Gepflegter Wohnmobilausflug - epd medien

21.09.2025 09:09

Petra (Ulrike Kriener) verabschiedet sich in den Ruhestand und geht mit Ehemann Erik (Rolf Lassgård) auf Wohnmobil-Tour durch Tschechien. Wird der Trip ihre Liebe retten? Die Abenteuerlichkeit hält sich in Grenzen, meint Andrea Kaiser.

ZDF-Film "Petra geht baden" von Rainer Kaufmann

Petra (Ulrike Kriener) und Erik (Rolf Lassgård) gehen auf Reise

epd Konzernchefin Petra (Ulrike Kriener) tritt nach 20 Jahren an der Spitze in den Ruhestand. Ihr Mann, Kunstmaler Erik (Rolf Lassgård) ist in der Beziehung schon lange nicht mehr wirklich glücklich und spielt mit dem Gedanken der Trennung. Er sieht die Zeit gekommen, dass Petra nun endlich ein altes Versprechen einlöst: eine gemeinsame Abenteuerreise. Wird der Trip die Ehe retten?

Was Erik unter "Abenteuer" versteht, hält sich dabei doch sehr im Rahmen. Zurück in die 80er Jahre - eine Tour im alten Wohnmobil ohne Einsatz des Navi, des Mobiltelefons und der Kreditkarte zur Erkundung von "Lost Places" in Tschechien. Da es über die "vergessenen" Ruinen sogar einen Reiseführer gibt, hält sich die Abenteuerlichkeit in Grenzen - Senioren-Retro-Romantik trifft es eher.

Alles unter Kontrolle

Doch Ehefrau Petra ist selbst das allerkleinste bisschen Abenteuer schon zu viel, sie muss alles unter Kontrolle haben. Mit Hilfe ihrer Ex-Assistentin Georgette (Lara Mandoki), der Tochter eines gemeinsamen Freundes, der für Petra schwärmt (Philipp Moog als Bruno), ersinnt sie einen Plan, wie sich das Ungeplante planen lässt. Zwischendurch haut sie mal heimlich ab ins Wellness-Hotel, trifft dort Bruno und lässt sich von ihm anhimmeln, während der Maler-Gemahl seine Lost Places malt. Warum Petra so ein verbissener Kontrollfreak ist, erfahren wir ganz am Ende des Films: Im Grunde steckt die ach so toughe Geschäftsfrau nämlich voller Angst.

Das Ehepaar findet, natürlich, am Ende wieder zueinander, heißt die Reihe doch "Herzkino". Als Erik dahinterkommt, dass sich Petra das heimliche Strippenziehen und den Ego-Boost durch Bruno wieder mal nicht verkneifen kann, haut er endlich auf den Putz - und dem gemeinsamen Freund Bruno, der seiner Frau ständig Avancen macht, eins aufs Maul. Petra wird klar, was ihr an Erik liegt, und radelt hinter ihm her, als er wütend abhaut. Zum Schluss geht sie sogar mit Erik baden, was er frühmorgens liebend gerne in Naturgewässern tut und Petra bis dahin verweigert hatte.

Eigentlich alles gesagt

Über die Originalität der Grundidee ist mit dem Hinweis, dass Anfang September bereits das auch nicht mehr ganz junge TV-Ehepaar Bundschuh (Andrea Sawatzki und Alex Milberg) ebenfalls im Wohnmobil Beziehungsfragen wälzte, eigentlich alles gesagt.

Doch nun zum Positiven. Wir schreiben 2025 und ältere Frauen im TV sind offensichtlich nicht mehr automatisch beruflich erfolglose, aber reizende "Omas" oder "alte Drachen". Der Film zeigt etwas von Tschechien, und zwar nicht nur schöne Landschaft, sondern auch schnöde Dorfrestaurants und -läden oder hässliche Ausfallstraßen von Prag. Und: Ältere Leute müssen nicht mehr "jenseits von Gut und Böse" sein, sondern können Sex haben und Gegenstand von Liebesgeschichten sein.

Dafür, dass der vom schwedischen Schauspieler Rolf Lassgard gespielte Erik angeblich 37 Jahre mit Petra zusammen ist, spricht er ein bemerkenswert akzentsattes Deutsch. Da der skandinavische Akzent in deutschen Ohren aber fast so niedlich klingt wie Holländisch, wollte man mit dieser Unstimmigkeit wohl gern leben. Kriener gibt ihre Petra mit der ihr eigenen und zur Rolle passenden Sprödigkeit, doch zündet ihr trockener Charme hier nicht so gut wie oft. Ein Film, der kein TV-Abenteuer ist, sondern eine Art gepflegter Wohnmobilausflug.

infobox: "Petra geht baden", Fernsehfilm, Regie: Rainer Kaufmann, Buch: Uli Brée, Kamera: Martin Farkas, Produktion: Producers at Work Film GmbH und Mia Film s.r.o. (ZDF, 28.9.25, 20.15-21.45 Uhr, ZDF-Mediathek seit 20.9.25)



Zuerst veröffentlicht 21.09.2025 11:09

Andrea Kaiser

Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, Kritik.(Fernsehen), KZDF, Spielfilm, Kaiser

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