16.07.2025 03:49
Oranienburg (epd). Der Kriminologe Thomas-Gabriel Rüdiger hält eine Altersvorgabe für die Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen für unabdingbar. "Zwar sind flankierende Maßnahmen wie digitale Bildung und Polizeiarbeit im Internet auch wichtig", sagte der Leiter des Instituts für Cyberkriminologie an der Hochschule der Polizei Brandenburg dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Oranienburg. "Aber mit digitaler Bildung allein kann kein achtjähriges Kind auf sexualisierte Gewalt im Internet vorbereitet werden", gab Rüdiger zu bedenken.
Kürzlich hatte sich die Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Louisa Specht-Riemenschneider, für Altersvorgaben für die Social-Media-Nutzung von Kindern und Jugendlichen ausgesprochen.
Rüdiger forscht seit 15 Jahren zu Cybergrooming im Internet und berät auch Bildungseinrichtungen und Schulen. Unter Cybergrooming versteht man das gezielte Anbahnen von sexuellen Kontakten von Erwachsenen mit Kindern oder Jugendlichen im Internet. Oft geben sich die Täter dabei als Gleichaltrige aus. Durch Manipulation bringen sie zum Beispiel die minderjährigen Opfer dazu, Nacktfotos zu schicken oder sie zu treffen.
Rüdiger betonte, dass es eine verbindliche Altersvorgabe und damit einhergehende Altersverifikation für alle Internetangebote wie soziale Netzwerke, Online-Gaming und Messenger brauche und diese auch durchgesetzt werden müsse. Auch sollte die bisherige Altersfreigabe bei Computerspielen für Kinder, die eine Orientierung biete, für welches Alter sie geeignet sind, auch das Risiko widerspiegeln, Opfer von Cybergrooming zu werden. "Das Internet ist von Erwachsenen für Erwachsene gemacht, Kinderschutz ist dabei nicht vorgesehen", sagte Rüdiger. Deswegen müsse der Gesetzgeber auch für den nötigen Rechtsrahmen sorgen.
Rüdiger führte aus, dass es die Sicherheitsbehörden in den vergangenen Jahren nicht geschafft hätten, das Netz für Kinder sicherer zu machen. Erziehungsberechtigte seien oft überfordert, ihren Kindern zu vermitteln, wie sie sich sicher und geschützt im Internet bewegen können. An Schulen sei digitale Bildung noch zu selten. "Deswegen muss der Gesetzgeber tätig werden und den Kinderschutz im digitalen Raum gewährleisten", sagte Rüdiger, der fordert, Kinder ab der ersten Klasse im Umgang mit sozialen Netzwerken zu unterstützen.
Meldung aus dem epd-Basisdienst
ema
Zuerst veröffentlicht 16.07.2025 05:49
Schlagworte: Medien, Internet, Kinder, Kriminalität, INT
zur Startseite von epd medien