Grosso-Reform: Gesamtverband Pressegroßhandel sagt Jahrestagung ab - epd medien

11.06.2025 07:40

Seit die Verlagsallianz "Fit for Future" im vergangenen Herbst ankündigte, das Pressevertriebssystem umkrempeln zu wollen, herrscht Unruhe in der Branche. Nun sagt der Gesamtverband Pressegroßhandel seine Jahrestagung ab.

Zeitschriften und Nachrichtenmagazine im Pressehandel

Köln (epd). Angesichts der durch mehrere große Medienkonzerne angebahnten Reform im Pressevertrieb hat der Gesamtverband Pressegroßhandel seine geplante Jahrestagung abgesagt. "Der Verband greift damit Signale von Mitgliedern und Marktakteuren auf, die eine Durchführung der Veranstaltung unter den aktuellen Rahmenbedingungen als nicht zielführend ansehen", erklärte der Verband am 10. Juni in Köln. Die Tagung sollte am 15. September stattfinden.

Hintergrund der Absage sei das Vorhaben der sogenannten Verlagsallianz "Fit For Future" (FFF) "mit dem Ziel eines radikalen Umbaus des Pressevertriebssytems", erklärte Thorsten Mauch, Mitglied des Verbandsvorstandes. "Das vorliegende FFF-Verlagsmodell stößt auf erhebliche Widerstände und Irritationen im Markt." Der Verband bekräftige sein "Engagement für eine rechtssichere und branchenverträgliche Lösung der bestehenden Konfliktlage".

Prüfung des Bundeskartellamts dauert an

Derzeit prüft das Bundeskartellamt die Pläne der FFF-Allianz, der elf zumeist große Konzerne wie der Burda-Verlag angehören. Das Vorhaben sieht die Schaffung einer zentralen Grosso-Gesellschaft vor, in der die Verlage zusammen mit vier bestehenden Grosso-Unternehmen als Systempartner den Pressevertrieb in Deutschland neu organisieren wollen. Die "Presse-Grosso-Allianz" (PGA) soll den Plänen zufolge 2026 gegründet werden und ab 2027 tätig sein.

Bisher führt der Gesamtverband Pressegroßhandel für die Grossisten die Verhandlungen mit den Verlagen über die Verbreitungskonditionen. Künftig soll die neue zentrale Gesellschaft eine flächendeckende Belieferung der Einzelhändler im gesamten Bundesgebiet organisieren. Neun Grosso-Unternehmen, die mit der Zentralgesellschaft der Verlage nicht als Systempartner zusammenarbeiten, sollen dann als reine Logistiker fungieren. Hintergrund des seit Jahren schwelenden Streits ist unter anderem, dass der Verlagsseite Sparmaßnahmen der Grossisten nicht weit genug gingen.

Im November 2024 hatte die Arbeitsgruppe "Fit for Future" ihre Pläne vorgestellt. "Seitdem gibt es einen regelmäßigen Informationsaustausch mit anderen Verlagen, den Nationalvertrieben, dem Handel und den Grosso-Unternehmen", sagte ein Sprecher der Gruppe dem epd am 10. Juni. Auch mit dem Bundeskartellamt stehe die FFF-Allianz in kontinuierlichem, engem Austausch.

Anhaltende Unruhe

Die Pläne sorgen für anhaltende Unruhe in der Branche. Ende Januar gründete sich der Verband Mittelständischer Verleger (VMV), um "die Interessen mittelständischer Verlage zu stärken und eine gemeinsame Plattform für Austausch und Zusammenarbeit zu schaffen". Die FFF-Allianz stehe vorrangig für die Interessen der Großverlage, die sich eine Mehrheit am Grosso-System sichern wollten. Ihr Durchmarsch müsse verhindert werden, hieß es damals.

Mitglieder der Arbeitsgruppe "Fit for Future" sind der Burda-Verlag, die Bauer Media Group, die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die Funke Mediengruppe, Gruner + Jahr, Axel Springer, der Spiegel-Verlag, der Martin Kelter Verlag, die Mediengruppe Klambt, die VF Verlagsgesellschaft und die "Süddeutsche Zeitung". Als Grosso-Systempartner gehören die Unternehmen 4Press, Qtrado, PVG und Trunk der Arbeitsgruppe an.

nbl



Zuerst veröffentlicht 11.06.2025 09:40

Schlagworte: Medien, Presse, Vertrieb, Presse-Grosso, Burda, nbl

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