Im Herz der Finsternis - epd medien

01.05.2025 07:35

Die vierteilige WDR-Podcast-Serie "Die Goldspur" beginnt mit einer spannenden Reise in den Regenwald von Französisch-Guyana, verheddert sich aber bald in den Wirrungen des internationalen Goldhandels. Host Fabian Federl löst nicht alle Knoten auf.

WDR-Podcast "Die Goldspur" verfolgt den Weg des Edelmetalls

Die WDR-Podcast-Serie "Die Goldspur" taucht in die dunkle Welt des Goldhandels ein

epd Erst vor wenigen Tagen erreichte der Goldpreis ein Allzeithoch - eine Feinunze des Edelmetalls kostete am 22. April stolze 3.500 US-Dollar. Die Furcht vor den Auswirkungen der US-Zollpolitik und zuletzt der Streit zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ihm verhassten Notenbankchef Jerome Powell peitschten die Nachfrage nach Gold in neue Höhen. Allerdings ist diese Entwicklung keinesfalls neu, seit Jahren legt der Goldkurs deutlich zu. Das Timing für den vierteiligen WDR-Pocdast "Die Goldspur" war also gut.

Aktuelle Bezüge zur steigenden Nachfrage nach Gold und den Hintergründen bleibt Autor und Host Fabian Federl schuldig. Das ist allerdings durchaus stimmig, denn sein Recherche-Podcast konzentriert sich stattdessen auf die titelgebende "Goldspur" und die Frage, wie der wertvolle Rohstoff zu uns nach Europa gelangt.

Gold geht uns alle an

Zu Beginn stellt Federl klar: Gold geht uns alle an, denn wir alle sind Konsumenten. Das Edelmetall wird nicht nur in Schmuck verarbeitet, "sondern auch in Smartphones, Laptops, Elektroautos". In vier Folgen mit einer gefälligen Länge von jeweils rund 30 Minuten verfolgt er den Weg des Edelmetalls auf dem Weltmarkt. Doch der Journalist beginnt seine Spurensuche nicht etwa in deutschen Juweliergeschäften oder Autofabriken, Federl startet in einer der gegenwärtig problematischsten Abbauregionen für Gold, im Dschungel von Französisch-Guayana.

Federl begleitet dort den Einsatz einer Elite-Einheit der französischen Armee, die dem illegalen Goldabbau in Kleinminen den Garaus machen soll. Mehr als 120 Minen gebe es im Regenwald des französischen Überseedepartements Französisch-Guayana, mehr als 10.000 illegale Goldwäscher arbeiteten dort, berichtet der Host. Vor 15 Jahren habe die französische Regierung die Operation der Gendarmerie gestartet, rund 55 Millionen Euro koste der Einsatz pro Jahr.

Federl und seine Hörerinnen und Hörer springen buchstäblich mitten rein in den gefährlichen Einsatz, bei dem Schusswechsel nicht ausgeschlossen sind. Zwei Jahre habe er für den Podcast recherchiert, sagt der Autor, unterstützt wurde sein Projekt vom Rain Forest Investigations Network des Pulitzer Centers. Leider unterlässt es Federl, den Hergang seiner aufwendigen Recherche einfließen zu lassen, eine bei Podcasts dieses Genres inzwischen übliche Praxis. So bleibt unter anderem offen, wie es dazu kam, dass er als erster Journalist so scheinbar unkompliziert zum Embedded Reporter der französischen Gendarmerie wurde.

Enervierendes Getöse

Die weiteren drei Folgen der Podcast-Serie befassen sich mit der Rolle Surinames und Dubais im internationalen Goldhandel und der Frage, ob illegales Gold auch auf den deutschen Markt gelangt. Federl gelingt es, mit Protagonisten auf allen Ebenen zu sprechen: Goldwäscher und Goldhändler kommen ebenso zu Wort wie Expertinnen und Experten aus der Welt der Banken und Raffinerien.

Leider vermag es der Podcast nicht, seine Hörerinnen und Hörer über vier Folgen bei der Stange zu halten. So groß die Spannung rund um den Militäreinsatz im Regenwald ist, so sehr flacht sie spätestens nach den Recherchen in Surinam ab. Federls Reise in den Dschungel enthält atmosphärische Anklänge ans "Herz der Finsternis", kann dieses Potenzial aber nicht entfalten.

Musikbett und Regenwald-Geräusch vereinen sich zu Anfang stellenweise zu enervierendem Getöse, beruhigen sich jedoch im weiteren Verlauf des Podcasts. Das gilt leider auch für das Storytelling und den Spannungsbogen, der sich im weiteren Verlauf hauptsächlich auf die Cliffhanger am Ende jeder Folge beschränkt.

Der ganz große Bogen

"Die Goldspur" will zu viel und doch zu wenig. Die Reihe beschränkt sich einerseits auf den Goldabbau in Französisch-Guyana - der Abbau in Konfliktregionen Afrikas oder in Indonesien, einem der wichtigsten Abbaugebiete weltweit, wird höchstens am Rande gestreift. Andererseits spannt der Podcast in gerade mal vier Folgen den großen Bogen über Länder wie Dubai und die Schweiz bis nach Europa und fokussiert dabei auf die komplexen Umstände der Goldgewinnung und -veredlung. Am Ende steht die Erkenntnis, dass es trotz internationaler Bemühungen und Vorschriften im Goldhandel eine Garantie für "sauberes" Gold nicht gibt.

Der Auftakt im Dschungel von Französisch-Guyana wirkt eindrücklich, doch die gefährliche und aufwendige Recherche-Reise, auch in das benachbarte Suriname, wird nicht auserzählt. Gerne hätte man noch mehr über die Motive der Goldwäscher und die Auswirkungen der illegalen Schürferei auf Mensch und Umwelt erfahren. Auch die Tatsache, dass der französische Staat seit vielen Jahren an einer Operation der Gendarmerie festhält, die sehr viel Geld kostet und Menschenleben gefährdet, zugleich aber - gemessen am beschlagnahmten Gold - nur als minder erfolgreich gelten kann, lässt Fragen aufkommen, die der Podcast nicht zufriedenstellend beantwortet.

infobox: "Die Goldspur - Über die dunkle Welt des Goldhandels", vierteilige Podcast-Serie mit Fabian Federl, Regie: Martin Zülka, Buch: Fabian Federl (ARD-Audiothek/WDR, seit 25.4.25 )



Zuerst veröffentlicht 01.05.2025 09:35 Letzte Änderung: 02.05.2025 11:34

Ellen Nebel

Schlagworte: Medien, Podcast, Kritik, Kritik.(Podcast), KWDR, Federl, Nebel, NEU

zur Startseite von epd medien