22.02.2025 05:30
Berlin (epd). Vor dem dritten Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine hat der Experte für Medienfreiheit der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, Peter Cichon, die Bedeutung von Meinungs- und Pressefreiheit für eine demokratische Transformation des Landes hervorgehoben. "Freie Medien, auch in der Ukraine, kämpfen für die Zivilgesellschaft an vorderster Front und sind ein der Grundpfeiler der Rechtsstaatlichkeit", sagte der Osteuropawissenschaftler dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Am 24. Februar 2022 begann der vollumfängliche russische Überfall auf die Ukraine. Millionen Menschen, darunter auch Medienschaffende, mussten fliehen.
Ein derzeit von Berlin aus organisiertes Medienfreiheit-Projekt der Stiftung wolle ukrainische Journalistinnen und Journalisten mit belarussischen aus dem EU-Exil zusammenbringen, führte Cichon aus. "Auch ukrainische Medien befinden sich mitten im Krieg und übernehmen oft automatisch die Schwarz-Weiß-Logik des Krieges." Deswegen sei das Verhältnis zwischen ukrainischen und belarussischen Journalisten oft belastet. Belarus und Russland vertiefen seit einiger Zeit ihre Zusammenarbeit. Belarus gilt als "Vasallenstaat" Russlands; alle unabhängigen Medien sind zerschlagen oder ins Exil gegangen.
"Durch Dialogmaßnahmen vermitteln wir nun den ukrainischen Medienschaffenden, dass belarussische Journalisten, die im Exil in Berlin, Vilnius oder Warschau leben und arbeiten, alles andere als ihre Feinde sind", erläuterte Cichon. Ein Workshop in Warschau im November vergangenen Jahres habe ukrainische Journalistinnen - wehrpflichtige Männer dürfen aufgrund des Kriegsrechts nicht ausreisen - und belarussische Journalisten und Journalistinnen zusammengebracht.
Ziel des zweitägigen Seminars sei es gewesen, Verständigung zu schaffen und eine Perspektive zu entwickeln für die Zeit nach dem Krieg. "Wir wollen damit eine Brücke schlagen zwischen zwei Nachbarländern mit einer langen gemeinsamen Geschichte, die sich heute aber politisch immer mehr voneinander entfremden." In Belarus gebe es keinen Platz für eine freie Zivilgesellschaft, während diese in der Ukraine sehr stark sei.
Bis zum Sommer sei eine Fortsetzung des Austausches geplant: Einige belarussische Medienschaffende könnten dann zum Beispiel in Kiew hospitieren und erfahren, wie Medien in einem Land arbeiten, das sich im Krieg befinde. Unterdessen könnten Journalisten aus der Ukraine - die nun oft ausschließlich Kriegsreporter seien - die belarussischen Exilmedien besser kennenlernen. "Zudem können sie sich dabei vielleicht für eine gewisse Zeit etwas erholen und sind aus der Schusslinie gebracht", sagte Cichon.
ema
Zuerst veröffentlicht 22.02.2025 06:30 Letzte Änderung: 24.02.2025 15:57
Schlagworte: Medien, Ukraine, Russland, Konflikte, INT, NEU
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