25.09.2025 07:55
Gianluca Valleros Berlin-Film "The Woddafucka Thing"
epd Einmal das große Ding drehen und dann ausgesorgt haben. Das ist ein im Film gerne genutzter Plot. Auch die Kleinkriminellen in "The Woddafucka Thing" träumen davon. Die Afroberlinerin Sweety (Dela Dabulamanzi) ist eigentlich Radiomoderatorin, aber da die Sendungen für eine Woche vorproduziert werden, hat sie zwischendurch Zeit, für einen mächtigen Berliner Gangsterboss (Emilio De Marchi) - immer nur "Boss" genannt - Aufträge zu erledigen. Als ein lukratives Geschäft jedoch schiefgeht, schuldet sie "Boss" plötzlich jede Menge Geld. Der Zufall bringt sie mit den Brüdern Gino (Carlo Loiudice) und Ninja (Marc Philipps) zusammen, die wiederum Geld benötigen, um ihr Karate-Studio zu retten. Gemeinsam planen sie einen Coup, der ihre Probleme lösen soll.
Der Film des in Berlin lebenden Italieners Gianluca Vallero (Buch und Regie) ist ein unabhängiges Low-Budget-Projekt und damit in der vom strengen Fördersystem dominierten deutschen Filmlandschaft eine Seltenheit. Nach einer kurzen Kinoauswertung 2024 bekommt er nun eine TV-Ausstrahlung. Die Handlung ist an sich nicht originell, auch zusätzliche Erzählstränge wie der Konflikt zwischen Sweety und ihrem biederen Freund Klaus (Daniel Steiner) sowie die spätere Annäherung von Sweety und Gino sind eher vorhersehbar. Besonders macht den Film aber sein Stil, Vallero hat sich hier ausgetobt.
Wenn zu Beginn Hip-Hop-Musik und Sweetys energetische Radioansagen ertönen, hat man zunächst das Gefühl, in einem in New York spielenden Film von Spike Lee gelandet zu sein, die Opernmusik, die kurz darauf im Auto von "Boss" zu hören ist, bricht allerdings direkt wieder mit dieser Assoziation. Solche Gegensätze und das Spiel mit den Erwartungen ziehen sich durch den ganzen Film. Viele Szenen sind eher eine Art Parodie und die Charaktere keine knallharten Gangster, sondern tollpatschige Typen, die weniger aus krimineller Energie heraus handeln, sondern weil sie in einem von Miethaien bevölkerten Berlin über die Runden kommen wollen.
Es gibt keinen spektakulären Überfall, eher Gespräche und Alltagssituationen. Das Erzähltempo ist langsam, die Schwarz-Weiß-Aufnahmen geben dem Film etwas gewollt Kunstvolles. Unterhaltsam sind besonders die kleinen Details und die Situationskomik, etwa wenn Ninja vor dem Überfall Meditation empfiehlt oder sich "Boss" über die mangelnden Manieren moderner Ganoven echauffiert.
Darüber hinaus ist "The Woddafucka Thing" eine charmante Auseinandersetzung mit der migrantisch geprägten Stadt Berlin, die mit schönen Panoramaaufnahmen in Szene gesetzt wird. Immer wieder scherzen Sweety und Gino über herkunftsbedingte Klischees, dumme Sprüche kontert Sweety mit flottem Mundwerk. Zugleich ist sie es, die andere auf grammatikalische Sprachfehler hinweist. Mit seinem ironischen Ton ist der Film ein treffendes Abbild einer von Gegensätzen geprägten Gesellschaft.
infobox: "The Woddafucka Thing", Fernsehfilm, Regie und Buch: Gianluca Vallero, Kamera: Francisco Dominguez, Produktion: Finimondo Productions (One/WDR, 20.9.25, 22.00-23.30 Uhr, ARD-Mediathek bis 19.10.25)
Zuerst veröffentlicht 25.09.2025 09:55
Schlagworte: Medien, Fernsehen, Kritik, KWDR, Fernsehfilm, Vallero, Suhr
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