Weimer kündigt Eckpunktepapier für mehr Wettbewerb an - epd medien

22.10.2025 13:12

Die Zukunft der Medienlandschaft steht im Mittelpunkt der 39. Medientage München. Ob Digitalisierung, KI oder Big-Tech-Monopole: Schon der Auftaktgipfel zeigte, wie unterschiedlich die Ideen sind - von strengen Regeln bis hin zu großer Freiheit.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer am Mittwoch bei den Medientagen München

München (epd). Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hat bei den Medientagen in München ein Eckpunktepapier für mehr Wettbewerb in der Medienlandschaft angekündigt. Er sei zuversichtlich, dass die Monopole US-amerikanischer Big-Tech-Konzerne wie Google auch in den USA bald hinterfragt und aufgebrochen würden, sagte er beim Auftaktgipfel am Mittwoch. "Andernfalls verschwinden die freien Medien". Er lade die Verantwortlichen in den USA ein, das Problem gemeinsam anzugehen. In Deutschland werde man "alle Kategorien des politischen Handelns" nutzen, vom Kartellrecht über Regulatorik bis zum Steuerrecht.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte hingegen eine Balance zwischen Regeln und Regellosigkeit: "In Moral einsam sterben bringt nichts", sagte er bei der Eröffnungsveranstaltung. Gerade in der Debatte zu Regulierung und Digitalabgaben rede man "über Wettbewerber, die fünf Nummern größer sind als wir", sagte Söder mit Blick auf Google oder Meta.

Positive Entwicklung in der Filmbranche

Die Entscheidungsprozesse innerhalb der EU seien angesichts der dynamischen Entwicklungen weltweit "lächerlich" langsam, die Dimensionen "zu kleinteilig". Regulation sei nötig, aber noch wichtiger sei es, in die eigene technische Souveränität zu investieren. "Sonst haben wir null Einfluss", erklärte Söder. Der Langsamere könne nicht nur klagen, dass der Schnellere sein Tempo drosseln solle: "Wir müssen auch selbst schneller laufen."

Zufrieden zeigte sich Kulturstaatsminister Weimer mit der Entwicklung in der Filmbranche: Die Förderanträge seien zuletzt deutlich gestiegen, "die Branche fasst Mut". Vorausgegangen sei die Erhöhung der Förderquoten um 30 Prozent und die Verdoppelung der Direktförderung. Zeitgleich zu den Medientagen starte ein Sonderprogramm mit dem Titel "Liebling Kino", das Filmhäuser mit anspruchsvollem Arthouse-Programm unterstützen soll.

Kalkofe: Möglichkeit zum eigenen Denken anbieten

Auch die Qualität des Angebots und das Wechselspiel von klassischen Medien und Social Media standen im Fokus des Eröffnungsprogramms. Der Satiriker und Moderator Oliver Kalkofe betonte, dass "alle Medien eine Verantwortung gegenüber ihrem eigenen Publikum" hätten. Das gelte beispielsweise auch fürs Unterhaltungsfernsehen: Die Inflation von Reality-Formaten suggeriere dem Publikum eine falsche Wirklichkeit.

"Aber wenn wir das Publikum für dumm halten und ihm deshalb Schwachsinn anbieten, müssen wir uns am Ende nicht wundern, wenn es am Ende so dumm wird, wie wir gesagt haben", so Kalkofe. Er wünsche sich, dass Medien den Menschen wieder öfter die Möglichkeit zum eigenen Denken anbieten: "Dazu gehört, dass wir nicht immer alles vereinfachen und nicht auf jeden Empörungszug aufspringen."

Marinic: Meinungsdebatte oft zu früh

Das unterstrich Jagoda Marinic, die den ARD-Podcast "Freiheit deluxe" betreibt: Medien dürften nicht durch bloßes Meinungs-Pingpong die Polarisierung reproduzieren. "Wir haben sehr viel mehr zu diskutieren als nur Pro und Contra", sagte die Podcasterin in einer Diskussionrunde. Sie wünsche sich sowohl bei klassischen Medien als auch in Social Media mehr Ruhe, einen weiteren Blickwinkel und eine gute Informationskultur. "Oft sind wir schon in der Meinungsdebatte, bevor wir uns überhaupt die nötigen Informationen angeeignet haben", kritisierte Marinic.

Die 39. Medientage München werden von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) veranstaltet und finden vom 22. bis 24. Oktober unter dem Motto "WTFuture?!" statt. Auf fünf Bühnen diskutieren internationale Experten und Expertinnen über die Zukunft der Medien- und Kommunikationsbranche.

lbm



Zuerst veröffentlicht 22.10.2025 12:59 Letzte Änderung: 22.10.2025 15:12

Schlagworte: Medien, Medienpolitik, NEU

zur Startseite von epd medien