17.07.2025 08:05
Ein "heute-show-extra" mit Valerie Niehaus im ZDF
epd Am Ende träumt Valerie Niehaus von einer Welt ohne Elon Musk. Nur einige "wagemutige Weggefährten" wie Trump, Erdogan, Putin, Weidel "und der Typ aus der Seitenbacher-Werbung" seien dem "jungen Nerdi-Ritter" auf den Mars gefolgt. "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Aber eben weit genug weg."
Gute Idee, in Wahrheit sorgt aber das ZDF dafür, dass es nicht einmal eine Comedy-Sommerpause ohne Elon Musk gibt. Unter den verschiedenen Sonderformaten, mit der die "heute-show" das eigene Sommerloch füllt, gehört auch das satirische Porträt des reichsten Mannes der Welt. Musks Biografie ist zwar längst rauf- und runteranalysiert, auch vom ZDF, das noch im März auf dem "ZDFzeit"-Sendeplatz "Die Elon-Musk-Story" sendete, einschließlich eines Interviews mit Elons Vater Errol.
Aber Promis gehen immer, denn Stoff genug ist ja da, und die flott montierten Archivschnipsel, ergänzt mit popkulturellen Zitaten und Querverweisen aller Art, sind durchaus kurzweilig. Die Anspielung auf "Star Wars" liegt in dieser Zeitreise mit dem Milliardär, der der Menschheit ein Überleben auf dem Mars ermöglichen möchte, natürlich nahe. Markus Söders Gruß vom roten Planeten passt ebenfalls perfekt - interessant übrigens, dass sich Niehaus den Söder in ihrem Traum nicht auf den Mars wünscht. Wird die "heute-show" etwa zahm?
Das Ende der "Bromance" zwischen Musk und Donald Trump mit dem Zerwürfnis von Tic Tac Toe vor fast 30 Jahren zu vergleichen, ist dagegen eher verwegen - da tut sich doch eine gewaltige Relevanzlücke auf. Und die arme Katja Ebstein kommt ernsthaft wegen der "Epstein-Files" ins Spiel, steht mit ein paar "Theater"-Takten aber immerhin in einer musikalischen Reihe mit Queen und Dolly Parton. Manche Pointen dürfen halt, wie man es vom ZDF-Freitagabend gewohnt ist, von der grobschlächtigen Art sein.
Elon Musk ist mal wieder der Typ zwischen Genie und Größenwahn. Die "heute-show" kürt ihn zur "Tech Taylor Swift", beschreibt seine Karriere als "südafrikanisches ,Game of Thrones'" und erklärt Musks Wandel vom Unterstützer der Demokraten zum rechten Extremisten mit den Maßnahmen der Regierung während der Corona-Pandemie. Dazu wird allerlei Küchenpsychologisches aufgetischt: das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis, die phallischen SpaceX-Raketen. Den Hinweis auf Musks Asperger-Autismus erspart sich die "heute show", vielleicht weil Ausdrücke wie "Schwanzvergleich" und "Wichser" zwar keinen ZDF-Fernsehrat mehr hinterm Ofen hervorlocken, aber Witze über Erkrankungen nach wie vor als geschmacklos gelten. Insgesamt hält sich die Comedy an die gängigen Musk-Deutungen und dichtet keinen Verschwörungsquatsch hinzu. Die Realität ist ja ohnehin bizarr genug.
Außerdem ist die 30-minütige Musk-Satire eine Persiflage auf gängige Medienformate. Dröhnende Kommentare aus dem Off erinnern an die bisweilen etwas plakativen Dokus à la "ZDFzeit". Dazu passen auch die fiktionalen Experten-Interviews, gespielt von vier "heute-show"-Comedians.
Hier badet das Autorenteam im Klischee: Alexander Wipprecht liefert als "deutscher Tech-Millionär" öligen Oberschicht-Zynismus, Matthias Matschke säuselt als "Heilpraktiker für Psychotherapie" verquaste Analysen, Gisa Flake gibt als "Chief Business Correspondent" sarkastische Journalisten-Kommentare (und muss dankenswerter Weise mal nicht schreiend oder brüllend aus der Haut fahren) und Katjana Gerz ist als aufgetakelte "Freundin von der Freundin der Ex" für Tratsch und ordinären Klartext zuständig.
Valerie Niehaus dagegen hat als moderierende Kommentatorin oder kommentierende Moderatorin eine etwas unklare Rolle. Sie sitzt im Studio an einem ziemlich leeren Schreibtisch aus Glas vor zwei Schautafeln, an die eine Vielzahl an Fotos und Dokumenten geheftet ist. Sieht aus wie in einem Fernseh-Kommissariat oder einer True-Crime-Show, aber die Kulisse täuscht. Krimi ist in dem von Niehaus zu Beginn angekündigten "absurden Science-Fiction-Comedy-Drama" nicht auch noch enthalten. Zum Glück.
infobox: "heute-show-extra: Die unglaubliche Geschichte von Elon Musk", Satire, Buch: Martin Waldmann (Headautor), Jana Fischer, Julia Hingst, Regie: Martin Waldmann, Produktion: Prime Productions (ZDF, 11.7.2025, 22.30-23.00 Uhr, und in der Mediathek)
Zuerst veröffentlicht 17.07.2025 10:05 Letzte Änderung: 17.07.2025 10:20
Schlagworte: Medien, Fernsehen, ZDF, Satire, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Musk, heute-show, Niehaus, Gehringer, tgr, NEU
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