True-Crime-Podcast: BR beendet Zusammenarbeit mit Anwalt - epd medien

15.07.2025 09:21

Bayerischer Rundfunk in München

München (epd). Nach Kritik an den Machern des True-Crime-Podcasts "Schuld und Unschuld" hat der Bayerische Rundfunk (BR) Konsequenzen gezogen und die Zusammenarbeit mit dem Rechtsanwalt Alexander Stevens beendet. Das bestätigte BR-Sprecherin Diana Schardt dem epd am 11. Juli. In dem Podcast präsentieren Stevens und die Moderatorin Jacqueline Belle Kriminalfälle. Die "Mittelbayerische Zeitung" (MZ) hatte als erste über die Trennung des BR von Stevens berichtet.

"Der BR wird seinen Bayern3-True-Crime-Podcast nach Ende der aktuellen Staffel Ende Juli weiterentwickeln - sowohl inhaltlich als auch personell", sagte die BR-Sprecherin. "Für die Neuauflage des Podcasts wird Alexander Stevens nicht mehr als Experte eingesetzt." Ob Jacqueline Belle weitermacht, ließ der BR offen.

Opferfamilie kritisierte Live-Show

Kritik hatte es vor allem an der separat organisierten Bayern3-True-Crime-Live-Tour "Tödliche Liebe" gegeben, bei der Steven und Belle ihre Fälle live auf einer Bühne präsentieren und der BR als Logo-Lizenzgeber auftritt. Angehörige des Opfers Maria Baumer warfen der Show vor, Mord als Unterhaltung zu verkaufen. Material für den Fall Baumer sollen die Macher dem Bericht zufolge ohne Genehmigung aus Ermittlungsakten übernommen haben. Der Fall wird nun nicht mehr auf der Bühne gezeigt. Der BR entschuldigte sich bei der Familie von Maria Baumer.

Mitglieder des BR-Rundfunkrats sollen der Zeitung zufolge darauf gedrängt haben, dass im Podcast nur noch Fälle behandelt werden dürfen, wenn Angehörige dem zustimmen. Der BR hatte bereits versucht, der Live-Show die Lizenz für die Nutzung des Bayern3-Logos zu entziehen, jedoch blieben Gespräche über eine einvernehmliche frühzeitige Beendigung ohne Ergebnis, wie es hieß.

Macher akzeptierten Geldauflagen

Aus den "Erfahrungen mit dem Fall Baumer" laufe beim BR zudem eine Überarbeitung der Regelungen für künftige Lizenzverträge, sagte Schardt der Mediengruppe Bayern, zu der die MZ gehört. Ob die Show "Tödliche Liebe" bis zum Ende des Lizenzvertrages im August 2026 weiter unter dem BR-Logo läuft, ist noch offen.

Maria Baumer war 2012 von ihrem früheren Verlobten ermordet worden. Dieser wurde acht Jahre später vom Landgericht Regensburg verurteilt und sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. In der True-Crime-Liveshow wurde der Fall gegen den Willen der Angehörigen inszeniert. Nach zwei Abmahnungen hatte die Staatsanwaltschaft Regensburg ein Strafverfahren eröffnet. Um nicht vor Gericht zu müssen, hätten sich die Macher zur Zahlung von Geldbeträgen im unteren vier- beziehungsweise fünfstelligen Bereich zugunsten sozialer Einrichtungen verpflichtet, bestätigte ein Oberstaatsanwalt der MZ.

Stevens: Kein Schuldeingeständnis

Stevens Anwalt teilte der MZ zufolge mit Blick auf den Abschluss des Strafverfahrens mit, dass eine Einstellung gegen Geldauflage weder ein Schuldeingeständnis noch eine Verurteilung sei. Er betonte demnach, dass alle Inhalte der Live-Show vom BR abgenommen worden seien, "mit Verweis auf die redaktionelle Hoheit des Senders". Dazu habe auch der Einsatz der Tatortfotos gehört.

Der BR erklärte auf epd-Anfrage dazu, der Sender sei Lizenzgeber, aber nicht Veranstalter der Show. "Nach anfänglicher Unterstützung der Präsentation des Falls durch die Redaktion hat der BR im Fortgang der Tour und insbesondere nach Reaktionen der Familie Baumer seine Position korrigiert und seitdem darauf hingewirkt, dass der Fall ausgetauscht wird", so Sprecherin Schardt.

rks



Zuerst veröffentlicht 15.07.2025 11:21 Letzte Änderung: 15.07.2025 14:53 (Erster Satz präzisiert: Die Einstellung der Zusammenarbeit mit Stevens hatte laut BR ihren Grund nicht in dem Strafverfahren gegen die Macher der True-Crime-Liveshow.)

Schlagworte: Medien, Rundfunk, Justiz, Bayern, BR, NEU

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