10.10.2025 08:40
Berlin (epd). Mehr als die Hälfte der Redaktionen in Deutschland (57 Prozent) will mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) Kosten senken und die Effizienz steigern. Das geht aus der Untersuchung "KI-Reifegrad-Report 2025" des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und des KI-Software-Unternehmens Retresco hervor, die am 7. Oktober in Berlin veröffentlicht wurde. Im Vorjahr waren es noch 24 Prozent. Dies bedeute, dass Budgetüberlegungen dominierten - mit klarem Fokus auf Sparpotenzialen, hieß es.
Der allgemeine Einsatz generativer KI ist demzufolge im Jahresvergleich um elf Prozentpunkte auf 96 Prozent gestiegen. Zugleich hätten 60 Prozent der befragten Medienhäuser inzwischen KI-Kennzahlen eingeführt oder planen dies - ein Plus von 47 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Dies sind etwa Leistungskennzahlen, die die Zeitersparnis in Minuten durch KI, die Anzahl der mit KI-Unterstützung generierten Artikel oder die Steigerung von Lese-Engagement und Lesedauer bewerten.
Insgesamt liege der Fokus auf internen Prozessoptimierungen. Die Entwicklung KI-basierter Angebote und Services zur Erschließung neuer Erlösquellen spiele dagegen eine nachgeordnete Rolle, so die Studie.
Mit 64 Prozent wird der Einsatz generativer KI zur Nutzerbindung als besonders vielversprechend eingeschätzt. Aktuell wird KI demzufolge vor allem in textbasierten Prozessen eingesetzt. Die KI-gestützte Bildgenerierung verzeichnet mit 38 Prozent im Jahresvergleich den stärksten Zuwachs, während der Einsatz im Audio-Bereich um sieben Prozent zurückgeht. Im Textbereich steigt die KI-Nutzung um fünf Prozent, bei Video um ein Prozent.
Zu den wichtigsten KI-Trends in den Redaktionen zählen neben der automatisierten Textgenerierung von Nachrichten und Artikeln (62 Prozent) insbesondere RAG-basierte Frage-Antwort-Systeme (60 Prozent). RAG ("Retrieval Augmented Generation") ist die Kombination von abfragebasierten Techniken mit generativen KI-Modellen. Es folgen KI-gestützte Personalisierung (58 Prozent) und sprachbasierte Ausgabeformate (47 Prozent).
KI-Agenten hingegen werden nur von 34 Prozent der Medienhäuser als relevant eingestuft. Trotz intensiver Diskussionen um neue KI-Suchen wie zum Beispiel Google AI Overviews optimieren demzufolge bislang nur 17 Prozent der Medienhäuser ihre Inhalte gezielt für diese Kanäle - während zugleich bereits 43 Prozent der Befragten einen Rückgang des organischen Google-Traffics verzeichnen.
Des Weiteren heißt es in der Studie, dass zwar bereits 60 Prozent der Medienhäuser eine KI-Strategie definiert hätten, allerdings sei sie nur 47 Prozent der Mitarbeitenden überhaupt bekannt. Auch bei der internen Akzeptanz zeigt sich laut Untersuchung ein differenziertes Bild: Während die anfängliche KI-Euphorie abebbt, ordnen sich inzwischen 69 Prozent der Mitarbeitenden neutral ein.
Holger Kansky, Leiter Digitales & Vermarktung beim BDZV, sagte: "Die Ergebnisse zeigen: KI ist in den Medienhäusern und Redaktionen angekommen, doch es braucht verbindliche Leitplanken und Qualifizierung." Wer Mitarbeitende mit praktischen Handbüchern und Hands-on-Hilfen wie Prompt-Datenbanken ausstatte, schaffe Vertrauen, Geschwindigkeit und Qualität.
Für den KI-Reifegrad-Report 2025 wurden zwischen April und Juni in einer nicht-repräsentativen Online-Umfrage 53 Führungskräfte und Redaktionsmitglieder der Medienbranche befragt.
ema
Zuerst veröffentlicht 10.10.2025 10:40
Schlagworte: Medien, Internet, Journalismus
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