15.04.2025 09:45
Berlin (epd). Der Tarifstreit um das Gehalt für Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen geht in eine nächste Runde. "Trotz intensiver Verhandlungen bis in die Nachtstunden war die Gewerkschaftsseite nicht bereit, einen Abschluss zu erzielen", monierte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am Dienstag nach der fünften Runde der Gehaltstarifverhandlungen in Berlin. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordert ein Plus von 10,5 Prozent, die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di 12 Prozent.
Die Verlegerseite habe in den Verhandlungen am Montag ein "deutlich verbessertes Angebot vorgelegt", erklärte der BDZV. Konkret habe das Angebot der Arbeitgeber eine lineare Erhöhung um 190 Euro brutto ab dem 1. Mai 2025 für alle Gehaltsgruppen umfasst. "Zudem waren tabellenwirksame Steigerungen von 2,5 Prozent ab dem 1. März 2026 und 1 Prozent ab dem 1. März 2027 vorgesehen", hieß es. "Über alle Tarifgruppen hinweg bedeutet dies eine durchschnittliche Erhöhung um 7,2 Prozent bei einer Laufzeit von 30 Monaten und für Volontärinnen und Volontäre sowie Berufseinsteiger ein deutlich überdurchschnittliches Gehaltsplus."
BDZV-Verhandlungsführer Georg Wallraf sagte, die Verleger seien "bis an die Grenzen des wirtschaftlich Vertretbaren" gegangen. "Nun liegt es an den Gewerkschaften, mit einem realistischen Mandat an den Verhandlungstisch zurückzukehren."
Der DJV lobte die Gespräche als konstruktiv. "Sowohl mit Blick auf die Erhaltung der bestehenden Berufsjahrstruktur als auch auf die Gehaltsentwicklung hat es eine deutliche Annäherung gegeben", sagte DJV-Verhandlungsführer Christian Wienzeck: "Am Ende waren wir nicht mehr weit voneinander entfernt." Ort und Termin für die nächste Verhandlungsrunde sind laut BDZV noch nicht vereinbart.
In einer ver.di-Mitteilung vom Dienstag hieß es, die Verlegerseite habe erkennen lassen, auf die Streichung von Berufsjahresstufen zu verzichten, wenn eine Gesamteinigung vereinbart wird. "Die Gewerkschaften haben sich aufgrund dieser Verhandlungsbereitschaft in intensiven Gesprächen über mehrstufige Tariferhöhung in einer Gesamtlaufzeit von weniger als 36 Monaten mit dem BDZV auseinandergesetzt", so die Gewerkschaft.
Damit spielte ver.di auf Forderungen an, die der BDZV bis zur aktuellen Verhandlungsrunde erhoben hatte. Tarifgebundene Unternehmen hätten demnach die Option erhalten sollen, das System der Berufsjahresstaffeln, das maßgeblich für die Gehaltsentwicklung der Redakteurinnen ist, "zeitweise oder ganz" auszusetzen, wie DJV-Verhandlungsführer Wienzeck vor den Verhandlungen am Montag dem epd sagte. Dies habe der Verband zur Bedingung einer "adäquaten Lohnerhöhung" gemacht.
Für die Redakteure hätte dies bedeutet, dass sie über unbestimmte Zeit in ihrer Berufsjahresstaffel geblieben wären. "Das ist für uns völlig indiskutabel, weil das ein Aussetzen des Gehaltstarifsystems wäre", sagte Wienzeck. Nach seinen Angaben wollte der BDZV auch darüber diskutieren, die bereits existierenden Berufsjahresstaffeln zu reduzieren: "Da geht es darum, einzelne Steigerungsschritte ganz herauszunehmen und die bisher hinterlegten Gehälter drastisch zu reduzieren."
Wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtete, sah das erste Angebot der Verleger eine dreistufige Erhöhung vor: 120 Euro ab Januar 2025, 1,5 Prozent ab August 2026 und ein Prozent 2027 bei einer Laufzeit bis Ende 2027. Zudem hätten die Verleger geplant, "bisherige automatische Gehaltssteigerungen nach Berufsjahren an verpflichtende Weiterbildungen zu koppeln, die die Redakteure eigenverantwortlich und auf eigene Kosten absolvieren müssten", so die SZ.
Die Verhandlungen zwischen BDZV, DJV und ver.di wurden bereits mehrfach von Warnstreiks begleitet, in den vergangenen beiden Wochen in 27 tarifgebundenen Zeitungsredaktionen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.
Betroffen war und ist auch die SZ, wie die Tageszeitung am Montag erneut in eigener Sache berichtete. In der Ausgabe am Dienstag sollten alle Ressorts "in reduziertem Umfang und eingeschränkter Aktualität erscheinen". Wie bereits in der Donnerstags- und Freitagsausgabe vergangener Woche fehlten die Lokalteile, die Münchner Kultur, das Fernsehprogramm und der Börsenteil.
cph
Zuerst veröffentlicht 15.04.2025 11:45 Letzte Änderung: 15.04.2025 14:17
Schlagworte: Medien, Presse, Arbeit, Journalismus, DJV, ver.di, BDZV, cph, BER, NEU
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