14.03.2025 11:09
München (epd). Journalistinnen und Journalisten in Deutschland haben im Schnitt ein höheres Risiko, an Depressionen und Burnout zu erkranken, als die übrige Bevölkerung. Außerdem schneiden sie im Vergleich bei der Stressbelastung und dem psychischen Wohlbefinden schlechter ab, wie aus der aktuellen Studie "Burning (Out) For Journalism - aktuelle Befunde zur psychosozialen Gesundheit im deutschen Journalismus" hervorgeht, die das Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München am 6. März veröffentlicht hat.
Defizitäre psychosoziale Gesundheit sei eine Problematik, die Journalismus in seiner Breite betreffe, erklären die Autoren. Erfahrungen mit psychischen Störungen am eigenen Leib oder im beruflichen Umfeld seien im Journalismus weit verbreitet. "Als besonders belastend werden dabei die Beschäftigungsbedingungen und die Arbeitsbelastung wahrgenommen", heißt es. Darüber hinaus sehe sich ein erheblicher Teil der Journalistinnen und Journalisten von Anfeindungen betroffen und leide unter Diskriminierung und Mobbing am Arbeitsplatz.
Hilfs- und Unterstützungsangebote sind laut der Studie trotz ihrer unbestrittenen positiven Wirkung in deutschen Redaktionen und Medienhäusern eher rar. "Es kann kaum überraschen, dass vor diesem Hintergrund fast zwei Drittel der von uns befragten Medienschaffenden im Laufe der vergangenen zwölf Monate einen Ausstieg aus dem Journalismusberuf erwogen haben", heißt es in der Studie.
Redaktionen und Medienhäuser müssten verstärkt in ein psychologisches Gesundheitsmanagement investieren - mit Angeboten sowohl auf der individuellen als auch der organisationalen Ebene. "Aber Coachings und Workshops zur Stärkung von Resilienz und dem Erlernen von adaptiven Bewältigungsstrategien allein nützen wenig, wenn sich an den vielerorts prekären Arbeitsbedingungen nichts ändert", stellen die Autoren klar.
Übermäßige psychische Beanspruchung erwachse oft aus einem Missverhältnis zwischen den beruflichen Anforderungen und notwendigen Anstrengungen einerseits und den verfügbaren psychischen Ressourcen und erhaltenen Gratifikationen wie Bezahlung oder Wertschätzung andererseits. Zudem brauche es die Stärkung einer Redaktionskultur, die der Stigmatisierung von psychischen Erkrankungen entgegenwirke.
Die Autoren verweisen auf einige methodische Beschränkungen der Studie, die bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden müssten. So sei diese trotz einer relativ großen Stichprobe von 1.301 Journalistinnen und Journalisten nicht repräsentativ.
Die Rekrutierung zu der Online-Befragung im September und Oktober 2024 sei über mehrere große Journalistenverbände erfolgt, und man gehe davon aus, dass sich Personen, die psychische Erkrankungen selbst oder in ihrem näheren Umfeld erfahren haben, überproportional häufig an der Studie beteiligt hätten. Dieses sogenannte Selbstselektionsproblem hätten allerdings auch viele der Vergleichsstudien.
In der Stichprobe waren 52,4 Prozent angestellte Journalisten, der übrige Teil Freiberufler. Mehr als 95 Prozent waren hauptberuflich im Journalismus tätig. 23,5 Prozent hatten eine Leitungsfunktion. Nach Ressorts wurde am häufigsten der Sport (25,9 Prozent) genannt, vor Lokales/Regionales (24,1 Prozent), Politik (19,6 Prozent), Nachrichten/Aktuelles (19,3 Prozent) sowie Kultur/Feuilleton (15,1 Prozent), wobei Mehrfachnennungen möglich waren. Im Schnitt waren die Befragten 47,6 Jahre alt, die Verteilung nach Geschlechtern war in etwa ausgeglichen.
koe
Zuerst veröffentlicht 14.03.2025 12:09
Schlagworte: Medien, Gesundheit, Studie, Depression, Burnout, LMU
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