19.04.2025 08:45
"Die Bachmanns": ZDF-Komödie von Ralf Husmann
epd Miriam und Markus sind eines von vielen Paaren, deren Liebe im aufreibenden Familienalltag mit Kindern irgendwie auf der Strecke geblieben ist. Inzwischen ist die Scheidung schon ein paar Jahre her und die Trennung verarbeitet, aber Familie bleibt man ja trotzdem. Miriam (Stefanie Stappenbeck) und Markus (Oliver Wnuk) gehören also zu den vielen Paaren, die es schaffen, einen Rosenkrieg zu vermeiden, sich nach der Trennung die Erziehung zu teilen und sich freundschaftlich verbunden zu bleiben. Das ist in der Realität häufiger der Fall, als es die Berichte von Promis mit ihren Trennungsschlachten und Sorgerechtskämpfen vermuten lassen.
Alles könnte also halbwegs geordnet weiterlaufen, bloß die pubertierenden Zwillinge Elias und Emma hadern etwas mit dem ständigen Pendeln zwischen Mama und Papa, das mit dem Wechselmodell verbunden ist. Als Miriams Nachbarn sich trennen und ihr Haus zum Verkauf steht, trifft Markus ganz durchdacht die Entscheidung, selbst dort einzuziehen - mitsamt seiner neuen Freundin Galina (Natalia Belitski), deren osteuropäische Herkunft nicht näher spezifiziert wird, aber durchaus noch eine Rolle spielen wird.
Der reichlich naive Markus hatte angenommen, das würde alles einfacher machen, doch natürlich ist das Gegenteil der Fall - erst recht, wenn ein Autor wie Ralf Husmann am Werk ist und eine Regisseurin wie Miriam Bliese, die sich schon in ihrem Spielfilmdebüt "Die Einzelteile der Liebe" Themen wie Trennung und Sorgerecht widmete.
Mit gutem Tempo wird das Szenario skizziert, das für allerlei Turbulenzen sorgen wird, gespickt mit reichlich Off-Kommentar. Markus' spontane Entscheidung, mit seiner Neuen nebenan einzuziehen, bringt viel Unruhe in die bis dato recht harmonische Balance. Miriam sieht sich plötzlich unmittelbar mit Galina konfrontiert und hat Angst, dass die ihr mit ihren Outfit-Tipps und mit ihrer Freigiebigkeit die Kinder entfremden könnte. Und natürlich ist sie auch als Frau Konkurrenz, Scheidung hin oder her.
Also entschließt sich Miriam zur Retourkutsche und bandelt ihrerseits mit dem Arbeitskollegen Nuri an (Pit Bukowski), der sie schon lange umwirbt. Das wiederum stört Markus, der nun auch seine neue Beziehung zunehmend kritisch betrachtet. Galina wiederum steht vor dem Problem, gegen Markus‘ zunehmend nostalgische Erinnerungen an die Ehe ("es war ja nicht alles schlecht") bestehen zu müssen. Nuri wiederum prallt mit seiner allzu einnehmenden Art ("Ich heirate eine Familie") auf Miriams bremsende Distanz.
Und natürlich sind da auch die pubertierenden Zwillinge mit ihren eigenen Problemen ... All das ist psychologisch plausibel gezeichnet und leichtfüßig inszeniert, Stefanie Stappenbeck und Oliver Wnuk sind zwei komödienerfahrene Sympathieträger. Natalia Belitski und Pit Bukowski stehen ihnen nicht nach: sie überzeugt mit ihrer grundsätzlich gelassenen, reifen Art, er mit jungenhaftem Charme und Witz.
Bereichert ist das Tableau um eine illustre und toll besetzte Schar aus der Nachbarschaft, die das Vergnügen komplett macht: wie ein vielstimmiger griechischer, allerdings auch höchst dissonanter Chor begleiten und kommentieren sie das Geschehen und machen die Dinge noch schwieriger, als sie schon sind - bis hin zur veritablen Keilerei auf dem als friedensstiftend geplanten Grillfest: Da ist die woke alleinerziehende Übermutter (Luise Wolfram), die schnell mit Hitler-Vergleichen aller Art zur Hand ist, der depressive Ex-Gastronom (Oscar Ortega Sánchez), dessen Restaurant der Insolvenz zum Opfer fiel, oder der restlos von sich überzeugte Macho (Niels Bormann) sowie eine überforderte, Kummer gewohnte Lehrerin.
"Die Bachmanns" liefern einmal mehr den Beweis, dass sich Tiefgang und Unterhaltung keineswegs ausschließen müssen - auch wenn es Husmann diesmal übertrieben hat mit der Fülle der Aphorismen aus dem Off und man sich fragt, warum es in Familienfilmen ständig irgendwelche Schultheater-Aufführungen geben muss. Aber geschenkt: entspannende Abendunterhaltung bieten die Bachmanns allemal. Und geradezu dankbar ist man für den Schluss, der den billigen Rückfall in die Nostalgie vermeidet.
infobox: "Die Bachmanns", Komödie, Regie: Miriam Bliese, Buch: Ralf Husmann, Kamera: Katharina Dießner, Produktion: Madefor Film (ZDF-Mediathek, seit 19.4.25, ZDF, 28.4.25, 20.15-21.45 Uhr)
Zuerst veröffentlicht 19.04.2025 10:45
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Komödie, Bliese, Husmann, Steglich
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