Kardinal Marx warnt vor automatisierten Systemen in den Medien - epd medien

08.09.2025 11:22

Kardinal Reinhard Marx (Archivbild)

München (epd). Den Medien kommt laut dem Münchner Kardinal Reinhard Marx in einer polarisierten Gesellschaft eine Schlüsselrolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu. "Medien haben eine reale Auswirkung auf unser Zusammenleben. Sie prägen Meinungen und Menschen", erklärte der Erzbischof von München und Freising am Montag mit Blick auf den katholischen Mediensonntag am 14. September: "Algorithmen mögen Klicks und Reichweite belohnen, aber sie gehen oft auf Kosten des Respekts und der Offenheit, die ein gesunder öffentlicher Diskurs braucht."

Das Ergebnis seien Spaltung und Polarisierung, fügte Marx hinzu. Papst Leo XIV. habe jüngst in seiner Ansprache an Medienschaffende vom "Krieg der Worte und Bilder" gesprochen. Dieser Krieg werde zwar von Menschen geführt, aber zunehmend von automatisierten Systemen befeuert: "Diese von Menschen programmierten Systeme suchen nach Mustern, um uns zu spalten, uns zu empören, uns länger am Bildschirm zu halten. Das ist nicht bloß eine Randerscheinung, sondern ein zentrales Problem, das zu Verwerfungen in unserer demokratischen Ordnung führen kann."

Datenkonzentration problematisch

Darüber hinaus sei die Konzentration von Daten, Technologien und Kommunikationskanälen in den Händen weniger globaler Konzerne nicht zu unterschätzen, sagte Marx. "Denn wer den Zugang zu Informationen steuert, setzt die Bedingungen, unter denen Meinungsbildung überhaupt stattfindet. Wenn ein Algorithmus entscheidet, wen welche Nachrichten erreichen, dann besteht keine freie Öffentlichkeit, sondern eine gefilterte Realität." Wenn diese Filter ausschließlich dem Profit dienten, werde der Mensch im besten Falle zum Produkt und im schlimmsten Falle zum Gefangenen der Willkür einiger weniger.

Marx forderte eine gesellschaftliche Debatte darüber, wie diese Machtkonzentration begrenzt werden und wie Kommunikation dem Gemeinwohl dienen kann. Demokratie lebe davon, dass Menschen sich auf derselben Grundlage von Tatsachen begegnen können und Differenzen in einem unverzerrten öffentlichen Raum verhandelt werden. "Eine gefilterte Realität zerstört diese gemeinsame Grundlage." Am 14. September begeht die katholische Kirche in Deutschland den 59. Welttag der sozialen Kommunikationsmittel, der auch als Mediensonntag bekannt ist.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

cez



Zuerst veröffentlicht 08.09.2025 13:22 Letzte Änderung: 08.09.2025 14:24

Schlagworte: Kirchen, Medien, Gesellschaft, NEU

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