Welt" und "Tichys Einblick" zählt.
Generell gaben vier von zehn Befragten an, dass sie häufiger das Internet und digitale Medien nutzten, um Informationen zu gewinnen. Besonders stark ausgeprägt sei eine "Nebenbei-Nutzung" der sozialen Medien bei Jüngeren. Dennoch fällt der Studie zufolge die Vertrauenswürdigkeit von sozialen Medien als Nachrichtenquelle eher gering aus. Mehr als die Hälfte der Befragten hält sie für skandalisierend, emotional und interessengesteuert.
Ein Viertel der Befragten vermeide Nachrichten bewusst, oft wegen der hohen Dichte negativer Berichte oder mangelnden Vertrauens in die Inhalte und Absender, hieß es. Zudem betrachteten vier von fünf Befragten Personalisierung, Desinformation und Hassrede in sozialen Netzwerken als Bedrohung für Gesellschaft und Demokratie.
Der Vorsitzende der Gremienvorsitzendenkonferenz der Landesmedienanstalten, Albrecht Bähr, forderte, Medien, Politik und Gesellschaft müssten gemeinsam Desinformation entgegenwirken sowie Medienkompetenz bei allen Altersstufen und Qualitätsjournalismus fördern. Für die Studie befragte Forsa zwischen Juli und August 2024 rund 3.500 Personen, für eine vertiefende Befragung noch einmal im Oktober und November 2024 über 3.000 Menschen
cd
Zuerst veröffentlicht 06.02.2025 14:30 Letzte Änderung: 06.02.2025 16:15
Schlagworte: Medien, Forschung, Medienanstalten, Info-Monitor, Gesellschaft, Journalis, us cd, NEU
zur Startseite von epd medien