Kulturstaatsminister Weimer: "ESC darf kein Tribunal werden" - epd medien

20.09.2025 10:07

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) kritisiert den von mehreren Ländern für den Fall einer Teilnahme Israels angekündigten Boykott des Eurovision Song Contests (ESC). Unterdessen verweist die ARD darauf, dass der Wettbewerb von EBU-Sendern und nicht von Regierungen organisiert wird.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

Berlin (epd). Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) kritisiert den von mehreren Ländern für den Fall einer Teilnahme Israels angekündigten Boykott des Eurovision Song Contests (ESC). Die European Broadcasting Union (EBU) habe den ESC mit der Idee gegründet, Nationen durch Musik zu verbinden, erklärte Weimer am Samstag in Berlin. "Wer heute Israel ausschließt, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal."

Mehrere Länder, darunter Irland, Spanien, die Niederlande und Slowenien, drohen mit Boykott, sollte Israel beim ESC 2026 antreten. Andere wie Finnland, Schweden und Belgien halten ihre Entscheidung bis Dezember offen. Dann wird eine Entscheidung der EBU über die Teilnahme Israels erwartet.

"Aus den Trümmern des Krieges geboren"

Der ESC lebe davon, dass Künstlerinnen und Künstler nach ihrer Kunst, nicht nach ihrer Nationalität beurteilt werden, so Weimer. "Cancel Culture ist keine Antwort - die Antwort sollte Vielfalt und Zusammenhalt heißen."

Gerade, weil der ESC "aus den Trümmern des Krieges geboren wurde", dürfe er "nicht zu einer Bühne der Ausgrenzung verkommen". Wenn Europa den ESC schwäche, gewinnen andere das Feld, erklärte Weimer. Russland etwa versuche, mit einer Neuauflage des alten Ostblock-Wettbewerbs "Intervision" eine eigene Gegenwelt aufzubauen. Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte die EBU 2022 den Ausschluss Russlands vom ESC beschlossen.

ARD unterstützt Konsultationsprozess

In Deutschland liegt die Verantwortung für den ESC bei der ARD, federführend organisiert vom SWR. Eine ARD-Sprecherin erklärte auf epd-Anfrage, der Senderverbund unterstütze "als Mitglied der EBU den eingeleiteten Konsultationsprozess und die Entscheidungen der EBU". Ziel sei es, "eine fundierte, nachhaltige Einigung zu finden", die mit den Werten der EBU im Einklang stehe. "Es handelt sich um einen Wettbewerb, der von EBU-Sendern, nicht von Regierungen organisiert wird", betonte die Sprecherin.

Der Musikwettbewerb wird im kommenden Jahr in Wien ausgetragen. Die Halbfinals des ESC sind für den 12. und 14. Mai 2026 geplant. Das große Finale soll am 16. Mai über die Bühne gehen.

nbl/ema



Zuerst veröffentlicht 20.09.2025 12:07 Letzte Änderung: 22.09.2025 13:22 (Statement ARD nachträglich ergänzt)

Schlagworte: Medien, Musik, Bundesregierung, NEU

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