Experten fordern strengere Regeln für Kinder im Netz - epd medien

10.09.2025 11:04

Berlin (epd). Der Kinder- und Jugendpsychiater Nico Charlier fordert mehr Regulierung für die Nutzung von digitalen Inhalten. "Natürlich müsste es Altersgrenzen geben", sagte er am Mittwoch bei einer Online-Diskussion des OECD Berlin Centre zum Thema "Zwischen Apps und Alltag - Aufwachsen in einer digitalen Welt". Zudem empfiehlt er Eltern, ihren Kindern "so spät wie möglich" ein eigenes Smartphone zu erlauben.

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte zuletzt 18 Mitglieder für die "Expertenkommission Kinder- und Jugendschutz in der digitalen Welt" berufen, unter anderem aus den Bereichen Bildungsforschung, Kinder- und Jugendmedizin, Medienrecht und Medienpädagogik. Die neue Fachkommission soll im nächsten Jahr Vorschläge liefern, damit sich Kinder und Jugendliche möglichst sicher in der digitalen Welt bewegen können.

Charlier, der eine Praxis für Kinder und Jugendliche in Berlin betreibt, sieht einen "massiven Anstieg an psychiatrischen Erkrankungen". Die Folgen reichten von Konzentrationsproblemen über Konflikte mit den Eltern bis zu Erfahrungen mit Gewalt oder Pornografie im Netz. "Kinder brauchen reale Beziehungen und analoge Erfahrungen, um sich gut zu entwickeln", betonte Charlier.

Auch der Abteilungsleiter für Schulentwicklung in Schleswig-Holstein, Alexander Kraft, wünscht sich mehr Rahmensetzung durch die Politik. "Wir brauchen klare Regelungen", sagte er. Er gab zu bedenken, dass nicht alle Probleme in der Schule gelöst werden können. Allein mit Nutzungsverboten von Handys und Medienkompetenz im Unterricht sei es nicht getan. Er unterstütze die Initiative der Bundesregierung, eine Expertenkommission zu dem Thema einzurichten.

Die Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam, Katharina Scheiter, warnte vor einer pauschalen Ablehnung digitaler Technologien. Bei einer sinnvollen didaktischen Einbettung könnten digitale Geräte den Unterricht durchaus unterstützen. "Wichtig ist immer die gezielte Nutzung. Die muss angeleitet sein", betonte sie.

Meldung aus dem epd-Basisdienst

kps



Zuerst veröffentlicht 10.09.2025 13:04

Schlagworte: Jugend, Medien

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