Filmfest München: Förderpreise für "Karla" und "Sechswochenamt" - epd medien

08.07.2025 12:01

Beim Filmfest München erhielten zwei Filme die Förderpreise Neues Deutsches Kino. Außerdem wurden die Bernd Burgemeister Fernsehpreise für herausragende fernsehproduzentische Leistungen an "Die Nichte des Polizisten" und die zweite Staffel von "Oktoberfest 1905" vergeben.

Theatersaal im Amerikahaus beim Filmfest München

München (epd). Der mit insgesamt 70.000 Euro dotierte Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 ist am 4. Juli beim Filmfest München in den vier Kategorien "Beste Produktion", "Beste Schauspielerin" oder "Bester Schauspieler", "Bestes Drehbuch" und "Beste Regie" vergeben worden.

Der Film "Karla" überzeugte in zwei Kategorien: Christina Tournatzés erhielt den mit 30.000 Euro dotierten Hauptpreis in der Kategorie "Regie". Auch das Drehbuch von Yvonne Jasmin Görlach wurde in der Kategorie "Bestes Drehbuch" ausgezeichnet, wie das Filmfest mitteilte.

Unsagbares und Unzeigbares

In "Karla" geht es um die wahre Geschichte eines 12-jährigen Mädchens, das ihren Vater wegen jahrelanger sexueller Übergriffe vor Gericht anklagt. "Gleich mit ihrer ersten Spielfilm-Regie wagt sich Christina Tournatzés an das Unsagbare und das Unzeigbare. Und doch gelingt es ihr mit bemerkenswerter Sensibilität und ausgeprägtem erzählerischem Gespür, Worte und Bilder zu finden - und dem dunkelsten Abgrund Mut und Menschlichkeit entgegenzusetzen", begründete die Jury die Auszeichnung mit dem Hauptpreis "Beste Regie".

Der Film "Sechswochenamt" wurde ebenfalls zweifach geehrt: Jacqueline Jansen wurde in der Kategorie "Beste Produktion" geehrt. Zur Begründung schrieb die Jury: "Getragen von einem kleinen Team und angetrieben von Leidenschaft, erzählt er mit einer signifikanten emotionalen Dichte von Trauer, familiären Spannungen und Sprachlosigkeit. Die Reduktion auf das Wesentliche bringt eine Tiefe hervor, die berührt - roh, echt und menschlich."

Unterdrückte Wut

Magdalena Laubisch wurde in der Kategorie "Schauspiel" für ihre Rolle in "Sechswochenamt" ausgezeichnet. "In dem Film "Sechswochenamt" von Jacqueline Jansen begleiten wir Lore durch die ersten Tage nach dem Tod ihrer Mutter", schrieb die Jury. Magdalena Laubisch spiele diese Figur "ohne Sentimentalität, mit stiller Kraft, großer Präzision und beeindruckender Durchlässigkeit. Sie liefert sich ihr vollkommen aus, sie durchlebt verschiedenste emotionale Stadien, von unterdrückter Wut wegen eines zugefrorenen Autos bis zur Panikattacke in der Dusche, aber auch in belanglosen Alltagsmomenten bleiben wir an ihr hängen und verfolgen jede ihrer Regungen. Scheinbar unaufwendig nimmt sie uns mit auf diese Reise. Ihr Spiel ist intim, aber nicht privat. Manchmal erscheint ihre Haut fast durchsichtig, als könne man in sie hineinsehen."

Der Film "Sechswochenamt" handelt von einem Mädchen, dessen Mutter in der Zeit der Covid-Pandemie gestorben ist. Sie muss "gegen festgefahrene Familienstrukturen und eine lähmende Bürokratie" kämpfen und zugleich den Tod der Mutter verarbeiten. Der Förderpreis Neues Deutsches Kino 2025 wird von der Bavaria Film, dem Bayerischen Rundfunk und der DZ Bank gestiftet.

Der Mord an Michèle Kiesewetter

Bereits am 29. Juni wurden zum 30. Mal die Bernd Burgemeister Fernsehpreise für herausragende, produzentische Leistungen verliehen.

Die Jury zeichnete die Produzentin Gabriela Sperl und Produzent Benjamin Benedict (W&B Television GmbH) für den Thriller "Die Nichte des Polizisten" mit Magdalena Laubisch in der Hauptrolle als besten Fernsehfilm aus, wie die VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH am 29. Juni mitteilte.

In der Jury-Begründung hieß es: "Es geht um den Mord an der jungen Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007 in Heilbronn. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt. Seit vielen Jahren heißt es, die Mörder seien Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, also der NSU. Vieles spricht dafür, aber bis heute ist nichts bewiesen. Sollten Sie jetzt meinen, dass dieses Thema in den letzten Jahren doch erschöpfend behandelt worden sei, dann müssen Sie diesen spannenden Film in der Regie von Dustin Loose sehen. Die Jury jedenfalls ist der Meinung, noch nie eine so präzise und unter die Haut gehende Darstellung der Ausbildung junger Polizisten und Polizistinnen in Deutschland gesehen zu haben. Für ihre Angehörigen und Freunde könnte dieser Film ein Trost sein: Endlich steht das Schicksal von Michèle Kiesewetter im Mittelpunkt, endlich wird sie wahrgenommen und respektiert."

Der für den besten Mehrteiler/Serie ausgelobte Preis ging an die Produzenten Michael Souvignier, Till Derenbach und Alexis von Wittgenstein (Zeitsprung Pictures GmbH und Violet Pictures GmbH) für die Historien-Serie "Oktoberfest 1905" mit unter anderem Martina Gedeck, Lisa Maria Potthoff, Brigitte Hobmeier und Mišel Matičević.

Packende fiktive Geschichte

Die Jury schrieb zur Begründung: Fünf Jahre nach dem erfolgreichen Start der ersten Staffel sei es den Produzenten gelungen, die vielfach gelobte Serie "Oktoberfest" in eine zweite Staffel zu führen. "Und das mit beeindruckender Konsequenz, Qualität und inhaltlicher Tiefe. Eine solche Leistung verdient große Anerkennung."

Head-Autor Ronny Schalk habe eine packende, fiktive Geschichte geschaffen, "die hochaktuelle gesellschaftliche Themen verhandel", urteilte die Jury: "Den Kampf um gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen, die Rolle der Frau im patriarchalen Machtgefüge oder die zerstörerischen Dynamiken eines ungezügelten Kapitalismus. Diese Inhalte werden erneut getragen von einem hochkarätigen, populären Cast und in Szene gesetzt von Regisseur Stephan Lacant, dessen Bildsprache und Inszenierung die erzählerische Kraft der Serie kongenial unterstützen."

Der Bernd Burgemeister Fernsehpreis wird jedes Jahr beim Filmfest München an Produzentinnen und Produzenten des besten Fernsehfilms sowie auch für den besten Mehrteiler/Serie aus der Reihe Neues Deutsches Fernsehen verliehen. Entschieden wird von einer dreiköpfigen Jury. Beide Preise sind mit 25.000 Euro dotiert. Gestiftet wird der Preis von der VFF Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten mbH.

lbm/ema



Zuerst veröffentlicht 08.07.2025 14:01

Schlagworte: Medien, Auszeichnungen, Film, Fernsehen, Festivals

zur Startseite von epd medien