24.02.2025 10:32
epd Unabhängig von der Machart basiert der Erfolg einer Quizshow auf drei Komponenten: Man wird unterhalten, man kann mitraten und man lernt etwas dazu. In der Regel handelt es sich allerdings um nutzloses Wissen, das im wahren Leben keine große Hilfe und entsprechend schnell wieder vergessen ist. Bei "Darf ich das?" deshalb von einem Alleinstellungsmerkmal zu sprechen, wäre zwar übertrieben, aber auch nicht völlig falsch, denn viele der Fragen, die Laura Karasek stellt, sind nah am Alltag.
"An jedem verdammten Tag", beschrieb die frühere Anwältin zum Auftakt der ersten Ausgabe den Service-Charakter dieses neuen Sat.1-Formats, erlebe man im Supermarkt, im Straßenverkehr oder in der Nachbarschaft Situationen, in denen man sich frage: "Darf ich das, darf der das?" In den acht Kategorien geht es um Aspekte aus dem täglichen Leben: Urlaub, Arbeit und Beruf, Recht und Ordnung sowie Mieten, Kaufen, Wohnen. Damit das auch lustig wird, hat die Produktionsfirma zum Auftakt Mirja Boes, Lisa Feller und Axel Stein eingeladen. Das komödiantische Gästetrio steuerte einige amüsante Anekdoten bei und konnte selbst trockenen Fragen heitere Seiten abgewinnen. Ikla Bessin, Amira Aly und Sat.1-Moderator Daniel Boschmann waren in Folge zwei ebenfalls recht witzig.
Karasek, "Volljuristin", wie sie selbst betonte, führt derart gut gelaunt durch die Sendungen, dass "Darf ich das?" tatsächlich gleichermaßen unterhaltsam wie lehrreich ist, selbst wenn der Humor - "Verkehr", kicherkicher - mitunter etwas pubertär wird. Mit einer Sendestunde hat das Quiz genau die richtige Kürze. Der Ablauf von Folge eins legte allerdings die Vermutung nahe, als seien die Werbepausen bei der Aufzeichnung vergessen worden, so abrupt erfolgten die Unterbrechungen - quasi mitten im Satz. Die vom Sender vorab und daher ohne Werbepausen zur Verfügung gestellte zweite Folge bestätigte diesen Eindruck.
Im Vergleich zu anderen Shows dieser Art wirkt das Konzept der deutschen Eigenentwicklung äußerst sparsam. Für optische Auflockerung sorgen allein die Einspielfilme, mal in Form von Straßenumfragen - Darf man das Haus ohne Ausweis verlassen? Darf man beim Autofahren Bier trinken? -, mal in Gestalt von Fundsachen aus dem Netz. Spaßiger sind aber die kleinen Auftritte von Uke Bosse. Der ostfriesische Schauspieler setzt mit seiner markanten Physiognomie in Filmen und Serien aus dem hohen Norden regelmäßig prägnante Akzente. Hier verzweifelt er zum Beispiel als Kassierer, weil ein gleichfalls von ihm verkörperter Kunde seinen Einkauf mit zwei Säcken voller Kleingeld bezahlen will.
Darf man das? Während die Antwort in diesem Fall den Erwartungen entspricht - Höchstgrenze: 50 Münzen -, könnten viele Menschen von einer anderen überrascht sein: Darf man einen funktionstüchtigen Kühlschrank mit einem Zettel "Zu verschenken" versehen und vor die Haustür stellen? Nein, darf man nicht. Theoretisch darf man auf diese Weise nicht mal Geschirr oder Bücher verschenken, selbst wenn sich kaum jemand darüber aufregt. Nebenbei lernt man zudem skurrile Begriffe aus der deutschen Rechtsprechung (Gebrauchsanmaßung, Laubrente) kennen.
Interessant sind auch die vorab eingereichten Publikumsfragen: Darf man krankgeschrieben in den Urlaub? Ist Haustierbetreuung steuerlich absetzbar? Kann man einen Einkaufswagen, für den man Pfand gezahlt hat, mit nach Hause nehmen? Die Frage, ob ein Hotel dafür haften muss, dass ein Paar ein "eingeschränktes Beischlaferlebnis" hatte, klingt allerdings eher nicht ganz ernst gemeint; ein Gericht könnte diesen Sachverhalt wohl kaum angemessen überprüfen.
Die "Gesetze aus aller Welt" schließlich regten mit echten oder vermeintlichen Verboten - High Heels in der Akropolis, Regenschirme auf dem Eiffelturm, Hüpfen im schiefen Turm von Pisa - gleichfalls kräftig die Fantasie des Ratetrios an. Spätestens da bewegte sich "Darf ich das?" in der Nähe von "Genial daneben".
Zum Finale können die Mitwirkenden "all in" gehen und ihren Punktestand verdoppeln, wenn sie bei den "kuriosen Gerichtsentscheidungen aus Deutschland" richtig liegen. Auch diese Kategorie bietet viel heiteren Diskussionsstoff: Eine Frau wollte mithilfe eines Liebestranks, den eine "Hexe" gebraut hatte, ihren Ex-Freund zurückgewinnen. Hat leider nicht geklappt, deshalb forderte die Kundin ihr Geld zurück. Wie mag das Urteil ausgefallen sein?
infobox: "Darf ich das? Das Quiz für Rechthaber", achtteilige Quizshow mit Laura Karasek, Produktion: Fandango (Sat.1, seit 13.2.25 donnerstags, 22.20-23.20 Uhr und bei Joyn)
Zuerst veröffentlicht 24.02.2025 11:32
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KSat.1, Show, Quiz, Karasek, Gangloff
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