Im Einsatz für die Weltmeere - epd medien

25.04.2025 07:26

André Wiersig suchte das Abenteuer und wurde Extremschwimmer. Er hat die sieben gefährlichsten Meerengen durchschwommen. Die ZDF-Reportage "Man of the Ocean" zeigt, wie Wiersig sich heute für den Meeresschutz einsetzt.

ZDF-Reportage "Man of the Ocean" über den Extremschwimmer Wiersig

Extremschwimmer André Wiersig beim Training im offenen Meer

epd Am Anfang war eine fixe Idee: Beim Urlaub auf Ibiza hatte sich André Wiersig in den Kopf gesetzt, eine 400 Meter vom Strand entfernte Boje zu erreichen. Für einen erfahrenen Schwimmer kein Problem, aber es war Winter, das Wasser hatte 13 Grad und der Westfale kam keinen Meter weit. Also fuhr er heim, unterzog sich einem brutalen Abhärtungstraining und versuchte es im nächsten Urlaub erneut. Diesmal klappte es. Das war vor gut zehn Jahren. Bei der Boje setzte er sich das nächste Ziel: einmal durch den Ärmelkanal.

Was Wiersig betreibt, nennt sich Extremsport. Der frühere Fußballmanager Reiner Calmund bezeichnet solche Leute gern als "positiv Bekloppte". Viele Bücher und Filme haben diesen Menschen, die laufend, radelnd, kletternd oder schwimmend für ständig neue Bestmarken sorgen, diverse Denkmäler gesetzt. Die dreiteilige ZDF-Reihe "Man of the Ocean" von David Enge (Buch und Regie) verfolgt jedoch einen etwas anderen Ansatz, denn Wiersig ist ein Mann mit Mission: Er ist im Einsatz für die Meere.

Normal ist das nicht

Das war nicht immer so. Nach dem Abenteuer Ärmelkanal stellte sich Wiersig, Jahrgang 1972, der größten Herausforderung für Langstreckenschwimmer: Bei der "Ocean's Seven" müssen (inklusive Ärmelkanal) die sieben gefährlichsten Meerengen durchschwommen werden. Vor ihm hatten das bis dahin nur 15 Menschen geschafft. 2019, also in bereits recht fortgeschrittenem Alter, wurde er die Nummer 16.

Im Vordergrund der insgesamt knapp 90 Minuten langen Reportage stehen natürlich die Abenteuer sowie die Frage, warum sich jemand all das antut: Normal ist das nicht und gesund ist es auch nicht. Wiersig hat seine Weltreise selbst finanziert, der Spaß hat ihn insgesamt 140.000 Euro gekostet und beinahe seine Ehe ruiniert. Im Verlauf des fünfjährigen Wettbewerbs hat sich jedoch ein Sinneswandel ergeben. Zunächst hat ihn der reine Ehrgeiz getrieben, doch je öfter er die Weltmeere durchschwamm, desto deutlicher erkannte er, wie verletzlich die Ozeane sind. Nach einer Begegnung mit einer giftigen Qualle konnte er sich vor Schmerzen kaum noch über Wasser halten, aber: "Die schlimmste Kreatur, die da draußen rumschwimmt, das bin ja ich."

Schwimmen mit Walen

Als ZDF-Mitarbeiter kennt Autor Enge bestimmt die Reihe "Hannes Jaenicke: Im Einsatz für ...". "Man of the Ocean" funktioniert ähnlich. Wie Jaenicke legt auch Wiersig, der den Kommentar selbst gesprochen hat, Hand an: Auf den Seychellen hilft er dabei, mitels Mangroven die Erosion des Ufers zu verhindern, auf den Fidschis sammelt er zum Zweck der Forschung Haischuppen, denn ein Doktorand will herausfinden, ob die Aggressivität mancher Haie genetisch bedingt ist. Eine Biologin sorgt für ergänzende Hintergrundinformationen, etwa über die Auswirkungen lärmender und Chemikalien absondernder Bohrinseln auf die Meeresbewohner.

Interessant ist auch Wiersigs Trip zum "Buckelwal-Highway" vor der Ostküste Australiens und sein Ausflug mit einem Walforscher. Leider ist auf den Bildern, die ihn beim gemeinsamen Schwimmen mit den Walen zeigen, kaum etwas zu erkennen. Umso eindrucksvoller sind die Aufnahmen, die Jan Hendrik Eming vom Rendezvous mit Bullenhaien gemacht hat: Weil Wiersig beim Training für eine neue Herausforderung auf den Seychellen beinahe mit einem der Tiere zusammengestoßen wäre, wollte er wissen, wie gefährlich sie wirklich sind. Ähnlich imposant sind die vielen Impressionen aus der Luft.

In einer Plastikplane verheddert

Enge hat den Schwimmer in den Jahren 2024 und 2025 insgesamt neun Monate lang begleitet, über die "Ocean’s Seven" informieren private Videos von Wiersig. Erlebnisse, von denen es keine Bilder gibt, werden durch kurze Animationssequenzen illustriert. Höhepunkt der gemeinsamen Reise wie auch der Dokumentation sollte eine Aktion im Indischen Ozean werden, mit der Wiersig auf die existenziellen Probleme der von Überflutung bedrohten Seychellen aufmerksam machen wollte. 2022 ist er schon einmal an dieser Herausforderung gescheitert, nun nimmt er einen neuen Anlauf, doch diesmal macht ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung.

Selbst wenn "Man of the Ocean" manchmal an eine "Sportstudio-Reportage" erinnert: Die Botschaft kommt trotzdem an. Wiersig, stets nur mit Badehose, Badekappe und Schwimmbrille unterwegs, hat am eigenen Leib erlebt, welche Folgen die Vermüllung der Meere hat: Im Ärmelkanal hat er sich in einer Plastikplane verheddert und wäre beinahe ertrunken.

infobox: "Man of the Ocean", dreiteilige Reportage mit André Wiersig, Regie und Buch: David Enge, Kamera: Elias Dupper, Jan Hendrik Eming, Ralf Richter, Erik Paffenholz, Luis Pförtner, Produktion: NDF Entertainment (ZDF-Mediathek seit 11.4.25, ZDF seit 13.4.25 jeweils sonntags, 15.45-16.15 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 25.04.2025 09:26

Tilmann Gangloff

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Reportage, Wiersig, Enge, Gangloff

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