Kanada: Neuer Premier Carney will CBC/Radio-Canada stärken - epd medien

17.04.2025 08:42

Logo der Canadian Broadcasting Corporation (CBC/Radio-Canada)

Ottawa (epd). Kanadas neuer Premierminister Mark Carney will die Identität des Landes durch eine Stärkung des öffentlich-rechtlichen Kanadischen Rundfunks CBC/Radio-Canada schützen. In Krisenzeiten sei der Schutz der kanadischen Identität ein entscheidender Teil, das Land stark zu erhalten, erklärte der Vorsitzende der Liberalen Partei am 4. April in Montreal. "Eine neue liberale Regierung wird sich niemals den Angriffen von US-Präsident Trump auf Kanada beugen."

Am 28. April 2025 finden in Kanada vorgezogene Parlamentsneuwahlen statt. Dem 60-jährigen Carney war es nach seiner Amtsübernahme im März gelungen, die Liberale Partei in den Wahlumfragen wieder mit Abstand an die Spitze - vor den bisher führenden Konservativen - zu bringen. US-Präsident Donald Trump hatte im Januar den Anschluss Kanadas als "51. Bundesstaat" an die USA gefordert.

Ressourcen sollen erhöht werden

"Wir werden die Ressourcen für CBC/Radio-Canada erhöhen und eine stabile, langfristige Finanzierung sichern", teilte die Liberale Partei mit. Zu Beginn ist eine Erhöhung des Budgets von CBC/Radio-Canada um 150 Millionen kanadische Dollar (95,5 Millionen Euro) vorgesehen. Die Sendeanstalt soll einen strategischen Plan entwickeln, der dem neuen Mandat und einer langfristigen Finanzierung entspricht. 2024 erhielt CBC/Radio-Canada 1,44 Milliarden kanadische Dollar (915 Millionen Euro) aus dem Staatshaushalt und erwirtschaftete 493 Millionen kanadische Dollar (314 Millionen Euro) selbst.

"Mit diesem Plan werden wir ein zuverlässiges kanadisches öffentlich-rechtliches Forum in einem Meer der Falschinformationen schützen, damit wir unsere eigenen Geschichten in unseren eigenen Sprachen erzählen können", erklärte Carney. Dagegen folge der konservative Oppositionsführer Pierre Poilievre dem Drehbuch Trumps, die Institutionen, die Kanada stark machen, ins Visier zu nehmen, kritisierte er. Zu den Hauptaufgaben für den Kanadischen Rundfunk gehören künftig die Förderung der kanadischen Kultur und die Stärkung der lokalen Nachrichtenberichterstattung mit mehr Büros und Reportern.

Oppositionsführer äußert Kritik

Auch der Parteiführer der sozialdemokratischen NDP, Jagmeet Singh, sprach sich für die Stärkung eines "gesunden" öffentlich-rechtlichen Rundfunks aus. Seine Partei hatte bis Anfang 2025 die Minderheitsregierung von Premierminister Justin Trudeau (Liberale Partei) im Parlament unterstützt. Dagegen erklärte Oppositionsführer Poilievre, dass sich Kanada einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk "einfach nicht leisten" könne. Er hatte mehrmals erklärt, CBC-Radio Canada "entfinanzieren" ("defund") zu wollen.

Kommerzielle kanadische Medien wie TVA-Quebecor, Bell Canada-CTV, Shaw-Corus-Global und Rogers Communications sowie die überall im Süden Kanadas einstrahlenden US-Medien seien ausreichend, so Poilievre. Es genüge für den kanadischen Staat, die französischsprachigen Medien zu unterstützen.

"Mathematisch nicht möglich"

Die neue Intendantin von CBC/Radio-Canada, Marie-Philippe Bouchard, hatte nach ihrem Amtsantritt im Januar 2025 gefordert, es müsse eine "nationale Debatte" geben über die Absicht der Konservativen, den öffentlichen Rundfunk zu "entfinanzieren". Es sei "mathematisch nicht möglich, eine Milliarde Dollar abzuzapfen" und zu denken, die Sendeanstalt könne intakt bleiben, sagte sie. Wenn US-Präsident Trump "territoriale Forderungen" stelle, könne die "Entfinanzierung" des öffentlichen Rundfunks zu einer "Unterhöhlung einer Säule der kulturellen Identität Kanadas" führen.

Die Juristin Bouchard war im Oktober 2024 für fünf Jahre ab Januar 2025 zur Intendantin von CBC/Radio-Canada berufen worden. Sie ist die zweite Frau und erste Franko-Kanadierin an der Spitze des Kanadischen Rundfunks. Sie löste Catherine Tait (2018-2025) ab, die 2019 die weltweite Initiative "Global Task Force for Public Media" startete, der aus Deutschland das ZDF angehört.

CBC/Radio-Canada wurde 1936 nach dem Vorbild der britischen BBC als Canadian Broadcasting Corporation (CBC) gegründet. Kanada ist seit 1867 eine föderale parlamentarische Demokratie und konstitutionelle Monarchie. König von Kanada ist der britische König Charles, der von einer Generalgouverneurin vertreten wird. Kanada ist territorial das zweitgrößte Land der Welt, nach Russland und vor den USA. Dort leben heute über 41 Millionen Menschen, 76 Prozent gelten als englischsprachig und 21 Prozent als französischsprachig. Kanada war bis 1763 französische Kolonie und von 1763 bis 1867 britische Kolonie.

ebe



Zuerst veröffentlicht 17.04.2025 10:42

Schlagworte: Medien, Kanada, Carney, ebe, CBC, Radio Canada

zur Startseite von epd medien