10.10.2025 07:06
Bern (epd). Das Auslandsangebot der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) steht vor massiven Einschnitten. Im Zuge des sogenannten Entlastungspakets 27 will der Schweizer Bundesrat unter anderem den Bundesbeitrag von gut 19 Millionen Franken ab 2027 dafür streichen. Dagegen regt sich Widerstand. Mit den Kürzungen stünde die Stimme der Schweiz im Ausland vor dem Aus, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Auslandschweizer-Organisation (ASO), Soliswiss, Educationsuisse, Suisseculture, der Schweizerischen Gesellschaft für Kommunikations- und Medienwissenschaft SGKM und der Mediengewerkschaft SSM.
Neben ihrem viersprachigen Medienangebot für die Schweiz erbringt die SRG auch ein Informationsangebot für das Ausland. Es wird je hälftig aus Bundesmitteln und der bereits reduzierten Abgabe für Radio und Fernsehen finanziert. Das Angebot umfasst die Plattformen Swissinfo und tvsvizzera.it sowie Partnerschaften mit internationalen Sendern wie TV5Monde und 3sat. Hauptbestandteil ist die Internet-Plattform swissinfo.ch mit ihren Texten, Bild-, Audio und Videobeiträgen in zehn Sprachen. Swissinfo ist nach eigener Darstellung mit seiner starken internationalen Präsenz einzigartig und wird wöchentlich im Ausland bis zu 80 Mal zitiert.
Die sechs Organisationen haben eine Petition für den Erhalt von Swissinfo und des Auslandsmandats gestartet und das Parlament aufgefordert, die geplante Streichung des Bundesbeitrags abzulehnen. "Eine Kürzung würde faktisch das Ende der unabhängigen internationalen Berichterstattung aus der und über die Schweiz bedeuten", heißt es auf der Website. Mit der Petition sollen die Politikerinnen und Politiker, die in der anstehenden Parlamentssession über das Sparpaket debattieren werden, auf die Bedeutung des Auslandsangebots aufmerksam gemacht werden.
Die Zahl der Schweizer im Ausland wächst stetig, nach Angaben von Swissinfo sind mehr als 800.000 bei Schweizer Vertretungen weltweit registriert. "Für Auslandsschweizerinnen und Auslandsschweizer sowie für ein internationales Publikum ist Swissinfo eine wertvolle Quelle für Hintergrundinformationen aus der Schweiz", sagt ASO-Direktor Lukas Weber. "Die Berichterstattung ist nuancierter und neutraler als die vieler anderer Medien." Swissinfo-Direktorin Larissa M. Bieler erklärte: "Wer das politische Geschehen aus der Distanz verfolgt, braucht Kontext, Einordnung und eine kompakte Schweizer Gesamtsicht." Swissinfo sei ein demokratisches Werkzeug für die Schweiz.
Der Bundesrat begründet die geplante Streichung damit, dass das Informationsangebot im Ausland von der beziehungsweise über die Schweiz "durch die diversen Medienkanäle bereits sehr umfassend" sei. Online-Inhalte für die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland soll es demnach weiterhin geben, jedoch innerhalb des Auftrags für die SRG. "Dieses Angebot wird kleiner und wesentlich kostengünstiger sein als zuvor", argumentiert der Bundesrat. Die Maßnahme würde die SRG insgesamt wesentlich entlasten, die ohnehin sparen müsse. Die SRG zahlt aktuell einen Beitrag in identischer Höhe wie der Bund an die Betriebskosten von Swissinfo.
Im Dezember wird zunächst der Ständerat über das Entlastungspaket 27 debattieren, der Nationalrat folgt voraussichtlich im Frühjahr 2026. Vorgesehen sind nach Angaben des Eidgenössischen Finanzdepartments Einsparungen in Höhe von 2,4 Milliarden Franken (2,6 Milliarden Euro) im Jahr 2027 und weiteren rund drei Milliarden Franken (3,3 Milliarden Euro) in den Jahren 2028 und 2029. Die Grünen, die das gesamte Paket als "ideologisch geprägtes, rückwärtsgewandtes Sparprogramm auf Kosten der nachfolgenden Generationen" ablehnen, bereiten bereits ein Referendum vor. Wenn dieses zustande kommt, werden die Schweizer voraussichtlich noch 2026 über das Entlastungspaket 27 abstimmen.
koe
Zuerst veröffentlicht 10.10.2025 09:06
Schlagworte: Medien, Schweiz, Fernsehen, Internet, Auslandsmedien, 3sat, koe
zur Startseite von epd medien