Wertvolle Einblicke - epd medien
14.02.2025 08:50
Berlin (epd). Wer Politikpodcasts grundsätzlich gerne hört, es aber gerne plauderig und gut verpackt mag, dem sei "Berlin Code" zu empfehlen. In dem Podcast der ARD spricht die Journalistin Linda Zervakis mit drei bis vier erfahrenen ARD-Hauptstadtkorrespondentinnen und Korrespondenten über zwei bis drei tagesaktuelle politische Themen pro Folge. Die Folgen sind zwischen 30 und 40 Minuten lang und erscheinen wöchentlich jeweils am Freitagnachmittag.
Zervakis, bekannt als ehemalige Sprecherin der "Tagesschau", ist die Gastgeberin. Mit ihrer humorvollen Art und einer lockeren Sprache sorgt sie für eine entspannte Gesprächs- und Zuhöratmosphäre. In dem Podcast geht es nicht nur darum, politische Entwicklungen nüchtern nachzuzeichnen, sondern auch um die persönlichen Überzeugungen und Motive der politisch Verantwortlichen.
Merz und die Migration
In der vierten Folge, "Migration, Tabubruch und die Folgen", zur Bundestags-Debatte am 29. Januar ging es um den Entschließungsantrag der CDU/CSU zur Verschärfung der Migrationspolitik, der zur Empörung vieler mit der Unterstützung der AfD-Fraktion angenommen wurde. Abgeordnete der AfD äußerten sich im Anschluss euphorisch.
Über die Motive des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz, den Antrag zu formulieren, ist sich die Runde uneins. Für ARD-Korrespondentin Sara Frühauf handelte der CDU-Kanzlerkandidat "im Affekt" - der Messerangriff in Aschaffenburg habe ihn als Vater und Großvater sehr mitgenommen. ARD-Korrespondent Georg Schwarte ging deutlich strenger mit dem Parteivorsitzenden ins Gericht. Er berichtete von "erschütterten CDU-Abgeordneten" am Abend im Bundestag, die aus seiner Perspektive selbst noch nicht ganz begriffen hätten, was an diesem Tag passiert sei.
Wenn es in der Politik "menschelt"
Neben den großen politischen Themen können sich die Hörerinnen und Hörerin des Podcasts auch an kleinen Anekdoten der Runde erfreuen: In der dritten Folge, "Pannen, Klartext und hybrider Krieg", gaben Nicole Kohnert und Oliver Neuroth Einblicke in ihre Pressereisen mit Kanzler Scholz, der laut Kohnert, bei der Hauptstadtpresse für seine leise Sprechweise bekannt ist. Da müsse man sich früh einen guten Platz sichern.
Auch kleinere Frotzeleien finden in dem Podcast ihren Platz: In der zweiten Folge, "Wahlkampf, Musk und Österreich", berichtete ARD-Korrespondent Uli Hauck von der CSU-Tagung im Kloster Seeon Anfang Januar. Im Fokus stand das Verhältnis zwischen dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder und Merz. Hauck erzählte, dass Merz Söder sowie einen großen Pulk von Journalistinnen und Journalisten zu Beginn der Tagung länger im strömenden Regen stehen ließ als nötig, weil er in seinem Dienstwagen sitzen blieb.
Angeblich um zu telefonieren, erklärte der CDU-Vorsitzende später. Als er nach einer geraumen Weile endlich ausstieg und den CSU-Politiker begrüßte, fragte ihn Merz auf das Wetter bezogen: "Wo ist denn der schöne weiß-blaue bayrische Himmel geblieben?" Söder antwortete schelmisch: "Also gestern war er noch da." Was er damit meinte, blieb für Hauck offen - vielleicht eher "Schön war’s, als du nicht hier warst."
Entspannte Gesprächsatmosphäre
"Berlin Code" beleuchtet politische Themen in einer entspannten Gesprächsatmosphäre. Auch Zwischenmenschliches und die Charaktere, welche die Politik prägen, kommen nicht zu kurz. Die Gäste bringen durch ihre Nähe zum politischen Berlin und ihre persönlichen Verbindungen wertvolle Informationen und Einblicke mit.
So macht der Podcast Politik verständlich, greifbar und erfahrbar. Er setzt aber auch eine gewisse Nähe zum Thema und ein Grundverständnis der Arbeitsweise von Journalisten voraus. Schön ist, dass trotz der Zentrierung auf Berlin auch internationale Entwicklungen thematisiert werden. Am Ende jeder Folge von "Berlin Code" gibt es stets eine persönliche Podcast-Empfehlung von Linda Zervakis.
infobox: "Berlin Code", Podcast mit Linda Zervakis (ARD-Audiothek seit 10.1.25, jeweils freitags)
Zuerst veröffentlicht 14.02.2025 09:50
Schlagworte: Medien, Kritik, Audio, Kritik.(Audio), Podcast, KARD, Zervakis, Politik, Hauptstadtstudio, Ruf
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