Siebenpfeiffer-Preis: Journalisten-Verband will Masterplan für Medien - epd medien

16.03.2025 15:30

Autokratische Züge in der neuen US-Regierung, Wahlerfolge von Rechtspopulisten in Europa: Die Demokratie steht unter Druck. Weil sie couragiert für Demokratie eintreten, sind zwei TV-Journalisten mit dem Siebenpfeiffer-Preis geehrt worden.

Homburg (epd). Für ihren Einsatz für Demokratie haben die beiden Fernsehjournalisten Sophia Maier und Jan Lorenzen am Sonntag den mit insgesamt 10.000 Euro dotierten 17. Siebenpfeiffer-Preis erhalten. Mit dem Preis werden couragierte Medienschaffende ausgezeichnet, die demokratisches Bewusstsein fördern, ohne auf ihre Karriere Rücksicht zu nehmen. In seiner Laudatio im saarländischen Homburg forderte der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV), Mika Beuster, angesichts einer bedrohten Pressefreiheit von der künftigen Bundesregierung einen Masterplan für Medien.

Er sei gespannt, ob im Koalitionsvertrag das Wort Medien auftaucht, sagte Beuster. Die Verteidigung der Fakten und der Wahrheit sei genauso wichtig wie die militärische Verteidigung. Ein Masterplan für Medien müsse vor allem ein europäisches soziales Netzwerk anstreben, das sich an den geltenden Gesetzen orientiert. Der DJV-Vorsitzende betonte in seiner Laudatio, die ausgezeichneten Journalisten bewiesen, was exzellenter Journalismus zu leisten vermöge.

Preise für Produktionen von RTL und ARD

Sophia Maier erhielt den Preis für ihre RTL-Produktion "Ist unsere Demokratie in Gefahr?", Lorenzen wurde für seine ARD-Dokumentation "Wir waren in der AfD - Aussteiger berichten" ausgezeichnet. Maier zeigt nach Auffassung Beusters, wie die "Mechanik des Rechtsrucks" funktioniert. Aus Lorenzens Beitrag werde ersichtlich, dass es gelingen könne, "den einen oder anderen für die Demokratie zurückzugewinnen".

Den mit 1.000 Euro dotierten zusätzlichen Sonderpreis bekam die Journalistin Simone Wagenhaus von der "Frankfurter Neuen Presse" für eine Serie über die Anfänge des Parlamentarismus in Deutschland.

Freiheit als größter Traum

Maier appellierte an alle Deutschen, zu erkennen, was Freiheit für ein Privileg sei. Das sei ihre Erfahrung als Berichterstatterin aus Krisengebieten. Alle jüngst von ihr interviewten Menschen in Syrien und im Libanon hätten auf die Frage, was ihr größter Traum sei, geantwortet: Freiheit.

Lorenzen sagte, es reiche nicht, den Rechtsruck als "Naturkatastrophe" anzusehen. Vielmehr müsse den Menschen zugehört werden, die rechtsgerichtete Parteien wählen. Viele Menschen, deren "Wutfratze" den etablierten Medien entgegenschlage, seien nicht immer so gewesen. Die Journalisten hätten es versäumt, Missstände ausreichend anzuprangern.

Kritik an "asozialen Netzwerken"

Auch Beuster betonte, es müsse nach Ursachen gesucht werden, woher die Wut vieler Menschen komme. Der Staat müsse die "Infrastruktur für ein Mediensystem bereitstellen". Der neue US-Präsident Donald Trump und Medienmogul Elon Musk hätten nur Geschäftsinteressen im Blick. Dem müsse sich Europa entgegenstellen. Beuster sieht die größte Gefahr für die Demokratie in den "asozialen Netzwerken" von Musk und Co.

Der Intendant des Saarländischen Rundfunks und Jury-Vorsitzende des Siebenpfeiffer-Preises, Martin Grasmück, nannte es wichtiger denn je, journalistische Arbeiten auszuzeichnen, die faktenbasiert und couragiert aufklären. US-Präsident Trump zeige, "dass Demokratie ganz schnell ins Wanken geraten kann". Die Lage in der Welt habe sich dramatisch verschlechtert.

Der Medienpreis wird seit 1989 vergeben. Der Preis ist nach Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) benannt, der erster Landcommissär des ehemaligen Landkreises Homburg war. Er gilt als Vorkämpfer für die Pressefreiheit und die deutsche Einheits- und Freiheitsbewegung des 19. Jahrhunderts.

lwd



Zuerst veröffentlicht 16.03.2025 16:30 Letzte Änderung: 16.03.2025 22:01

Schlagworte: Medien, Auszeichnungen, DJV, Beuster, Siebenpfeiffer-Preis, lwd, NEU

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