20.05.2025 10:33
Berlin (epd). Die gemeldeten Verstöße im Internet bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche steigen. Rund 90 Prozent der insgesamt 17.630 Verstöße, die 2024 bei der Plattform "jugendschutz.net" registriert wurden, betrafen diesen Bereich, wie aus dem am Dienstag in Berlin vorgestellten Jahresbericht der von Bund und Ländern getragenen Einrichtung hervorgeht.
"jugendschutz.net" registriert seit einigen Jahren eine hohe Zahl an Hinweisen und Verstößen, wie der Leiter des Kompetenzzentrums, Stefan Glaser, erklärte. Einen klaren Trend könne man daraus aber nicht ableiten. Seiner Einschätzung nach gebe es keine "massive Zunahme" entsprechender Darstellungen - sie würden jedoch sichtbarer, wodurch das Dunkelfeld aufgehellt werde. Ob der verstärkte Einsatz Künstlicher Intelligenz künftig dazu führt, dass tatsächlich mehr Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern in Umlauf kommen, bleibe abzuwarten, sagte Glaser.
Die Gesamtzahl der registrierten Verstöße (17.630) hat sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt (2023: 7.645). Der starke Anstieg sei auf den "enormen Zuwachs" bei Fällen sexualisierter Gewalt zurückzuführen, heißt es im Bericht. Auch beim politischen Extremismus wurde ein Anstieg verzeichnet. Zwar machte das Thema nur rund sieben Prozent des Gesamtaufkommens aus, doch wurden 1.245 Verstöße registriert - fast 400 mehr als im Vorjahr.
Kinder und Jugendliche müssen lernen, selbstbestimmt und verantwortungsvoll mit digitalen Medien umzugehen.
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) bezeichnete die Zahlen als "alarmierend". "Die digitale Welt ist ein Raum voller Möglichkeiten, aber eben auch voller Risiken und Gefahren", sagte sie. Aufgabe von Familie, Kita, Schule und Politik sei es daher, Kinder und Jugendliche besser zu schützen - und eine digitale Umgebung zu schaffen, in der sie sich sicher bewegen können. Zugleich forderte Prien mehr Verantwortung von großen Plattformen wie Tiktok und Instagram, insbesondere bei der Altersverifikation. Neben gesetzlichen Vorgaben sei auch die Stärkung der Medienkompetenz zentral: "Kinder und Jugendliche müssen lernen, selbstbestimmt und verantwortungsvoll mit digitalen Medien umzugehen."
Inhalte mit Bezug zu Sex oder Pornografie spielten dem Bericht zufolge mit zwei Prozent aller Fälle nur eine untergeordnete Rolle. Auch im Bereich Gewaltinhalte war ein Rückgang zu beobachten - mit 187 Fällen lag der Anteil bei nur noch einem Prozent der Gesamtfälle. Weniger Fälle als in den Vorjahren wurden zudem bei Selbstgefährdungen und Cybermobbing registriert.
6.668 Fälle sendete "jugendschutz.net" an die Strafverfolgungsbehörden wegen der Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte oder weil Gefahr für Leib und Leben bestand. 9.732 Verstöße meldete die Einrichtung an Anbieter und Selbstkontrolleinrichtungen, mit dem Ziel einer schnellen Abhilfe. In 99 Prozent der Fälle löschten die Anbieter die problematischen Inhalte.
"jugendschutz.net" ist das gemeinsame Kompetenzzentrum von Bund, Ländern und Landesmedienanstalten für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im Internet. Die Einrichtung recherchiert eigenständig Gefahren und Risiken für Jugendliche im Internet und nimmt über ihre Online-Beschwerdestelle Hinweise auf Verstöße gegen den Jugendmedienschutz entgegen.
kps
Zuerst veröffentlicht 20.05.2025 12:33 Letzte Änderung: 20.05.2025 15:26
Schlagworte: Medien, Internet, Jugendschutz, Bundesregierung, NEU
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