01.05.2025 08:10
Canberra (epd). Die sozialdemokratische Labor-Regierung von Premierminister Anthony Albanese in Australien will nach den Parlamentswahlen am 3. Mai den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ABC weiter stärken. So soll ab dem Finanzjahr 2026/2027 die Extra-Finanzierung der Australian Broadcasting Corporation (ABC) jährlich um mehr als 40 Millionen australische Dollar (rund 22,6 Millionen Euro) steigen. Die Finanzierung, die überwiegend aus staatlichen Zuschüssen besteht, soll zudem künftig für jeweils fünf statt wie bislang drei Jahre festgeschrieben werden.
Die ABC erhielt 2023/2024 insgesamt 1,14 Milliarden Dollar aus dem Staatshaushalt (642 Millionen Euro). Dazu kamen weitere Einnahmen von rund 100 Millionen Dollar (56,3 Millionen Euro), unter anderem aus Werbung.
Premierminister Albanese setzte für den 3. Mai Neuwahlen an, die Australier wählen dann ein neues Unterhaus. Der Wahlausgang gilt als offen, es zeichnet sich ein knappes Rennen zwischen der Labor-Partei und der konservativen Koalition unter Peter Dutton ab.
Bereits im Dezember 2024 hatte die Albanese-Regierung 83,1 Millionen Dollar (47,0 Millionen Euro) an Extra-Finanzierung für die ABC für zwei Jahre ab 2026/2027 bereitgestellt. Damit soll das derzeit vorhandene Defizit abgebaut werden, das sich besonders bis 2022 unter den ehemaligen, konservativen Regierungen unter Führung der Liberalen Partei durch eine Beschränkung der Ausgaben angehäuft hatte.
Kommunikationsministerin Michelle Rowland erklärte nun, die Labor-Regierung wolle die Unabhängigkeit der ABC und auch des multikulturellen öffentlich-rechtlichen TV-Senders SBS unterstützen. Die finanzielle Stabilität sei ein wesentlicher Schutz. "Die nationalen Rundfunkveranstalter sind wichtige Kulturinstitutionen und Säulen unserer Demokratie, die Nachrichten und Unterhaltung von Weltklasse in Übereinstimmung mit ihren gesetzlichen Grundlagen zum Nutzen aller Australier herstellen", fügte Rowland hinzu.
Schon nach dem Wahlsieg der Labor-Partei im Mai 2022 hatte die Regierung unter Premierminister Albanese die Finanzierung für ABC um zusätzliche 83,7 Millionen australische Dollar (47,3 Millionen Euro) für vier Jahre erhöht. Der damalige ABC-Intendant David Anderson begrüßte die Unterstützung damals. Die zusätzliche Finanzierung führte zu einer "verbesserten finanzierten Sicherheit und Stabilisierung" des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Australien.
Auch der ABC-Vorsitzende Kim Williams, der dem Aufsichtsrat der Rundfunkanstalt vorsteht, forderte mehr Investitionen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um der "Flut" von Falschinformationen im Internet etwas entgegenzusetzen. Die ABC habe in den vergangenen zehn Jahren rund 150 Millionen Dollar (84,7 Millionen Euro) an jährlichen Investitionen eingebüßt.
Der Aufsichtsrat hatte im Dezember 2024 einstimmig den Medien- und Produktionsmanager Hugh Marks zum neuen ABC-Intendanten gewählt. Er trat im März 2025 sein neues Amt für fünf Jahre an. Im August 2024 war sein Vorgänger Anderson zurückgetreten, offensichtlich im Zusammenhang mit der "unfairen Entlassung" der ABC-Journalistin Antoinette Lattouff, die im Gaza-Krieg pro-palästinensiche Positionen vertreten hatte. Lattouf ist Kind arabischer Flüchtlinge und Einwanderer aus dem Libanon.
Marks war von 2015 bis 2020 Vorstandsvorsitzender des australischen kommerziellen Medienunternehmens Nine Entertainment. Unter seiner Federführung erfolgte 2018 die Fusion von Nine Entertainment und Fairfax Media zum größten digitalen Medienkonzern Australiens. 2020 trat Marks aus persönlichen Gründen zurück.
Bei seinem Amtsantritt als ABC-Intendant Mitte März dieses Jahres unterstrich Marks die "echte und bedeutsame Wirkung" des ABC-Journalismus. Für ihn kämen "Inhalte zuerst", betonte er. Der ABC-Vorsitzende Kim Williams würdigte Marks als "sehr erfolgreichen Medienmanager mit mehr als 30 Jahren Erfahrung in Australien und international".
ebe
Zuerst veröffentlicht 01.05.2025 10:10
Schlagworte: Medien, Australien, Rundfunk, ebe, Ebert
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