Der Überflieger - epd medien

21.03.2025 08:40

Elon Musk ist der reichste Mensch der Welt und Regierungsberater des US-Präsidenten, seit Donald Trump wieder im Amt ist. Die ZDF-Dokumentation "Die Elon Musik Story" versucht sich an einem Porträt dieser polarisierenden und einflussreichen Figur.

Die Autoren der ZDF-Dokumentation "Die Elon-Musk-Story" fragen sich, was den reichsten Mann der Welt antreibt

epd Er digitalisierte den Zahlungsverkehr, produzierte das erste serienmäßige Elektroauto und konstruierte wiederverwendbare Raketen, die wie aus einem Science-fiction-Film anmuten. Für die ZDF-Dokumentation "Die Elon Musk Story" blicken Carolin Heise und Tristan auf den rasanten Aufstieg von Elon Musk und konzentrieren sich dabei auf mutmaßliche Schattenseiten seines Wirkens. Denn Elon Musk polarisiert nicht nur mit seinen politischen Aktivitäten.

Wer mit dem Wagen unterwegs ist, auf der Autobahn, über Land oder in Städten, nimmt seit einigen Jahren ein sich veränderndes Straßenbild wahr: Mehr und mehr Teslas rollen über den Asphalt. Dieser Innovationsschub für klimafreundliche Elektromobilität wäre undenkbar ohne Elon Musk, der die serienmäßige Produktion batteriegetriebener Fahrzeuge trotz empfindlicher Rückschläge auf den Weg brachte.

Wie ein Schurke in einem B-Movie

Heise und Söhngen erinnern, gestützt auf die Kritik des amerikanischen Autors Edward Niedermeyer, daran, dass Tesla mitgegründet wurde von Martin Eberhard, den Musk später vor die Türe setzte. Schmückt Musk sich mit fremden Federn? Und sind die Gigafactories nicht Orte rücksichtsloser Ausbeutung, an denen die Arbeiter obendrein rassistisch beleidigt werden? Das zumindest suggeriert der Film, der auch eine Erklärung für das aggressive Gebaren des Tech-Milliardärs liefert.

Wie schon in anderen Dokumentationen zu Elon Musk kommt auch in "Die Elon Musk Story - Superreich und supermächtig?" der Vater Errol Musk zu Wort, und zwar recht ausführlich. Wenn er noch einmal erzählt, wie er in seinem Haus Einbrecher erschoss, dann grinst er unverschämt wie ein Schurke in einem B-Movie. Die Prahlereien von Musk Senior werden unterbrochen von einem Archivfilm, der zeigt, wie weiße Polizisten im südafrikanischen Apartheidstaat Schwarze brutal ermorden. Assoziiert mit diesen Bildern, wird Errol Musk zum skrupellosen Rassisten.

US-Präsident Biden ignorierte Tesla

Der Film rahmt Vater Musks martialische Erzählungen nach dem Motto: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. "Wer den Sohn verstehen will, muss den Vater kennen", lautet einer der ersten Sätze der Dokumentation.

Heise und Söhngen konzentrieren sich auf den politischen Umschwung von Musk, der früher ein Anhänger der Demokraten war. Sie erinnern an ein Schlüsselereignis: 2021 traf sich der damalige US-Präsident Joe Biden 2021 mit "allen" Elektroauto-Herstellern - wobei er den Pionier Tesla demonstrativ ignorierte. "Detroit ist weltweit führend bei Elektroautos", erklärte Biden damals feierlich. "Ihr habt die gesamte Automobilindustrie elektrifiziert. Ihr geht voran!" Dieser Affront des demokratischen Präsidenten, so eine Grundthese des Films, bewirkte bei Musk den politischen Kurswechsel. Wenig später kaufte er den Kurznachrichtendienst Twitter.

Er nimmt eine Konzept wie Meinungsfreiheit und entzieht im jegliche Bedeutung.

Mit seinen Tesla-Milliarden erwarb Musk den reichweitenstarken Kommunikationskanal und wurde laut Heise und Söhngen zum "globalen Verstärker des rechten Populismus", der Donald Trump erneut zur Macht verhalf. Nach Auffassung der Publizistin Marina Weisband, die in der Dokumentation zu Wort kommt, betreibt Musk nunmehr "die Zerstörung der Wahrheit". Das sei "das Mittel der Autoritären". Musk, so Weisband, "nimmt ein Konzept wie Meinungsfreiheit und entzieht ihm jegliche Bedeutung".

Diese These überzeugt nicht ganz. Die Dokumentation hebt selbst hervor, dass Musk den ukrainischen Streitkräften sein Satelliten-Internetsystem Starlink zur Verfügung stellte. Im russischen Angriffskrieg sei dies, so der Politikwissenschaftler Frank Sauer, "der Gamechanger" gewesen.

Keine fundierte Kritik

Problematischer ist aber, dass die Autoren nicht auf die sogenannten Twitter-Files eingehen, die Musk nach seiner Übernahme von Twitter ausgewählten Journalisten zuspielte und die angeblich offenlegten, wie der Kurznachrichtendienst zuvor die Reichweiten von Accounts aus dem konservativen politischen Spektrum systematisch einschränkte ("Shadow Banning"). Diese Enthüllungen, so das Gegenargument, seien selektiv präsentiert worden, um das Bild einer Verzahnung zwischen der politischen Linken und den Plattformen zu zeichnen. Doch diese Diskussion vermisst man in der Dokumentation, die sich auch mit Elon Musks eigenen Aktivitäten auf seiner Plattform X (früher Twitter) auseinandersetzt. Denn fundierte Kritik an dem Tesla-Milliardär ist legitim und notwendig, nicht erst seit seiner Parteinahme für die AfD.

Heise und Söhngen lassen stattdessen in ihrer Dokumentation Investor Carsten Maschmeyer zu Wort kommen, den ehemaligen VW-Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess sowie den CDU-Politiker Armin Laschet, die aber alle wenig Relevantes beizutragen haben. Genauso wenig wie der frühere Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg (CDU), der Musk als "verzogenen Rotzlöffel" beschimpft, dem er "sein Luftgewehr wieder abnehmen" möchte.

infobox: "Die Elon Musk Story - Superreich und supermächtig?", Dokumentation, Regie und Buch: Carolin Heise, Tristan Söhngen, Kamera: Robin Worms, Julian Sell, Dominic Gill, Produktion: 7T1 Films (ZDF, 11.3.25, 20.15-21.00 Uhr, ZDF-Mediathek, seit 11.3.25)



Zuerst veröffentlicht 21.03.2025 09:40

Manfred Riepe

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Musk, Dokumentation, Heise, Söhngen, Riepe

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