24.04.2025 08:15
Doku-Serie "Youtube Changed My Life" in der ARD-Mediathek
epd Geht es um die persönliche Lebensgeschichte der wichtigsten deutschen Youtuber, die natürlich nicht von der Videoplattform zu trennen ist, oder um die Veränderung des Internets durch Plattformen wie Youtube in den vergangenen 20 Jahren? Die Doku-Serie "Youtube Changed My Life" von NDR und SWR erzählt von beidem, weil das eine nicht vom anderen zu trennen ist.
Leitfragen der Dokumentation sind: Wie konnte sich Youtube von einer freien, etwas anarchischen Plattform, wo man sich als Content Creator austoben und experimentieren konnte, zu einem gewinnorientierten Marktplatz entwickeln? Warum hat das Internet "von damals" kaum noch etwas gemein mit dem von heute? Und ist das gut oder schlecht? Denn die Professionalisierung bedeutet nicht nur kapitalistische Verwertbarkeit, sondern auch Rechte und Pflichten: Die meisten Videos von Menschen, die damit Geld verdienen wollen, haben inzwischen ein gewisses technisches Niveau. Es gibt außerdem Kommentar-Filter und Community-Richtlinien. Youtube mag heute weniger spannend sein, die Nutzer wissen aber inzwischen auch besser, was sie dort erwartet.
Die dreiteilige Doku-Serie beginnt smart und witzig: Die Filmemacher Franka Schönwandt und Johannes Middelbeck haben die ehemaligen Kinder- und Jugendzimmer der Youtube-Stars nachbauen lassen. Das sorgt bei den Protagonisten für einen Überraschungsmoment und wirkt wie ein Startschuss, sich den eigenen Erinnerungen hinzugeben und davon zu erzählen, wie alles begann.
Die Berichte von Ischtar, Dagi Bee, Liont, Y-Titty, Dima (vormals "DieAussenseiter") und Coldmirror eint, dass alle einfach angefangen haben mit einer mehr oder minder guten Kamera, aufgestellt im Kinderzimmer. Sie haben erzählt von ihrem Alltag, der Schule, von dem, was sie damals als Teenie so beschäftigt hat. Oder sie haben sich mit der Handkamera bei Stunts und ulkigem Schabernack gefilmt. Die Qualität? Eher mau. Die Authentizität und Kreativität? Wow. Deswegen wurden bald professionelle Management- und Kreativ-Agenturen auf die jungen Content-Creator aufmerksam. Manche ließen sich unter Vertrag nehmen und machten im Vergleich zu den Summen, die heute verdient werden können, ein kleines Taschengeld. Andere wollten eher unangepasst bleiben und machten weiter "ihr Ding".
Heute, im mittleren Lebensalter angekommen, blicken alle eher distanziert zurück auf diese Zeit: Mit dem Erfolg kam schnell auch der Druck, regelmäßig "abzuliefern", die Fans bei der Stange zu halten, die Kommentare zu moderieren, die Anspannung, das ständige "in der Öffentlichkeit Stehen". Das Unverstellte, immer Gutgelaunte, machte ihren Erfolg aus und war zunächst ein Segen. Doch bald wurde das Teilen privatester Informationen mit der Community zum Fluch: Kommentare, die ungefiltert gepostet wurden und Drohungen, Häme und Distanzlosigkeit enthielten. Die jungen Menschen waren all dem ungeschützt ausgeliefert, darüber zerbrachen Freundschaften und Beziehungen. Auch die psychische Gesundheit stand auf dem Spiel.
Die Moral der Dokumentation: Youtube ist nicht mehr die Spielwiese von früher, jetzt gibt es Regeln auf dem Spielplatz. Mit der Gewinnmaximierung der Plattform kamen eben auch Community-Richtlinien und gesetzliche Bestimmungen wie der Digital Services Act, die die Autoren wie Userinnen schützen sollen.
Die Dokumentation verwebt persönliche Lebens- und Karrieregeschichten mit der Betrachtung, wie Youtube einmal gestartet ist und wie es sich heute, 20 Jahre später, darstellt. Dass es dabei in der Serie mit drei Teilen á 30 Minuten zu gewissen Längen und Wiederholungen kommt, tut nicht weiter weh.
infobox: "YouTube Changed My Life", dreiteilige Doku-Serie, Regie und Buch: Franka Schönwandt, Johannes Middelbeck, Kamera: Benjamin Kahlmeyer, Produktion: Drive Beta (ARD-Mediathek/NDR/SWR, ab 23.4.25)
Zuerst veröffentlicht 24.04.2025 10:15
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), Streaming, Youtube, Makowski, ema, KARD, Dokumentation, Serie
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