Inhalte-Anbieter verlieren Reichweiten wegen KI-Suchmaschinen - epd medien

14.10.2025 13:00

Ein von den Landesmedienanstalten in Auftrag gegebenes Gutachten wirft Fragen zu Transparenz und Verlässlichkeit von in Suchmaschinen integrierten Antworten auf, die mithilfe Künstlicher Intelligenz erstellt werden. Traditionelle Suchergebnisse würden dadurch nach unten gedrängt, belegt das Gutachten des Informationswissenschaftlers Dirk Lewandowski.

Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten bei den Medientagen Mitteldeutschland 2024 in Leipzig

Berlin (epd). Die Integration Künstlicher Intelligenz (KI) in Suchmaschinen wie Google und Bing bedroht einer Untersuchung zufolge die Geschäftsmodelle von Medienunternehmen im Internet. Wie aus einem am Dienstag in Berlin von den Landesmedienanstalten vorgestellten Gutachten hervorgeht, werden KI-generierte Antworten als Fließtext oft direkt und an prominenter Stelle auf der Suchergebnisseite präsentiert. Herkömmliche Suchergebnisse in Form von Links würden nach unten gedrängt. Dadurch bestehe die Gefahr, dass die Zugriffe auf die ursprünglichen Inhalte-Anbieter drastisch zurückgehen.

Studien zeigten Traffic-Verluste für Inhalte-Anbieter in einer Spanne von 18 Prozent bis über 50 Prozent, heißt es in dem Gutachten, das der Informationswissenschaftler Dirk Lewandowski von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg erstellt hat. Das bedrohe die Refinanzierung der Inhaltsproduktion - etwa durch Werbung oder Abo-Modelle -, die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich sei.

Die KI-Anbieter tragen die Verantwortung für die Antworten.

"KI-Antworten können die Vielfalt der Positionen erhöhen, indem sie verschiedene Perspektiven und Informationen aus unterschiedlichen Quellen zusammenfassen und Nutzern in leicht verarbeitbarer Form darbieten", heißt es in dem Gutachten. Langfristig jedoch könne ein Traffic-Verlust für Inhalteanbieter dazu führen, dass die Produktion hochwertiger, vielfältiger Inhalte im Internet wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei: "Dies hätte negative Auswirkungen auf die Informations- und Meinungsvielfalt." Das Gutachten verweist indes auch darauf, dass neue Lizenzmodelle entstehen, bei denen KI-Anbieter Verlage für die Nutzung vergüten.

Eva Flecken, Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, sagte: "Wenn KI und Suche verschmelzen, wirkt sich das auf die Informationssuche im Netz von uns aus. KI-Antworten dürfen nicht vielfaltsverengend wirken, und die Anbieter tragen die Verantwortung für ihre Antworten. Wir müssen außerdem sicherstellen, dass journalistisch-redaktionelle Inhalte noch zu ihrem Publikum durchdringen und damit ihre Geschäftsgrundlage erhalten."

Datenerhebung im Mai

Die Untersuchung stützt sich nach Angaben der Landesmedienanstalten auf eine systematische Literaturrecherche und eine detaillierte Analyse der Such- und KI-Systeme Google, Bing, Perplexity.ai und ChatGPT. Dazu erfolgte die Datenerhebung im Mai 2025. Die Untersuchung bezieht sich nicht auf den von Google im Oktober auch in Deutschland eingeführten KI-Modus.

Im Gegensatz zu Google und Bing präsentieren Perplexity.ai und ChatGPT ausschließlich KI-Antworten. Dabei verzichte ChatGPT oft ganz auf Quellenangaben: "Diese Entwicklungen verdeutlichen die vielfältigen KI-Integrationsansätze und werfen Fragen zur Transparenz und Verlässlichkeit der Suchergebnisse auf", konstatiert die Untersuchung. Nach Angaben der Landesmedienanstalten wurden deutliche Unterschiede in der Darstellung, Quellenzuordnung und den Hinweisen auf die Fehleranfälligkeit der KI-Antworten festgestellt.

Die 14 Landesmedienanstalten beaufsichtigen die privaten Rundfunksender und sind auch für die Kontrolle von Telemedien, Internetplattformen und sogenannten Intermediären wie Suchmaschinen zuständig.

fu/dir



Zuerst veröffentlicht 14.10.2025 15:00 Letzte Änderung: 14.10.2025 15:48

Schlagworte: Medien, Internet, Suchmaschinen, Landesmedienanstalten, Gutachten, Vielfalt, fu, NEU

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