Liminski und von Hirschhausen für Verbot von Deepfakes - epd medien

03.10.2025 14:53

Erfundene "Fakten" und manipulierte Videos: Die Unterscheidung zwischen Wahrheit und Lüge wird in der digitalen Welt immer schwieriger. Beim Festival für konstruktiven Journalismus wird der Ruf nach einem Verbot gezielter Desinformation laut.

Bonn (epd). Der nordrhein-westfälische Medienminister Nathanael Liminski (CDU) und der Wissenschaftsjournalist Eckart von Hirschhausen fordern ein weitreichendes Verbot von Deepfakes, künstlich erstellten oder manipulierten Medieninhalten und Desinformation. Es sei "dringend notwendig, dass die Politik mit Gesetzesverschärfungen eingreift, um dann auch Strafverfolgung ausüben zu können", sagte Liminski, Chef der NRW-Staatskanzlei, am Freitag beim "b°future Festival für Journalismus und konstruktiven Dialog" in Bonn. Von Hirschhausen nannte es immer schwerer, zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, und warnte: "Das gefährdet unsere Demokratie."

Die großen Plattformen reagierten deutlich zu lasch und zu selten auf Beschwerden, kritisierte der Arzt und Autor von Hirschhausen, der selbst prominentes Opfer von Deepfakes in Form von gefälschter Werbung für Abnehmmittel oder Potenzpillen ist und dagegen geklagt hat. Nur ein generelles Verbot könne für die nötige Trennschärfe und ein entsprechendes Problembewusstsein sorgen: "Allen muss klar sein, dass die Erstellung eines Deepfakes ohne Einwilligung der gefälschten Person strafbar ist."

Liminski erklärte, Deepfakes und manipulative Social Bots, die sich als echte Menschen ausgeben, bedrohten das friedliche Zusammenleben. "Demokratie braucht Vertrauen, und Vertrauen braucht Wahrhaftigkeit", betonte er. Das Recht der Menschen am eigenen Bild, an der eigenen Stimme und am eigenen Gesicht sei ein hohes Gut. "Wir müssen die großen US-amerikanischen Tech-Konzerne in die Pflicht nehmen, sich bei ihrem Gewinnstreben in Europa an unsere Werte zu halten, auch wenn das am Ende uns in Europa einen Preis kostet", sagte der Medienpolitiker.

Von Hirschhausen wies darauf hin, dass die digitalen Plattformen mit dem Versprechen gestartet seien, Wissen zu demokratisieren. Nun passiere genau das Gegenteil. Plattformen monopolisierten das Internet und entschieden, was die Menschen zu sehen bekommen. "Wer mit einem Klick Geld verdient, muss auch Verantwortung tragen für den Inhalt", verlangte der Autor und Fernsehmoderator.

Das dreitägige "b°future Festival für Journalismus und konstruktiven Dialog" findet zum dritten Mal statt, es dauert bis Samstag. Bei mehr als 200 Veranstaltungen an zehn Standorten in der Bonner Innenstadt gehe es um die Frage: "Welchen Journalismus und welche Medien brauchen und möchten die Menschen in einer Welt, die sich rasant verändert", Ellen Heinrichs, Geschäftsführerin des gemeinnützigen Bonn Institute und Initiatorin des Festivals. Ziel sei, "dass die Medien mit den Menschen besser ins Gespräch kommen".

Bei dem Festival können Besucher unter anderem eine Live-Aufzeichnung des Meinungspodcasts "Politikum" miterleben oder mit dem WDR-Moderator Ralph Caspers hinter die Kulissen von "Wissen macht Ah!" zu schauen. Bei einer Diskussion über "Trump und Co." können Sie der Frage nachgehen: "Können Medien überhaupt ausgewogen über Populisten berichten?"

Meldung aus dem epd-Basisdienst

lwd



Zuerst veröffentlicht 03.10.2025 16:53

Schlagworte: Medien, Gesellschaft, Internet, ZF

zur Startseite von epd medien