18.06.2025 10:39
Hamburg (epd). In der digitalen Öffentlichkeit hat der Journalismus nach Ansicht der Journalistin Barbara Hans "sein Monopol verloren, aber nicht seine gesellschaftliche Relevanz". Die Massenmedien hätten ihre "ordnungsleitende Funktion eingebüßt", sagte Hans am Mittwoch bei einer Fachtagung zum 75-jährigen Bestehen des Leibniz-Instituts für Medienforschung | Hans-Bredow-Institut in Hamburg. Journalismus habe jedoch eine wichtige Funktion als "Kulturtechnik des Zweifelns und Prüfens".
Die Massenmedien hätten mit dem Aufkommen der sozialen Netzwerke Auflage, Einfluss und Relevanz verloren, sagte Hans. Zugleich hätten sie auch ihre Autonomie verloren, weil der Vertrieb jetzt über die Plattformen organisiert werde. Netzwerken wie Instagram und X seien journalistische Inhalte aber "egal".
"Es kommt im Netz und durch das Netz zu einer Verflüssigung der Medienformate und der Nutzung", sagte Hans, die Professorin an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ist. Privates und Öffentliches finde gleichermaßen auf dem Smartphone statt, das für den Einzelnen vielfältige Funktionen erfülle. Das Netz mache viele Öffentlichkeiten sichtbarer.
Wir dürfen den Anspruch auf die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Unwahrheit nicht aufgeben.
In dieser Situation werde die Journalistenausbildung zur "demokratischen Ressource", sagte Hans, die von 2016 bis 2021 Chefredakteurin von "Spiegel Online" war: "Eine resiliente Demokratie braucht resilienten Journalismus." Dazu gehöre für sie eine "Renaissance des Regionalen". Dort könne Auseinandersetzung stattfinden.
Der Hamburger Mediensenator Carsten Brosda forderte eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie die Gesellschaft kommuniziert. Die Kommunikation in sozialen Netzwerken finde in einem "komplett ökonomisch vermachteten System" statt, sagte der SPD-Politiker. Ein "Meinungsrülpser" eines Einzelnen stehe dort neben dem Ergebnis einer zehnjährigen Forschung, als seien beide gleichwertig. "Wir dürfen den Anspruch auf die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Unwahrheit nicht aufgeben", forderte er.
Die medienpolitische Diskussion in Deutschland sei viel zu stark von juristischen Vorschlägen dominiert, kritisierte Brosda. Die Frage, wie eine Gesellschaft kommuniziert, sei essenziell für die Demokratie. Die Zeiten seien "zu ernst, um von Welle zu Welle der Aufmerksamkeitsökonomie zu surfen". In dieser Debatte sei die Beratungsfähigkeit des Hans-Bredow-Instituts sehr wichtig.
dir
Zuerst veröffentlicht 18.06.2025 12:39 Letzte Änderung: 18.06.2025 14:05
Schlagworte: Medien, Journalismus, Tagungen, NEU
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