18.09.2025 10:53
ProSieben-Show "Deutschlands dümmster Promi"
epd Bei ProSieben ist mal wieder Superlativ-Saison: Diesmal wird im neuen Quizformat "Deutschlands dümmster Promi" selbiger im Rahmen eines sechs Folgen langen Wettbewerbs mit prominenten Kandidaten ermittelt, die versuchen, als schlauester Teilnehmer die Show frühzeitig zu verlassen, um am Ende der Staffel bloß nicht in Verbindung mit dem zweifelhaften Titel zu gelangen. Möglichst früh durch Wissen auszuscheiden, um einem Schmähpreis fernzubleiben, ist auf den ersten Blick ein amüsanter Kniff in der recht eintönigen Quizshow-Landschaft.
Als "Norges dummeste" startete das Format vergangenes Jahr im norwegischen Privatfernsehen, wurde schnell um eine weitere Staffel verlängert und dann unter anderem nach Schweden, Finnland und Deutschland verkauft. In Deutschland tritt eine überraschend bunte Mischung aus Reality-TV-Bekanntheiten, und Politikerkindern an, sogar ein ehemaliger "Tagesschau"-Sprecher ist dabei.
In jeder Folge lösen die zu Beginn acht Prominenten zunächst ein Logikrätsel, stellen sich dann einer mündlichen Prüfung, gefolgt von einem wöchentlich wechselnden Quizspiel und dem entscheidenden Exitgame, bei dem sich herausstellt, wer so schlau ist, dass er die Sendung verlassen darf. Die Studioproduktion verzichtet auf Publikum und setzt stattdessen auf Interview-Schnipsel, die erst später produziert und dann in die Sendung hineingeschnitten werden. Das verleiht dem Quizformat Reality-TV-Charakter, zieht die Folgen aber trotz ihrer kompakten Laufzeit von knapp 50 Minuten zu sehr in die Länge.
Im Klassenzimmer-Setting werden den Promis Aufgaben gestellt, die mit einer soliden Allgemeinbildung als überwiegend lösbar gelten dürften. Mal gilt es zu wissen, wie viele Tage der Februar im Schaltjahr hat, mal gilt es bloß Begriffe zu buchstabieren. Dass Fußballer Mario Basler "Schiedsrichter" buchstabieren soll, die dümmlich daherredende Alessia Herren hingegen "Toastbrot", ist eine von wenigen redaktionellen Pointen der Show.
Mit welcher Leichtigkeit in kürzester Zeit aus einer Wissenslücke größere mediale Aufmerksamkeit generiert werden kann, zeigte Kandidatin Gloria-Sophie Burkandt. Wie bereits in einer Staffelvorschau zu Beginn der ersten Folge kurz zu sehen war, konnte die Tochter des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder den früheren Bundeskanzler Helmut Kohl auf einem Foto nicht erkennen. Für einen Eklat im Boulevard reichte das.
Burkandt entschuldigte sich nach der Ausstrahlung in einer Instagram-Story bei Herrn Kohl und begründete in einem "Spiegel"-Interview ihren Aussetzer damit, dass sie von Kohls Krawatte und Brille verunsichert gewesen sei und sich ihre Generation für andere Themen interessiere. Derweil äußerte sich auch Franz Josef Wagner in seiner "Bild"-Kolumne zu Burkandts Fauxpas und zur "dummen, dummen Show", deren Logik er knapp auf den Punkt bringt: "Wir lachen, lachen und erheben uns. Ach, wie sind die alle doof."
Tatsächlich könnte man der ProSieben-Show vorwerfen, sie stelle die Unwissenheit der Kandidaten zur Schau, um ihr Publikum unterkomplex zu unterhalten. In der Hoffnung, die teilnehmenden Medienprofis werden schon gewusst haben, worauf sie sich einlassen, verliert dieser Vorwurf zwar an Gewicht. Doch die Bereitschaft zur Blamage allein macht ein Prominentenquiz noch nicht zu einem guten TV-Format. Manch einem Kandidaten - allen voran Basler, der nicht müde wird, jede seiner falschen Antworten mit Desinteresse zu begründen - ist die mangelnde Motivation geradezu anzumerken.
Anders als etwa für Nachrichtensprecher Marc Bator, der schlau genug war, die Sendung schnell zu verlassen, scheint der Titel "Deutschlands dümmster Promi" für andere Kandidaten kein Makel zu sein. Das im Reality-TV begehrte und gar nicht so knappe Gut Sendezeit ist hier der Lohn für die Dummheit. Das Schreckensszenario Staffelsieg ist in Wirklichkeit also keines und das Spielprinzip somit bloßer Unfug.
Auch das Moderationspaar Amira Aly und Christian Düren schafft es nicht, der Show seinen Stempel aufzudrücken. Off-Sprecher Peter Rütten ist bemüht, das wuselige Geschehen im Studio verbal zu begleiten, doch an die wundervoll wortgewandten und frech formulierten Spitzen, die er direkt im Anschluss als Sprecher der "Crash Games" abgibt, kommt Rüttens Kommentar in "Deutschland dümmster Promi" längst nicht heran.
So vergeht Folge für Folge ohne ernsten Wettkampf, ohne raffinierte Gestaltung, ohne wirkliche Erkenntnis. Es bleibt vor allem ein erhabenes Gefühl: Ach, wie sind die alle doof.
infobox: "Deutschlands dümmster Promi", sechsteilige Quizshow mit Amira Aly und Christian Düren, Produktion: Redseven Entertainment, BBC Studios (ProSieben, seit 1.9.25 jeweils montags, 20.15-21.20 Uhr und bei Joyn)
Zuerst veröffentlicht 18.09.2025 12:53
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KProSieben, Show, Aly, Düren, Respondek
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