Donnepp Media Award wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt - epd medien

03.09.2025 09:23

Marl (epd). Die besondere Ehrung des diesjährigen Donnepp Media Awards an Judith Scheytt wird der Preisträgerin wegen Antisemitismusvorwürfen aberkannt. Die Instagram-Videos Scheytts weisen eine "systematische Verzerrung und selektive Kontextualisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts" auf, wie der Vorsitzende des Vorstands des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises, Jörg Schieb, dem Evangelischen Pressedienstes (epd) am Mittwoch in Marl mitteilte.

Die Aberkennung sei nach "intensiver Einzelprüfung aller Videos aufgrund einer ernsthaften Beschwerde" erfolgt. "Während vor der Preisverleihung noch - im weitesten Sinne - Medienkritik im Vordergrund stand, sind die Inhalte mittlerweile zu ungefilterten aktivistischen Beiträgen geworden, die den Satzungsanforderungen des Awards widersprechen", betonte Schieb.

Scheytt weist Vorwürfe zurück

Die Analyse der Instagram-Beiträge habe gezeigt, dass Scheytt in ihren Beiträgen "die Hamas-Vernichtungsrhetorik" ausblende sowie "pauschale Kriegsverbrechensvorwürfe gegen Israel" formuliere. Dies führe zu einer strukturellen Täter-Opfer-Umkehr. Zuvor habe sich die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit beim Verein über die Vergabe des Preises an Scheytt beschwert.

Scheytt nahm auf ihrem Instagram-Account Stellung zur Aberkennung. Sie schrieb, dass es nicht die Aufgabe von Medienkritik sei, Verständnis für militärische Operationen zu zeigen. Vielmehr gehe es um eine Betrachtung der Berichterstattung, also welche Geschichten erzählt würden und welche nicht, welche Quellen herangezogen und welche Begriffe genutzt würden.

Teile der Jury gegen Aberkennung

Der Donnepp Media Award wurde im Januar verliehen. In der Begründung für den Preis hieß es über Scheytt: "Mit tiefem Kenntnisreichtum und analytischer Brillanz nehme sie sich 'konzentriert und unterhaltsam die gröbsten Verstöße gegen journalistische Professionalität und Integrität vor'". Ihr Augenmerk gelte insbesondere der deutschen Nahost-Berichterstattung.

Für die Aberkennung des Preises habe es keine Mehrheit in der Jury gegeben, ergänzte Schieb. "Der Vorstand hat aber nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, einen Preis abzuerkennen, wenn sich eine Preisträgerin (auch im Nachhinein) als unwürdig erweist." Man müsse sich den Fehler eingestehen, dass man die Auszeichnung nie hätte aussprechen dürfen. "Wir können und wollen als Verein keine Angebote von Aktivistinnen auszeichnen, erst recht nicht, wenn diese zumindest regelmäßig judenfeindlich sind."

Der Donnepp Media Award war bis 2025 der Bert-Donnepp-Preis und wurde 1991 vom Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises gestiftet.

ema



Zuerst veröffentlicht 03.09.2025 11:23 Letzte Änderung: 03.09.2025 12:00

Schlagworte: Medien, Auszeichnungen, Antisemitismus, RPT, NEU

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