07.08.2025 10:24
Washington/Los Angeles (epd). Die US-Boulevardzeitung "New York Post" aus dem Hause Rupert Murdoch hat die Gründung einer gedruckten Tageszeitung in Kalifornien angekündigt. Der Ableger "The California Post" mit Sitz in Los Angeles erscheine ab 2026, kündigte die New York Post Media Group am 4. August an. Die neue Schwesterzeitung übernehme nationales und internationales Material von der nach eigenen Angaben profitablen "New York Post". Eine neue Redaktion in Los Angeles werde zudem aus kalifornischer Sicht über Nachrichten, Unterhaltung, Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft schreiben. "The California Post" soll ab 2026 erscheinen.
Kommentatoren in den USA äußerten sich überrascht über die Gründung einer neuen Print-Zeitung im Zeitalter der Digitalisierung. Politisch gesehen wird Kalifornien, Heimatstaat der 2024 unterlegenen Präsidentschaftsanwärterin Kamala Harris, der Demokratischen Partei zugerechnet, während die "New York Post" als medialer Verstärker des Republikaners Donald Trump gilt. Die Zeitung ist bekannt für reißerische Titelseiten und Überschriften mit rechtspopulistischem Einschlag.
"New York Post"-Chefredakteur Keith Poole bezeichnete "The California Post" als nächsten Schritt auf dem Weg zu einer nationalen Marke. Kalifornien sei als bevölkerungsreichster Bundesstaat zugleich "Epizentrum" für Entertainment, die KI-Revolution und hochentwickelte Produktionstechnik. Viele Gesichtspunkte und Ansichten seien gegenwärtig nicht in den kalifornischen Medien vertreten.
In Kalifornien stehen 2026 Gouverneurswahlen an. Der amtierende David Newsom gilt als möglicher nächster demokratischer Präsidentschaftskandidat. In den vergangenen Monaten hatte Präsident Donald Trump mit dem Einsatz von Marineinfanteristen und Soldaten in Los Angeles seine harte Politik gegen Migranten demonstriert.
Die "New York Post" stellte Entwürfe für mögliche Titelseiten der "The California Post" vor. Eine zeigt ein Großfoto von Motorradfahrern, von denen einer die Faust hochstreckt. Die Überschrift lautet: "Nach erneuter gewalttätiger Motorrad-Randale in Downtown Los Angeles flehen Geschäftsinhaber: Take Back Our Streets!"
Das Fachblatt "Variety" berichtete unter Berufung auf Angaben der New York Post Media Group, dass 90 Prozent der digitalen Nutzer der "New York Post" außerhalb des lokalen Medienmarktes leben, viele davon in Los Angeles. Medienexperte Ken Doctor sagte der "Washington Post", die Gründung sei ein wirtschaftlich sinnvoller Schritt. Mit "relativ geringem Investment" könne die Zeitung ihre existierende Leserschaft ausbauen, um Werbekunden zufriedenzustellen.
Kaliforniens größte Zeitung ist die "Los Angeles Times", die dem Milliardär Patrick Soon-Shiong gehört. Sie steckt in einer tiefen Krise und hat bereits zahlreiche Stellen in der Redaktion gestrichen. Nach Berechnungen der "New York Times" verliert das Blatt Dutzende Millionen Dollar im Jahr. Soon-Shiong kündigte Ende Juli an, er werde im Laufe des kommenden Jahres an die Börse gehen, um der Öffentlichkeit "die Möglichkeit zu geben, Eigentümer der Zeitung zu werden".
Der Medienexperte der Plattform "Semafor", Max Tani, analysierte, die "Post" hoffe zweifellos, dass "die konservative Minderheit Kaliforniens" sich nach einer rechtslastigen Berichterstattung sehnt. Die gedruckte Zeitung passe jedoch nicht zum Lebensstil kalifornischer Autopendler, die ihre Nachrichten lieber im Audioformat konsumierten.
Zu Murdochs News Corp gehören unter anderem auch das renommierte "Wall Street Journal" und der rechtskonservative TV-Sender Fox News. US-Präsident Trump verklagte das "Wall Street Journal" im Juli wegen eines Berichts über den Fall des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Rupert Murdoch hatte die Führung von News Corp. und Fox Corp. im September 2023 an seinen Sohn Lachlan Murdoch abgegeben und ist seitdem Ehrenvorsitzender.
ege
Zuerst veröffentlicht 07.08.2025 12:24
Schlagworte: Medien, USA, Presse, Murdoch, Kalifornien, ege
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