Beeindruckende Wandlungsfähigkeit - epd medien

28.08.2025 08:20

Wie wandlungsfähig die Schauspielerin, Kabarettistin und Entertainerin Maren Kroymann ist, hat sie schon oft bewiesen. In der neuen Staffel ihrer ARD-Comedy-Serie versucht sie sich im Reality-TV.

Maren Kroymann begibt sich in "Kroymann" auf die "Road to Reality"

Maren Kroymann (links) mit Natascha Ochsenknecht im Institut für Realitätsentwicklung

epd Maren Kroymann gehört zu den Menschen, die eigentlich niemandem mehr etwas beweisen müssen, aber immer noch neugierig, beweglich und experimentierfreudig genug sind, sich auf ganz neues Terrain zu begeben, oder, wie sie selbst sagt, die "eigene Bubble zu verlassen". In ihrem Fall die Bubble des bildungsbürgerlichen, seriösen, öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Deshalb begibt sie sich in der siebten Staffel ihrer Comedy-Serie auf die "Road to Reality".

"Ich will die Follower, die Reichweite, die Rabattcodes", sagt Kroymann - und nun ja, sie müsse auch an die Alterssicherung denken. Also spricht sie im (fiktiven) "Institut für Realitätsentwicklung", vor, in dem potenzielle Reality Stars ausgebildet werden. Betreut wird sie von Mentorin Natascha Ochsenknecht ("Mother of Reality"), die selbst dschungel- und containererfahren ist und hier beachtliches komödiantisches und schauspielerisches Talent an den Tag legt. Maren Kroymann wird auf ihre Tauglichkeit für unterschiedliche Formate getestet, von der Backshow bis zum Bachelor, von der Dschungel-Show bis "Let’s Dance".

Schwäbelnde Schwester Margot

Die "Road to Reality" zieht sich als verbindende lineare Erzählung durch alle vier Folgen, wird aber immer wieder durch Sketche abseits der Rahmenhandlung unterbrochen, in denen man beispielsweise dem weiblichen Kroymann-Clan mit Karen, Karma, Kolgate, Korsika und Kassandra bei der Imagepflege und dem Ekel über die obszöne Armut anderer zusehen kann (die Kardashians lassen grüßen). Auch Marens schwäbelnde Schwester Margot ist wieder mit an Bord.

Dann wieder geht es um Gäste, die nicht gehen wollen, um alte Nazis und Altrights, um eine gealterte Lara Croft, die sich plötzlich mit dem Vorwurf der Raubkunst konfrontiert sieht, und vieles mehr. Nach wie vor beeindruckt Maren Kroymanns enorme Wandlungsfähigkeit und auch die Fülle der Ideen.

Grandiose Situationskomik

Aber zurück zur "Road to Reality": Je länger man zuschaut, desto mehr dämmert einem, dass dieses Experiment ja auch umgekehrt stattfindet: Denn neben Schauspielerinnen und Schauspielern wie Diana Amft, Julius Feldmeier, Jonathan Berlin, Paula Essam, Banafshe Hourmazdi und natürlich den Stamm-Mitstreiterinnen Annette Frier und Cordula Stratmann agieren hier echte Reality-Persönlichkeiten wie Max Bornmann ("Make Love Fake Love"), Filip Pavlovic ("Bachelor in Paradise"), Cecilia Asoro ("Germany's Next Topmodel") oder Fabio Knez ("Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!"). Und für die Reality-Stars dürfte ihr Ausflug in eine Comedy der Öffentlich-Rechtlichen ebenso abenteuerlich sein, allein schon, weil sie für ihre von Autoren gestalteten Rollen Texte lernen müssen: Da bekommt der Begriff "Scripted Reality" doch eine ganz neue Bedeutung.

Wie auch immer: Das Resultat fällt alles in allem verblüffend lustig aus, weil immer wieder grandiose Situationskomik entsteht - etwa, wenn der "Bachelor" Maren galant mit Erdbeeren füttern will, während die irritiert zurückweicht: "Also eigentlich esse ich seit meinem dritten Lebensjahr selbständig." Oder wenn Cordula Stratmann im Tanztraining kurzentschlossen zum "Dirty Dancing"-Sprung ansetzt und Tanzpartnerin Maren Kroymann sich erschrocken wegduckt. Am Ende aber entscheidet die gestrenge Mentorin Ochsenknecht über Kroymanns Reality-Tauglichkeit, die "echt hart" an ihrer "Niederschwelligkeit gearbeitet" hat.

Im Podcast "Läuft" von epd medien und Grimme-Institut sagte Maren Kroymann über die neue Staffel sinngemäß, am Reality-Format habe sie nicht nur die frühe Öffnung für queere Biografien, sondern auch die "Authentizität" der Protagonisten und Protagonistinnen fasziniert. Allerdings fragt man sich, wie "authentisch" ein Mensch sein kann im ständigen Bemühen, sich vor Kameras selbst darzustellen und "sich zur Marke zu machen". Oder wie authentisch es ist, wenn Menschen, ob prominent oder nicht, in ziemlich unrealistische Extremsituationen aka "Challenges" versetzt und dabei ständig von Kameras verfolgt werden. Kroymann selbst fragt in der "Bachelor"-Episode: "Habt ihr euch mal emotional fallen lassen, wenn fünf Kameras auf dich gerichtet sind?"

infobox: "Kroymann", siebte Staffel der Comedyserie mit Maren Kroymann, Regie: Sven Nagel, Sophie Averkamp, Mahnas Sarwari u.a., Buch: Jana Fischer, Sebastian Colley, Julia Hingst u.a., Kamera: Felix Mai, Fabian Klein, Berta Valin Escofet, Produktion: BTF Bildundtonfabrik (ARD-Mediathek/Degeto/SWR/WDR/Radio Bremen, seit 22.8.25, ARD, 22.8. und 29.8.25, 23.55-0.55 Uhr)



Zuerst veröffentlicht 28.08.2025 10:20

Ulrike Steglich

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KARD, Kroymann, Comedy, Reality, Ochsenknecht, Steglich, Fischer

zur Startseite von epd medien